Neue Strategie gegen Polarisierung der Gesellschaft  [04.09.24]

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Was lässt sich gegen die zunehmende gesellschaftliche Polarisierung bei kontroversen Themen unternehmen? Der Lösung dieser Frage gehen Forschende der Universität Hohenheim nach. Ihr Ansatz: Das Auslösen von sogenannten „intraindividuellen Konflikten“ durch Gedanken, die gar nicht oder nur schwer miteinander vereinbar sind.


Ob Klimawandel, Migration oder Gesundheitsmaßnahmen – manche Themen führen zu einer zunehmenden Polarisierung der Gesellschaft. Die Einstellungen zu solchen kontroversen Themen sind durch Argumente oft schwer zu ändern, da sie persönlich wichtige Werte betreffen. Genau hier setzt ein neues Projekt an, das von Dr. Kevin Winter vom Fachgebiet Nachhaltiges Handeln und Wirtschaften durchgeführt wird.

Wenn Menschen mit Argumenten konfrontiert werden, die ihren eigenen Einstellungen und Überzeugungen widersprechen, reagieren sie häufig mit Ablehnung. Dies kann sich auf verschiedene Weisen äußern: Manche Personen vermeiden von vornherein den Kontakt mit solchen Argumenten, andere bewerten sie als ungültig, schwach oder nicht überzeugend, und wieder andere investieren erhebliche geistige Anstrengungen, um aktiv Gegenargumente zu entwickeln und ihre eigene Sichtweise zu verteidigen.

Das Ziel des Projekts ist es, eine neue Strategie zu erforschen, um diese reflexhafte Ablehnung zu überwinden. Der Ansatz der Forschenden besteht darin, sogenannte „intraindividuelle Konflikte“ hervorzurufen – innere Widersprüche, die Menschen dazu bringen, ihre Denkweisen zu hinterfragen und geistig flexibler zu werden. Diese erhöhte Flexibilität könnte es den Menschen ermöglichen, alternative Sichtweisen zu erwägen und so einen voreingenommenen Umgang mit Argumenten zu reduzieren.

Die Forschenden wollen wissen, unter welchen Bedingungen das Auslösen von intraindividuellen Konflikten besonders effektiv ist. Ein Fokus liegt auf der Rolle der persönlichen Involviertheit: Konflikte, die für jemanden von persönlicher Bedeutung sind, könnten besonders stark dazu motivieren, die eigene Perspektive zu überdenken. Diese Art von Konflikten könnte nicht nur kurzfristig zu einer offeneren Haltung gegenüber anders gearteten Argumenten führen, sondern auch langfristige positive Effekte haben.

Das Besondere an diesem Ansatz ist seine Inhaltsneutralität: Es geht nicht darum, Menschen von einer bestimmten Position zu überzeugen, sondern zu verändern, wie sie generell mit Informationen umgehen. Ist dieser Verarbeitungsstil erst einmal aktiviert, kann er auf verschiedene andere Themen und Situationen angewendet werden und dazu beitragen, Vorurteile und Ablehnungsmuster zu durchbrechen.

Mit ihrem Projekt hoffen die Wissenschaftler:innen, wertvolle Erkenntnisse über die Mechanismen und Auswirkungen von intraindividuellen Konflikten zu gewinnen. Langfristig könnten diese Erkenntnisse dazu beitragen, Strategien zu entwickeln, die die gesellschaftliche Polarisierung verringern und öffentliche Debatten konstruktiver gestalten.

Mit einer Förderung von etwas mehr als 290.000 Euro von der Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) ist das Vorhaben ein „Schwergewicht der Forschung“ an der Universität Hohenheim.

Projekt-Steckbrief

  • Titel: Verhinderung der Ablehnung von einstellungsinkonsistenten Argumenten
  • Fördersumme: 290.299 Euro
  • Förderinstitution: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
  • Dauer: 1.10.24-30.9.27


Schwergewichte der Forschung

Als „Schwergewichte der Forschung“ gelten herausragende Forschungsprojekte mit einem finanziellen Volumen von mindestens 350.000 Euro bei den Experimental- bzw. 150.000 Euro bei den Sozial- und Gesellschaftswissenschaften.


Kontakt

Dr. Kevin Winter, Universität Hohenheim, Fachgebiet Nachhaltiges Handeln und Wirtschaften
+49 (0)711 459 24947, kevin.winter@uni-hohenheim.de

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