Alumni-Steckbrief: Marina Juchheim [01.06.21]
Foto: Universität Hohenheim / Marina Juchheim
"Tu, was du tun musst, bis du tun kannst, was du tun willst."
Name | Marina Juchheim |
Studienfach in Hohenheim
| Kommunikationswissenschaft |
Studienzeit in Hohenheim | 2011 - 2015 |
Heute bin ich
Social-Media-Managerin & Geschäftsführerin der Social-Media-Agentur "allsocialmedia" in Stuttgart
Die Geschäftsidee:
Wir heben uns von anderen Social-Media-Agenturen dahingehend ab, dass wir keine fixen Leistungspakete verkaufen, sondern mit unserem Stundensatz-Modell sehr individuelle und auf die Kundenbedürfnisse zugeschnittene Leistungen anbieten können. Das bedeutet, dass wir anhand eines Briefings mit dem Kunden festzurren, welche Social-Media-Leistungen er benötigt, woraus wir ein monatliches Stundenkontingent und Budget ableiten. Der Kunden bekommt auf diese Weise nur das, was er wirklich braucht und hat die volle Kostenkontrolle.
Hinzu kommt, dass ein Kunde die Möglichkeit hat, die Betreuung der Social-Media-Präsenzen komplett an uns outzusourcen oder sich aber auch von uns schulen zu lassen, wenn er Social Media inhouse und eigenständig betreiben will. Auf diese Weise hat jeder unserer Kunde einen unterschiedlichen Leistungsumfang: der eine braucht beispielsweise ausschließlich Community Management, der andere Content, wieder ein anderer möchte eine Social-Media-Schulung mit einem daran anschließenden Coaching. Am Ende des Tages soll der Kunde das bestmögliche Ergebnis bekommen.
Was treibt Sie als Gründerin an:
Ich habe in den letzten drei Jahren festgestellt, dass ich als Unternehmerin besser "funktioniere" als in einem Angestelltenverhältnis. Wenn ich selbstbestimmt arbeiten, gestalten und meine eigene Chefin sein kann, bin ich erfolgreicher als in starren Strukturen, die ich in Unternehmen häufig vorfand. Meine Firma wachsen zu sehen (im März haben wir unseren ersten Praktikanten) und die Grenzen des Möglichen jedes Jahr ein Stück weiter zu versetzen, treibt mich am meisten an und gibt mir das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein.
Natürlich bedeutet ein Unternehmen zu führen manchmal bis in die Nacht und auch am Wochenende zu arbeiten, die Buchhaltung selbst zu machen und auch Sorgen zu haben, die ich als Angestellte nie hatte. Aber zufriedene Kunden und ein weitestgehend selbstbestimmtes Leben führen zu können, wiegen die anstrengenden Aspekte um ein Vielfaches wieder auf.
Mein Tipp für den Start ins Berufsleben
Da ich nach dem Studium einen sehr holperigen Start ins Berufsleben hatte, ist mein Tipp: Tu, was du tun musst, bis du tun kannst, was du tun willst.
Ich hatte mein Studium mit Ende 20 angefangen, um mich beruflich noch einmal neu zu orientieren. Nach dem Studium war ich mit Anfang 30 als unverheiratete Frau und ohne Kinder natürlich nicht gerade der Traum der Personaler (völlig egal, ob ich Kinder wollte oder nicht). Ich musste auch feststellen, dass es nicht zählte, dass ich bereits eine abgeschlossene Berufsausbildung und Berufserfahrung hatte. Hinzu kam, dass ich aus keinem Akademiker-Elternhaus komme und keinerlei Vitamin B mitbrachte. Folglich hatte ich in den ersten Jahren ein paar schlechte bezahlte Jobs, die mich zudem in meinen Karriere-Ambitionen nicht zufriedenstellten. Außerdem musste ich schmerzlich feststellen, dass die Richtung, die ich während des Studiums eingeschlagen hatte, nämlich in die PR zu gehen, letzten Endes doch nicht so gut zu mir passte. Bis zu meiner Selbstständigkeit habe ich also einen längeren, nicht immer angenehmen Findungsprozess durchlaufen.
Wichtig ist, an die eigenen Fähigkeiten, Ambitionen und Ziele zu glauben – und wenn einem das selbst einmal nicht gelingt, ist es wichtig, sich mit Menschen zu umgeben, die das tun.
Außerdem ist Handeln wichtig: Weniger Grübeln und mehr Machen. In meinem Bekanntenkreis beobachte ich, wie der ein oder andere zwar gerne gründen möchte, aber zögerlich ist und lieber noch das zehnte Seminar zur Erstellung eines Business-Plans besucht. Natürlich sind eine gesunde Vorsicht und vorausschauendes Planen bei weitreichenden Entscheidungen zur eigenen beruflichen Laufbahn wichtig. Aber genauso wichtig ist es, irgendwann loszulaufen und dann zu springen.
