Alumni-Steckbrief: Christian Eichert  [18.06.18]

Dr. Christian Eichert, Geschäftsführer von Bioland Baden-Württemberg | Bildquelle: privat

Der Absolvent der Agrarwissenschaften sitzt heute an wichtigen Schlüsselpositionen für die Themenbereiche Ökologischer Anbau und Nachhaltige Entwicklung in Baden-Württemberg.

In loser Folge veröffentlichen wir kurze Porträts von ehemaligen Studierenden der Universität Hohenheim.

Name

Dr. Christian Eichert

Studienfach

 
  • 1997-2000 Vordiplom Agrarwissenschaft
  • 2000-2002 Wechsel in den neu etablierten Masterstudiengang Agricultural Economics
 

Studienzeit

 
  • 1997 bis 2002
  • 2002 bis 2010 Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachgebiet Produktionstheorie und Ressourcenökonomik im Agrarbereich
 

Heute bin ich

  • Geschäftsführer von Bioland Baden-Württemberg
Weiteres Engagement:
  • seit 2010 Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau
  • Beirat der Marketing- und Absatzförderungsgesellschaft für Agrar- und Forstprodukte aus Baden-Württemberg
  • Sprecher des Aktionsbündnisses für eine Gentechnikfreie Landwirtschaft in Baden-Württemberg
  • seit 2012 Berufenes Mitglied des Beirats für Nachhaltige Entwicklung Baden-Württemberg
 

Mein beruflicher Lebensweg hat mich hierhin geführt:
Im Sommer 2010 wurde ich Geschäftsführer von Bioland Baden-Württemberg. Bioland ist mit 1.588 landwirtschaftlichen Erzeugerbetrieben und gut 350 Partnern aus Verarbeitung und Handel der mit Abstand bedeutsamste ökologische Anbauverband in Baden-Württemberg und seit dem Jahr 1971 dem Thema Nachhaltigkeit verpflichtet. Neben meiner Tätigkeit bei Bioland bin ich ebenfalls seit 2010 Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau. In dieser Funktion vertrete ich den Sektor in den für die Agrar- und Umweltpolitik relevanten politischen Gremien der Landesverwaltung, namentlich im Beirat zu Umwelt- und Naturschutzfragen, sowie im Begleitausschuss zum Maßnahmen- und Entwicklungsplan Ländlicher Raum Baden-Württemberg. Zudem bin ich Beirat der Marketing- und Absatzförderungsgesellschaft für Agrar- und Forstprodukte aus Baden-Württemberg, sowie einer von drei Sprechern des Aktionsbündnisses für eine Gentechnikfreie Landwirtschaft in Baden-Württemberg. Seit 2012 bin ich berufenes Mitglied des Beirats für Nachhaltige Entwicklung Baden-Württemberg.

Mein Tipp für den Start ins Berufsleben
Nach meiner Erfahrung haben diejenigen eine gute Chance im Berufseinstieg, die sich neben dem offiziellen Hochschulcurriculum auch „über den Tellerrand“ schlau gemacht und jede Menge Praxiserfahrung gesammelt haben. Viele Unternehmen und Organisationen legen heute Wert darauf, „reife“ Persönlichkeiten an Bord zu nehmen, die mehr als einen stromlinienförmigen Lebenslauf vorweisen können. Auch Brüche im Lebenslauf tun meiner Meinung nach einer Karriere keinen Abbruch, sofern sie plausibel erklärt werden und ein Lernen nach einem möglichen Scheitern erkennbar ist. Ich persönlich lege insbesondere bei der Besetzung zentraler und verantwortungsvoller Positionen Wert auf ein handschriftliches Motivationsschreiben: Was auf den ersten Blick antiquiert daherkommt – in der Praxis zeigt sich, dass der/die BewerberIn durch seine/ihre Handschrift „etwas zu sagen hat“ und eine echte Motivation für die ausgeschrieben Position im Unternehmen plastisch erkennbar wird. 

