Globale Herausforderungen interdisziplinär angehen
Neuer Master Agrarbiologie [06.05.21]
Bild: Uni Hohenheim | Wolfram Scheible
Klimawandel, wachsende Weltbevölkerung, Artensterben, endliche Ressourcen: Die Herausforderungen für die kommenden Jahrzehnte sind gewaltig – und höchst komplex. Eines allerdings haben sie gemeinsam: Nachhaltige Lösungen lassen sich kaum entwickeln, ohne dabei auch den globalen Agrarsektor mit in den Blick zu nehmen. Gefragt dabei: Eine neue Generation von Expertinnen und Experten, die über klassische Disziplingrenzen hinwegdenken können. Genau solche will die Uni Hohenheim im neuen Master „Agrarbiologie“ ab Wintersemester 21/22 ausbilden. Neben den Absolvent:innen des gleichnamigen Bachelor-Studiengangs richtet sich das Angebot u.a. auch an Studieninteressierte aus den Fächern Agrarwissenschaft, Biologie, Bodenkunde, Ernährungswissenschaften, Lebensmittelwissenschaften & Biotechnologie oder Nachwachsende Rohstoffe & Bioenergie. Die Bewerbung fürs Wintersemester ist bis zum 15. Juni möglich. Eine Info-Veranstaltung findet am 17. Mai (17 Uhr) via Zoom statt.
Im Bereich Agrarwissenschaften führt die Uni Hohenheim deutschlandweit seit Jahren alle namhaften Rankings an. Einen nicht zu unterschätzenden Anteil an diesem Erfolg hat die enge Zusammenarbeit mit benachbarten Disziplinen wie der Biologie, Bodenkunde oder den Lebensmittelwissenschaften, die in Hohenheim ebenfalls stark vertreten sind.
Der interdisziplinäre Blick, der die Hohenheimer Forschung so erfolgreich macht, soll sich auch im Bereich der Lehre künftig noch stärker widerspiegeln. Dazu führen die beiden Fakultäten Naturwissenschaften und Agrarwissenschaften zum kommenden Wintersemester den neuen Masterstudiengang Agrarbiologie mit 40 Studienplätzen ein. Die Federführung liegt bei der Fakultät N.
Infos & Bewerbung |
Die Bewerbung fürs kommende Wintersemester ist bis zum 15.6. möglich: Am 17.5. findet um 17 Uhr eine virtuelle Info-Veranstaltung statt: Ansprechpartnerin
Dr. Silke Schmalholz 0711 459 23763 E-Mail |
„Wir reagieren damit auch auf eine starke Nachfrage seitens der Studierenden. Der bestehende Bachelor-Studiengang ‚Agrarbiologie‘ ist deutschlandweit einzigartig und ist bei Studieninteressierten sehr beliebt. Viele von ihnen wünschen sich, hier in Hohenheim noch ein Anschlussstudium absolvieren zu können“, berichtet Co-Studiengangsleiterin Prof. Dr. Jana Seifert vom Fachgebiet Funktionelle Mikrobiologie bei Nutztieren.
Studieninteressierte aus unterschiedlichen Bereichen willkommen
Doch der neue Masterstudiengang richtet sich bewusst auch an Absolvent:innen anderer Bachelor-Studiengänge, z.B. aus den Bereichen Agrarwissenschaft, Biologie, Bodenkunde, Ernährungswissenschaften, Lebensmittelwissenschaften, Biotechnologie, Nachwachsende Rohstoffe, Bioenergie, Umweltwissenschaften oder Geoökologie.
„Ansprechen wollen wir im Grunde alle, die mit naturwissenschaftlichen Methoden an den drängenden Herausforderungen unserer Zeit arbeiten möchten, die mit dem Agrarbereich in Zusammenhang stehen. Wir betrachten also das Agrarökosystem in seinen vielfältigen Wechselwirkungen mit Umwelt, Boden, Atomsphäre und Klima“, erklärt Co-Studiengangsleiter Prof. Dr. Andreas Schaller vom Fachgebiet Physiologie und Biochemie der Pflanzen.
