Marode Uni-Gebäude

Unis prangern Sanierungsstau an  [20.10.17]

Bild: Uni Hohenheim | Töpfer

Landesweit fehlen rund 9,5 Milliarden Euro für Instandhaltung und Modernisierung der Uni-Gebäude und Kliniken – und von Jahr zu Jahr werde der Nachholbedarf größer: In einer gemeinsamen Presseerklärung schlagen die 9 Landes-Unis nun Alarm. Neben fehlenden Investitionen beklagen die Rektoren dabei auch zu viel Bürokratie beim Bauen. Von der Politik fordern sie, die Umsetzung eines 12-Punkte-Programms für den Hochschulbau.


Ein Großteil der Uni-Gebäude in Baden-Württemberg stammt aus den 60er und 70er Jahren. Aus Sicht der Unis sind anfallende Sanierungsmaßnahmen seitens des Landes in der Vergangenheit in vielen Fällen verschleppt worden.

Diese Klage ist nicht neu. Nun stützen sich die Rektoren dabei jedoch auf aktuelle Zahlen und die Empfehlungen eines externen Expertengremiums, das auf Initiative der Landesrektorenkonferenz eingerichtet wurde.

Nachholbedarf hat sich in 15 Jahren mehr als verdoppelt

Laut eines Berichts der Kommission zur Finanzierung des universitären Hochschulbaus in Baden-Württemberg habe sich der Sanierungsbedarf an den Unis (ohne Kliniken) innerhalb von 15 Jahren mehr als verdoppelt. Das Budget für Neubauten, die aufgrund des Uni-Wachstums notwendig werden, ist hierbei ausdrücklich nicht eingerechnet.

Die Uni Hohenheim liegt demnach voll im Trend: Während sich der Sanierungsbedarf auf dem Campus 2002 noch auf rund 154 Mio. € belief, wären inzwischen 337 Mio. € notwendig, um die Hohenheimer Gebäude zu sanieren und zu modernisieren.

Neben den fehlenden Investitionen seitens des Landes klagen die Unis auch über unnötige Bürokratie.

Prof. Dr. Wolfram Ressel, Vorsitzende der Landesrektorenkonferenz und Rektor der Uni Stuttgart, betont: „Der Bericht ist ein Weckruf an die Politik, hier tätig zu werden. Wir brauchen nicht nur Mittel für die Sanierung und für den Neubau von Gebäuden, wir brauchen auch die Möglichkeit, selbst als Bauherren tätig zu werden. Das verwehrt uns das Finanzministerium seit Jahren, obwohl wir viele Gebäude zum großen Teil oder sogar ganz aus eigenen Mitteln bezahlen, die eigentlich für Forschung und Lehre gedacht sind.“

12-Punkte-Plan für Hochschulbau

Die Kommission für Hochschulbau in Baden-Württemberg unter Leitung des Generalsekretärs der Volkswagenstiftung, Dr. Wilhelm Krull, empfiehlt dem Land einen 12-Punkte-Plan.

Die 12 Punkte im Einzelnen:

  1. Erste Priorität muss es sein, den aufgelaufenen Sanierungs- und Modernisierungsstau zügig und effizient abzubauen. Darüber hinaus sollten soweit wie möglich weitere strategisch bedeutsame Zukunftsinvestitionen in die baulich-technische Infrastruktur getätigt werden.
  2. Es ist notwendig, stärker als bisher übergreifend strategisch zu planen, bestehende Standorte weiterzuentwickeln und zu profilieren.
  3. Planung, Genehmigung und Umsetzung von Bauvorhaben zwischen den Beteiligten sollten besser koordiniert, schneller durchgeführt und verbindlicher gestaltet werden.
  4. Die Universitäten müssen die sich wandelnden Forschungserfordernisse und die digitale Infrastruktur in die weitere Planung von Anfang an einbeziehen.
  5. Bei der Nutzung von Gebäuden kann die Effizienz erheblich gesteigert werden.
  6. Es erscheint wünschenswert, den Universitäten innerhalb eines definierten Rahmens die Bauherreneigenschaft zu übertragen.
  7. Es gilt, ein professionelles Cash-Flow-Denken zu etablieren.
  8. Zuwendungsgeber und Universitäten müssen künftig mit auskömmlichen Overheads planen.
  9. Es ist geboten, Betreibermodelle stärker als bisher in den Blick zu nehmen und Bauunterhaltskosten von Anfang an einzuplanen.
  10. Das Land sollte gemeinsam mit den Universitäten eine proaktive Fundraising-Strategie entwickeln und sie durch Matching Funds attraktiv gestalten.
  11. Alternative Finanzierungsmodelle sollten erprobt werden.
  12. Das Kooperationsverbot im Hochschulbau sollte aufgehoben und das Zusammenwirken von Bund und Ländern im gesamten Bereich der Infrastrukturplanung und -finanzierung neu gestaltet werden.

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