Diese Fähigkeiten aus meiner Studienzeit haben mir für die Gründungsphase am meisten genützt
Definitiv Selbstdisziplin und Zeitmanagement. Es gründet sich schon ein kleines bisschen einfacher, wenn man vorab weiß, dass man in der Lage ist, über mehrere Wochen eigenständig für Prüfungen zu lernen oder an der Abschlussarbeit zu schreiben. Auf das Berufsleben übertragen bedeutet das, Projekte in Eigenregie anzuschieben, Deadlines im Auge zu behalten und vor allem auch einzuhalten. Rechtzeitig mit anstehenden Aufgaben zu beginnen bzw. die Erledigung der Aufgaben so zu organisieren, dass man nicht unnötig Nacht- oder Wochenendschichten einlegen muss. Prokrastinieren habe ich mir nie „angewöhnt“ und ist auch bei der Führung eines Unternehmens keine gute Idee. Und ich habe festgestellt, dass Zuverlässigkeit und Schnelligkeit überraschend oft Wettbewerbsvorteile sind.
Wie hat das Studium in Hohenheim Sie und Ihre Aktivitäten beeinflusst:
Das Studium in Hohenheim hat für einiges, was ich heute tue, den Grundstein gelegt. Während meines Semesterpraktikums habe ich beispielsweise meinen Mann kennengelernt, der mich seit 2020 in der Agentur unterstützt, nachdem ich die gute Auftragslage nicht mehr allein stemmen konnte.
Und während des Studiums habe ich einen Werkstudentenjob in einer kleinen PR-Agentur angefangen, der nach dem Studium in ein Volontariat überging. Wie oben schon beschrieben, war die PR zwar letzten Endes nicht das Richtige für mich. Nichtsdestotrotz habe ich aber in dieser Zeit das Agenturleben aus nächster Nähe kennengelernt. Ich habe das Handwerk des Textens lernen dürfen und auch Einblicke in betriebswirtschaftliche Abläufe bekommen. Von diesen Erfahrung profitiere ich heute noch.
Mein berufliches Netzwerk ist wichtig für
Netzwerken fällt vielen Frauen leider noch sehr schwer – da nehme ich mich nicht aus. Klar, Praktika und Werkstudentenjobs sind eine gute Möglichkeit, neue und ggf. auch wichtige Leute in der Berufswelt kennenzulernen, die Student:innen neben Studentenorganisationen oder auch einem Erasmus unbedingt nutzen sollten! Aber die Bedeutung und Wichtigkeit des Netzwerkens ist mir erst so richtig bewusst geworden, nachdem ich mich selbstständig gemacht habe.
Netzwerken ist natürlich für die Kundenakquise wichtig, aber nicht nur dafür! Es geht auch darum, ein Netzwerk aus Partnern aufzubauen. Bei Akquise-Terminen bekommen wir häufig die Frage gestellt, ob wir auch SEO, SEA, PR oder Webdesign anbieten. Für solche Anfragen ist es wichtig, auf ein Netzwerk aus Experten zurückgreifen zu können, die Leistungen anbieten, die wir nicht abdecken. Vielen Kunden ist es wichtig, verschiedene Leistungen aus einer Hand zu bekommen und sind froh, wenn wir eine Empfehlung aussprechen können.
Darüber hinaus habe ich über ein Frauennetzwerk meine Mentorin kennengelernt. Mir ist es sehr wichtig, mich zum einen beruflich und persönlich weiterzuentwickeln und zum anderen die Arbeitswelt besser zu verstehen, die häufig stark von Männern geprägt und dominiert ist. Meine Mentorin hat mir mit ihrer weiblichen Sicht auf die Arbeitswelt in Führungsetagen und mit ihren vielen Jahren an Berufserfahrung schon einige Aha-Erlebnisse beschert.
Was bewegte Sie beruflich in den letzten Monaten
Das Thema Mitarbeiter einstellen mit allem was damit zusammenhängt: Führung von Mitarbeitern, Lohnbuchhaltung usw. Und außerdem überlegen wir, dieses Jahr in eine GmbH umzufirmieren, was natürlich administrativen Aufwand mit sich bringt.
Zudem ist die Pandemie auch noch nicht ausgestanden. Bisher können wir glücklicherweise sagen, dass uns die Coronakrise zwar durchgerüttelt, aber so gut wie gar nicht geschadet hat – wofür ich jeden Tag sehr dankbar bin. Dennoch lehrt mich die Pandemie, dass nichts selbstverständlich ist und dass ich als Unternehmerin auch zwingend auf schlechte Zeiten vorbereitet sein muss.
Meine nächsten beruflichen Ziele
Ich möchte gerne den Schulungsbereich weiter ausbauen, da es mir großen Spaß macht, anderen Menschen Social Media näherzubringen. Am glücklichsten bin ich, wenn ein Schulungsteilnehmer oder Kunde nach der Schulung richtig Feuer gefangen hat und gleich loslegen möchte.
Daran denke ich gerne zurück, wenn ich mich an mein Studium in Hohenheim erinnere
Ich habe in Hohenheim tolle, neue Menschen kennengelernt. Die Freundschaften dauern bis heute an und ich stelle immer wieder fasziniert fest, wie jeder von uns seinen eigenen Weg geht. Außerdem fand ich den Campus sehr schön, in Hohenheim habe ich mich immer sehr wohl gefühlt.