Nach den einführenden Grundlagen-Modulen zu Beginn können Studierende im weiteren Verlauf des Studiums eine von drei individuellen Vertiefungsmöglichkeiten wählen. Zur Auswahl stehen: „Pflanze, Boden & Atmosphäre“, „Tiere & Umwelt“ oder „Lebensmittel & Ernährung“.
Breitgefächerte Berufsperspektiven
Ob Datenerhebung auf dem Feld, Auswertungen im Labor, Umgang mit großen Datensätzen, statistische oder biologische Interpretation von Ergebnissen: Die fachlichen Kompetenzen, die im neuen Masterstudiengang vermittelt werden, sind vielfältig – entsprechend breitgefächert sind daher auch die möglichen Berufsfelder für Absolvent:innen.
„Egal, ob man sich später eher in der Forschungsabteilung eines großen Unternehmens, in Ministerien, Behörden, Unternehmensberatungen, Forschungsanstalten oder vielleicht sogar im selbst gegründete Start-Up sieht: Die interdisziplinäre Perspektive der Agrarbiologie ist vielerorts gefragt. U.a. in Bereichen wie Umwelt- und Naturschutz, Biotechnologie, Pflanzenzüchtung, Landwirtschaft, Lebensmittelproduktion, Landesplanung, Laboranalytik, Consulting oder im Qualitätsmanagement“, fasst Prof Dr. Schaller zusammen.
Spitzenforschung made in Hohenheim
Darüber hinaus hoffen die beiden Studiengangsleiter, dass sie auch einige der künftigen Masterstudierenden für eine anschließende Promotion an der Uni Hohenheim begeistern können. Denn tatsächlich ergeben sich, je nach individueller Vertiefungsrichtung, vielfältige Anknüpfungspunkte mit hochkarätigen Forschungsprojekten.
Co-Studiengangsleiterin Prof. Dr. Jana Seifert steuert z.B. für die Vertiefungsrichtung „Tier & Umwelt“ ein Wahlmodul zur Interaktion zwischen Nutztieren und ihrem Mikrobiom bei:
„Wir erforschen hier in Hohenheim u.a. wie die Abermilliarden Kleinstlebewesen, die den Verdauungstrakt von Kühen, Schweinen oder Geflügel besiedeln, zu Tiergesundheit und Tierwohl beitragen. Ein besseres Verständnis könnte z.B. helfen, Antibiotika zu reduzieren, die Fütterung zu optimieren, Ressourcen effizienter zu nutzen und somit auch die Umweltauswirkungen zu verbessern. Hierzu entsteht in den kommenden Jahren auf dem Campus ein deutschlandweit einzigartiges tierwissenschaftliches Zentrum, das mit über 50 Mio. € von Bund und Land gefördert wird.“
Co-Studiengangsleiter Prof. Dr. Andreas Schaller bietet unter anderem ein Wahlmodul für den Bereich „Pflanze, Boden und Atmosphäre“ an, in dem es um die Interaktion zwischen Pflanzen und Schädlingen geht – einer seiner Forschungsschwerpunkte am Fachgebiet Physiologie und Biochemie der Pflanzen.
„Mein Team und mich interessiert, wie Pflanzen auf molekularer Ebene auf Schadorganismen und ungünstige Umweltbedingungen reagieren. Hierzu konnten wir in den letzten Jahren sehr spannende neue Erkenntnisse publizieren, die unser grundlegendes Verständnis dieser Prozesse enorm erweitert haben. Im Studiengang Agrarbiologie wollen wir den aktuellen Stand der Forschung vorstellen, um ihn für nachhaltige Strategien beim Management von Agrarökosystemen fruchtbar zu machen.“
Text: Leonhardmair