Was blüht – EXTRA-Ausgabe: Titanenwurz
Star des Gewächshauses ist zurück [21.06.23]
Bild: H. Dalitz
Ihre erste Blüte in Hohenheim bescherte ihr 2021 eine riesige Fan-Gemeinde. Kein Wunder: Die Titanenwurz gilt als größte Blume der Welt. Ihre bis zu drei Meter großen Blütenstände zeigen sich nur sehr selten, und wenn dann nur für rund ein bis zwei Tage – bei aasähnlichem Gestank. Wer das Schauspiel damals verpasst hat: Kein Problem! Das Hohenheimer Exemplar namens „Surprise“ macht dem Namen alle Ehre: Nur zwei Jahre nach ihrer ersten Blüte schiebt sie jetzt erneut eine Riesen-Knospe, die sich voraussichtlich in den nächsten Tagen entfaltet. Demnach scheint sie sich im Sammlungsgewächshaus der Hohenheimer Gärten pudelwohl zu fühlen! Das Ereignis kann vor Ort oder via Livestream bestaunt werden: www.youtube.com/watch
Update 23.6.2023: Es ist so weit - unsere "Surprise" öffnet ihre Blüte! Die Hohenheimer Gärten bieten daher am Wochenende Sonderöffnungszeiten für das Sammlungsgewächshaus: Fr. 23.6., 17-21 Uhr, Sa. 24.6., 10-22 Uhr und So, 25.6., 10-20 Uhr (Erna-Hruschka-Weg 2, 70599 Stuttgart).
Was blüht uns im … Juni? - EXTRA-Ausgabe
Die Titanenwurz – Amorphophallus titanum (BECC.) BECC.
2021 erhielt die Hohenheimer Titanenwurz ihren Namen: „Surprise“. Denn schließlich hatte sie für Überraschung gesorgt, als sie damals nach nur zwei Jahren in den Händen der Hohenheimer Gärten ihre erste, 1,30 Meter große Blüte entfaltete. Nun wurde sie kürzlich in einen großen 500-Liter-Topf umgepflanzt – und dankt dies prompt mit einer neuen Blüte.
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Blüte beginnt sich zu öffnen und wird am Wochenende in voller Pracht zu bewundern sein. Sonderöffnungszeiten des Sammlungsgewächshauses: - Freitag, 23.6.2023, 10.00 -21.00 Uhr
- Samstag, 24.06.2023 10.00-22.00 Uhr
- Sonntag, 25.06.2023 10.00-20.00 Uhr
- Adresse: Erna-Hruschka-Weg 2, 70599 Stuttgart
Weitere Infos der Hohenheimer Gärten YouTube-Livestream |
„Surprise“ wurde den Hohenheimer Gärten 2019 vom Palmengarten Frankfurt übergeben. Dort wurde sie ab 2003 als Sämling großgezogen. Die Knolle der Hohenheimer Pflanze wiegt derzeit rund 42 kg.
Anspruchsvolle Pflanze
Die Titanenwurz von der indonesischen Insel Sumatra ist eine botanische Sensation. Ihr entspringt die größte Blume im Pflanzenreich. In Botanischen Gärten ist sie recht selten, da die Kulturführung äußerst schwierig ist. Sie wird leicht von Fadenwürmern, den Nematoden befallen. Sie braucht ganzjährig Wärme, eine gewisse Menge an Licht und eine gute Wasserversorgung. Nach dem Blühen benötigt die Pflanze eine ausreichende Ruhezeit. Das Blühen der Titanenwurz stellt daher auch in Botanischen Gärten ein besonderes Ereignis dar.
Die Pflanze stammt aus dem westlichen Sumatra und wächst dort in Tieflandregenwäldern auf Kalkhügeln in einer Meereshöhe von 120 bis 370 m. Aufgrund der Abholzung des Regenwaldes ist der Bestand der Pflanze stark bedroht. Der italienische Botaniker Odoardo Beccari (1843-1920) entdeckte die Pflanze während einer Expedition 1878.
Sie besitzt eine unterirdische, flachrundliche, bis zu 120 kg schwere und 60-80 cm breite Knolle, lat. titanum = Riese, Titan, nach dem Vergleich der schweren Knollen mit den Geschlechtsorganen eines Riesen. Damit eine Knolle blüht muss sie mindestens 20 kg wiegen.
Zunächst entspringt der Knolle ein einziges, riesiges Laubblatt. Es erinnert in seiner Gestalt an einen kleinen Baum mit schirmförmiger Krone. Der lange Blattstiel besitzt weiße Flecken zum Vortäuschen von Flechtenbewuchs. So wird ein Baumstamm imitiert, und das dient dem Schutz vor Pflanzenfressern wie dem mittlerweile ausgestorbenen Sumatra-Nashorn.
Verwesungsgestank lockt Käfer an
Das Blatt bleibt 9-18 Monate stehen und liefert die Nährstoffe für eine neue, größere Knolle bevor es abstirbt. In unregelmäßigen Abständen von mehreren Jahren wächst anstelle eines Laubblattes ein kolossaler, bis über 3 m hoher und 1,50 m breiter Blütenstand. Der bisherige Spitzenwert dieser "größten Blüte der Welt“ wurde mit einer Kolbenhöhe von knapp 3,75 Metern im Jahr 2016 im Botanischen Garten auf Bogor, Indonesien, gemessen.
Die winzigen männlichen und weiblichen Einzelblüten stehen am Grunde des enormen, stabförmigen Blütenstandes, zu gr. ámorphus und phallós = männliches Glied, umhüllt von einem Hochblatt, der Spatha. Mit ihrer braunpurpurnen Farbe und dem üblen Aasgeruch imitiert die Blume einen verwesenden Tierkadaver und lockt kleine, nachtaktive Käfer sowie Bienen an.
Die Tiere kriechen über das Hochblatt oder die aufrechte Blütenstandsachse in das Innere der Blume hinab, um dort ihre Eier abzulegen. Dabei übertragen sie die Pollen und bestäuben die Pflanze. Nach rund zwei Tagen stirbt die Blüte, es reifen die Samen.
Text: Elsner, R. Gliniars, H. Dalitz, mit freundlicher Unterstützung der Botanischen Gärten Salzburg, und Bonn sowie dem Palmengarten Frankfurt
Fotos: H. Dalitz