Probleme in Wohnheimen
Instagram-Umfrage zeigt Unzufriedenheit [21.07.23]
Wohnheime "Schwerzstraße 1-3" am Rand des Goldenen Ackers. Rechts Gebäude 3, das frisch kernsaniert wurde. Links Gebäude 2, das derzeit leer steht und entkernt wird. Dazwischen im Hintergrund Gebäude 1, das durch die Bauarbeiten in Mitleidenschaft gezogen ist. Bild: Uni Hohenheim.
Schimmel, Internet-Ausfälle, Ungeziefer: Eine Instagram-Umfrage der Social Media-Redaktion der Uni Hohenheim legt nahe, dass diese Probleme in den Wohnheimen des Studierendenwerks keine Einzelfälle sind. Als Folge von Sanierungsarbeiten in benachbarten Wohnheimen war es in der Schwerzstraße 1 außerdem immer wieder zu Wasser-Ausfällen gekommen. Das Studierendenwerk verspricht Wege zu suchen, um die Kommunikation mit den Studierenden zu verbessern und die Probleme in den Griff zu bekommen. Den Vorschlag einer Wohnheimversammlung will das Studierendenwerk im Moment aber nicht aufgreifen. Switch to English Version: www.uni-hohenheim.de/index.php
Aus Anlass der Berichterstattung der Stuttgarter Zeitung, des SWR und des Hohenheimer Online-Kuriers hat die Social Media Redaktion der Uni Hohenheim Anfang Juli eine Umfrage auf Instagram gepostet, um ein Stimmungsbild unter den Studierenden zu erheben.
Die Umfrage ist nicht repräsentativ. Dennoch lassen die Ergebnisse auf eine weit verbreitete Unzufriedenheit schließen: Insgesamt gaben 301 Teilnehmer:innen an, in einem Wohnheim des Studierendenwerks zu wohnen. Davon antworteten 75%, selbst von Problemen betroffen zu sein.
Zahlreiche Teilnehmer:innen, nutzten die Möglichkeit, in einem offenen Fragefeld oder per Direktnachricht ihre Probleme genauer zu beschreiben. Insgesamt gingen 47 Meldungen bei der Social Media Redaktion ein. Am häufigsten genannt wurden dabei Probleme mit der Wasser-Versorgung, Schimmel und Internet-Ausfälle, gefolgt von Ungeziefer und Ratten.
Mehrere Personen beklagen darüber hinaus langsame oder fehlende Reaktion bei Mängelmeldungen. Zum Beispiel: „Die [Formulare für Mängelmeldungen] sind oft leer und werden nicht nachgefüllt. Und wenn man was ausfüllt und beim Hausmeister reinschmeißt, wird das oft einfach ignoriert.“
Kontakt Wohnheimverwaltung |
Besuchszeiten: - Di: 13:00 - 15:00 Uhr
- Mi, Do: 10:00 - 12:00 Uhr
- Kirchnerstraße 5
Kontakt bei Internetproblemen: |
Vereinzelt beschwerten sich die Teilnehmer:innen allerdings auch über Mitbewohner:innen. Zum Beispiel: „Noise, disrespect, parties at very late time, non responsibility“. „There are parties everynight, that make it impossible to sleep“.
Studierendenwerk bittet um direkte Kontaktaufnahme
Die Redaktion des Hohenheimer Online-Kuriers hat die Ergebnisse der Umfrage anonymisiert an das Studierendenwerk weitergeleitet. Dort nehme man die Situation sehr ernst, habe aber eine andere Wahrnehmung.
„Ich kann versichern, dass unsere Wohnheimverwaltung alles dafür tut, gemeldete Fälle umgehend zu prüfen und eventuelle Mängel zu beseitigen. Niemand wird im Stich gelassen. Es betrübt uns daher zu sehen, wie viele Studierende offenbar unzufrieden mit ihrer derzeitigen Wohnsituation sind. Etwas erstaunlich ist aber, dass nur ein kleiner Bruchteil dieser Studierenden auch wirklich aktiv die Kommunikation mit dem Studierendenwerk, den Hausmeistern oder der Wohnheimverwaltung sucht und diese Probleme meldet“, so Philipp Mang, Pressesprecher des Studierendenwerks Tübingen-Hohenheim.
