Investitionsrunde & Haushalt
Rektorat mildert Sparpaket ab [25.05.23]
Symbolbild: EnvatoElements | jirkaejc
Die Energiekrise ist nicht vorbei, doch die schlimmsten Szenarien sind nicht eingetreten. Auch die Energiesparmaßnahmen auf dem Campus zeigen erste Erfolge. Das Rektorat hat das Sparpaket für das Jahr 2023 deshalb jetzt nachjustiert: Einrichtungen müssen nur 15% statt 30% ihres Budgets einsparen und die aktuelle Investitionsrunde kann wie ursprünglich geplant durchgeführt werden. An ihren Energiesparzielen muss die Uni dazu aber weiter festhalten.
Im Herbst letzten Jahres sah sich die Uni Hohenheim mit einem düsteren Szenario konfrontiert: Eine Vervierfachung der Energiekosten lag im Bereich des Möglichen und hätte für die Uni einen Anstieg von 5 Mio. € (2021) auf 20 Mio. € bedeutet.
Inzwischen haben sich die Dinge ein gutes Stück zum Positiven entwickelt:
- Die Strom- und Gaspreisbremse sowie die Dezemberhilfe des Bundes haben die schlimmsten Spitzen abgefedert.
- Energiesparmaßnahmen auf dem Campus zeigen Wirkung: Bisher liegt die Uni bei ihren Einsparzielen (10% gegenüber 2021) auf Kurs. (Mehr...)
- Der Gasmarkt entspannt sich aktuell deutlich. Allerdings profitiert die Uni von den sinkenden Preisen erst in der zweiten Jahreshälfte. Aufgrund der Vertragskonstruktion muss die Uni das Gas derzeit noch zu extrem ungünstigen Konditionen abnehmen, die Ende 2022 verhandelt wurden.
- Die Uni muss keine zusätzlichen Sonderbelastungen schultern, z.B. keine Rückzahlungen ans Land wegen sinkender Studierendenzahlen ("Ausgleichsmechanismus HoFV II").
Im Moment geht das Rektorat deshalb „nur“ noch von 6,3 Mio. € aus, die 2023 zusätzlich für Strom und Gas fällig werden. Auch diese Summe könnte die Uni allerdings nicht ohne massive Einschnitte aus eigener Kraft aufbringen. Denn das System der Hochschulfinanzierung sieht weder größere Rücklagen, noch Kredite für die Universitäten vor.
„Wir sind deshalb sehr erleichtert, dass das Land die Ankündigungen für Hilfszahlungen inzwischen konkreter formuliert hat“, so Kanzlerin Katrin Scheffer. „Demnach will das Land für 40% der anfallenden Mehrkosten im Bereich Energie einspringen. Unklar ist aber immer noch, auf welche Bezugsgröße sich dieser Anteil genau bezieht. Außerdem sollen uns die Mittel erst rückwirkend im Jahr 2024 zur Verfügung gestellt werden, wenn wir die Mehrkosten konkret nachweisen können.“
Sparprogramm wird abgemildert
Ein erstes Sparpaket hatte das Rektorat bereits im November 2022 beschlossen – damals jedoch mit vielen Unsicherheiten. Wie angekündigt hat das Rektorat die Maßnahmen unter dem Licht der aktuellen Entwicklungen jetzt noch einmal neu bewertet und nachjustiert.
„Bei dem Beschluss sind wir damals schon von einem eher optimistischen Szenario ausgegangen. Denn wir wollten die Uni-Einrichtungen nicht mehr als unbedingt notwendig belasten. Stattdessen hatten wir uns vorbehalten, notfalls noch ein zweites Sparpaket aufzulegen. Nun sind wir sehr froh, dass dies nicht notwendig ist. Da die Gaspreise noch stärker gesunken sind als gedacht, können wir sogar einen Teil der ursprünglich beschlossenen Sparmaßnahmen wieder zurückzunehmen“, fasst Uni-Rektor Stephan Dabbert zusammen.
Konkret beschlossen hat das Rektorat dazu:
- Uni-Einrichtungen müssen nur 15% statt 30% ihres Jahresbudgets einsparen. Die einbehaltenen Mittel werden den Einrichtungen zeitnah zugewiesen.
- Die aktuelle Investitionsrunde kann wie ursprünglich geplant stattfinden. Das Rektorat gibt 1,5 Mio. € für beantrage Maßnahmen aus dem Bereich Großgeräte und Lehre frei (Kategorie A und B). Maßnahmen die zu Energieeinsparungen führen, genießen besondere Priorität.
Energiesparen bleibt A und O
Zu Ende ist die Energiekrise für die Uni Hohenheim damit aber noch nicht, betont Kanzlerin Katrin Scheffer:
„All unseren Berechnungen liegt zugrunde, dass wir unser Energiesparziel von 10% plus x im Vergleich zu 2021 auch wirklich erreichen. Das heißt wir dürfen mit unseren begonnenen Anstrengungen jetzt nicht nachlassen und sind weiter darauf angewiesen, dass alle Uni-Angehörigen im Alltag ihren Teil dazu beitragen. Die größte Einsparung konnten wir 2022 durch das Absenken der Heizungen im Winter erreichen. Im Sommer gilt es nun entsprechend auf Energiefresser wie Klimatisierung etc. zu verzichten, jedenfalls dort, wo sie zur Aufrechterhaltung des Betriebes nicht unbedingt notwendig ist“, so Scheffer.
Auch das Land beobachtet die Energiesparbemühungen der Hochschulen angesichts der angekündigten Hilfszahlungen genau. Das von der Politik vorgegebene Einsparziel von 20% wird die Uni Hohenheim 2023 jedoch voraussichtlich nicht erfüllen. Hierfür sind aus Sicht der Kanzlerin energetische Sanierungen notwendig. Für diese ist das Landesamt für Vermögen und Bau verantwortlich, das beim Finanzministerium angesiedelt ist.
Text: Leonhardmair