Diese Fähigkeiten aus meiner Studienzeit haben mir für meinen Berufsweg am meisten genützt
Ein halbjähriges Pflichtpraktikum war bei mir noch verpflichtend – Hohenheim sollte dies insbesondere im Bereich der Agrarwissenschaften unbedingt wieder einführen. Ohne selbst in der Praxis tiefgehende Erfahrungen gesammelt zu haben, würden mir insbesondere in der politischen Debatte in Stuttgart viele Argumente fehlen. Generell sollte im Bereich der Agrarwissenschaften der Praxisbezug eher intensiviert und mehr Exkursionen eingeplant werden.  Bereichernd war für mich die fachliche Vielfalt im Grundstudium Agrar – Kenntnisse von der Meteorologie über die Grünlandlehre bis hin zur Anatomie und Physiologie der Haustiere sind bis heute kein Schaden! Als Wissenschaftlicher Mitarbeiter konnte ich weitreichende Erfahrungen in den Bereichen Didaktik, freie Rede, Methodik wissenschaftlichen Arbeitens, im Leiten von Projekten und in der Betreuung studentischer Abschlussarbeiten sammeln. Zudem hatte ich in meinem Doktorvater Stephan Dabbert eine bis heute für mich menschlich prägenden und fachlich klugen Lehrmeister. Unter anderem dieser Erfahrungsschatz bildete die Grundlage, um direkt nach der Uni als Geschäftsführer ins Berufsleben einsteigen zu können.

Mein berufliches Netzwerk ist wichtig für mich:
Bis heute verfüge ich – ausgehend von meinen Hohenheimer Kontakten – über ein dichtes Netzwerk an Freunden, Bekannten, KollegInnen und ehemaligen Studierenden. Mittlerweile treffe ich viele meiner damaligen „Schäflein“ in relevanten Positionen der Agrar- und Ernährungswirtschaft, aber auch im politischen Umfeld wieder. Es macht die Dinge sehr viel leichter, wenn schon eine Basis und ein Vertrauensverhältnis bestehen. Auf eine solche menschliche Basis lässt sich sehr leicht aufbauen.

Meine nächsten beruflichen Ziele
Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Deutschland befindet sich momentan in einer spannenden Umbruchsphase. Im Jahr 2017 haben bundesweit über 7.600 landwirtschaftliche Erzeugerbetriebe ihre Hoftore für immer geschlossen. Demgegenüber haben weit über 2.000 Landwirtinnen und Landwirte ihren Hof auf ökologische Erzeugung umgestellt. Das klassische landwirtschaftliche Mantra „Wachse oder weiche“ wird immer mehr ersetzt durch „Werde Bio oder weiche“. Alleine in Baden-Württemberg stellt derzeit täglich ein Betrieb seine Wirtschaftsweise auf ökologisch um. Der deutsche Ökomarkt wächst seit dem Jahr 2000 jährlich zweistellig und auch in der Fläche ist der Trend zu mehr „Öko“ seit über drei Jahren ungebrochen. Anfang 2018 verkündete Landwirtschaftsminister Peter Hauk, dass das Land Baden-Württemberg sich zum Ziel gesetzt hat, 30 Prozent Ökolandbau bis zum Jahr 2030 zu erreichen. Diesen Weg des Umbruchs und Wandels aktiv mitzugestalten und gemeinsam mit der Politik einen klugen und für die Erzeuger und Marktakteure verlässlichen ökonomischen Rahmen zu schaffen ist eine Herausforderung, an der ich auch in Zukunft sehr gerne mitwirken möchte.

Daran denke ich gerne zurück
Hohenheim steht für mich in der Rückbetrachtung auf meine Studentenzeit für eine spannende WG-Phase mit vielen wechselnden Mitbewohnerinnen und spannenden soziologischen Erfahrungen, für jede Menge TMS und Cafete, prägenden ProfessorInnen und dem Aufbau eines reichen Wissens- und Erfahrungsschatzes. Als Wissenschaftlicher Mitarbeiter prägend waren die vielen Vorlesungen und Übungen, die ich anleiten durfte, die Gespräche aber auch Staffelläufe im wunderschönen Schlosspark und der Blick aus meinem Büro im Ostflügel mit lautem Vogelgezwitscher im Sommer. Wenn ich heute nach Hohenheim komme ist es wie ein Nach-Hause-Kommen – insbesondere wenn ich an der Kasse in der Mensa jedes Mal freudig begrüßt und nach der Familie gefragt werde.

 

 

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