Neben den Formularen für Mängelmeldung sei die Wohnheimverwaltung auch per Email, Anruf sowie im Rahmen der Sprechzeiten oder bei einem individuell vereinbarten Termin vor Ort erreichbar. Bei Problemen mit dem Internet sei der „Netz AK“ die erste Anlaufstelle für Studierende. Der ehrenamtliche Arbeitskreis kümmere sich im Auftrag des Studierendenwerks um eine stabile Netzversorgung und helfe Nutzer:innen bei Problemen.
Was Probleme mit Ungeziefer betrifft, appelliere das Studierendenwerk mit Nachdruck an die Hygiene der Studierenden in den Wohnheimen.
Derzeit keine Wohnheimversammlung geplant
In der Instagram-Umfrage bekundeten 150 Personen Interesse an einer Wohnheimversammlung oder einem Online-Meeting, um gemeinsam über die aktuellen Probleme zu sprechen. Das Studierendenwerks zieht ein solches Format im Moment allerdings nicht in Betracht. Stattdessen wolle man eigene Vorschläge erarbeiten, wie der Austausch mit den Studierenden verbessert werden kann.
„Die starke Berichterstattung in den letzten Wochen haben wir bereits zum Anlass genommen, selbst in die kommunikative Offensive zu gehen. Wir haben damit begonnen, die Bewohner:innen einzelner Wohnheime zu kontaktieren und um Feedback hinsichtlich Schimmel usw. zu bitten. Dies wollen wir weiter ausbauen“, so Mang.
Zugleich bittet Mang die Studierenden um etwas Geduld. Als Konsequenz aus aktuellen Vorfällen und Beschwerden seien bereits Veränderungen angestoßen worden. Die Umsetzung benötige jedoch etwas Zeit. Hinzu komme die große Schwierigkeit, zeitnah Fachfirmen zu finden, die sich um die Beseitigung von Mängeln kümmern. Die Wohnheimverwaltung wolle deshalb auch prüfen, ob Studierende bei längeren Wartezeiten eine Zwischenmeldung erhalten können.
Hintergrund: Wasser-Ausfälle
Das Studierendenwerk will die Situation in alten Wohnheimen mittelfristig grundlegen verbessern und nimmt dazu aktuell rund 14 Mio. € in die Hand. Die häufige Unterbrechung der Wasserversorgung in der Schwerzstraße 1 steht nach Angabe des Studierendenwerks unmittelbar in Zusammenhang mit den Sanierungsarbeiten.
Eines der beiden Häuser – die Schwerzstraße 3 – ist bereits fertig saniert. Bei einem weiteren – der Schwerzstraße 2 – laufen die Bauarbeiten noch. Als Teil der Sanierung sei die Warmwasserversorgung umgestellt worden, die auch das unsanierte Haus mitversorgt. Dort seien allerdings noch alte Kunststoffrohre verlegt, die auf die Anforderungen der neuen Anlage nicht ausgelegt seien. Ein Umstand, den auch die Fachfirmen nicht vorhergesehen hätten.
Nach mehreren Wochen intensiver Suche sei es nun gelungen, ein Ingenieurbüro zu finden, dass die Rohre der alten Wohnheime begutachtet und eine Lösung erarbeitet.
Sollte das Wasser noch einmal ausfallen bietet die Uni den betroffenen Studierenden an, die Duschen und WCs in der Sporthalle zu nutzen. Anders als der Name vermuten lässt, ist das Studierendenwerk selbst nicht Teil der Uni, sondern ein unabhängiges Unternehmen. Vor allem im operativen Geschäft handelt das Studierendenwerk völlig eigenständig.
Text: Leonhardmair