Intensivkurs für Flüchtlinge

Geflüchtete bereiten sich auf Studium in Hohenheim vor  [06.06.16]

Neue Perspektive: Bis Weihnachten wollen sie in der Lage sein, ein Studium auf Deutsch zu bestreiten. 17 Flüchtlinge aus Syrien, Kamerun oder Afghanistan beginnen heute an der Uni Hohenheim mit einem speziell entwickelten Sprachkurs, der sie auf dieses Ziel intensiv vorbereitet.

 

Heyam Salaymeh ist vor 8 Monaten aus Homs nach Deutschland geflüchtet. Ihre Zeit in Waiblingen hat die junge Syrerin intensiv genutzt. Mit Hilfe einer privaten Lehrerin hat sie so gut Deutsch gelernt, dass ein Interview völlig problemlos möglich ist.

Ebenso wie die anderen Kursteilnehmer fieberte sie dem heutigen Tag schon lange entgegen: „Ich habe bereits in Syrien Biologie studiert und möchte jetzt so schnell wie möglich daran anknüpfen. Der Sprachkurs bringt mich diesem Ziel einen Schritt näher.“

Auch der Shehada Al Omar, der sein Agrarwissenschaftsstudium in Syrien wegen des Bürgerkriegs abgebrochen hat,  ist hoch motiviert. Nach 15 Monaten in Deutschland und einem abgeschlossenen Integrationskurs freut er sich, dass es endlich weitergeht.

Studentisches Engagement

Ob Begegnungs-Café in der TMS oder Tandem-Börse: Mehrere studentische Initiativen unterstützen Geflüchtete, die in der Nähe des Campus untergebracht sind.

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Wunschstudium in Stuttgart

Neben dem eigentlichen Spracherwerb bedeutet der Kurs an der Uni Hohenheim für die 17 Teilnehmer auch ein Stück neuer Alltag in der Fremde. Bis Weihnachten werden sie 5-mal pro Woche von 9-13 Uhr im Seminarraum im Euroforum zusammen lernen.

Das Kursziel: deutsche Fachliteratur lesen, ein Referat halten oder eine wissenschaftliche Arbeit auf Deutsch verfassen können. Am Ende steht der Studierfähigkeitstest „TestAS“ („Test für Ausländische Studierende“) – eine Prüfung, die auch für Geflüchtete verbindlich ist.

Ein Großteil der Teilnehmer will 2017 ein Studium an der Uni Hohenheim beginnen. Doch auch Geflüchtete, die sich für technische Studiengänge der Uni Stuttgart interessieren, sind im Kurs vertreten. Denn bislang gibt es an anderen Unis in Baden-Württemberg noch kaum vergleichbare Angebote.

Mehr als ein Deutschkurs

Dabei will der Kurs nicht nur Deutsch vermitteln. „Konzeptionell haben wir das Angebot speziell auf die Situation der jungen Flüchtlinge mit akademischem Hintergrund zugeschnitten“, erklärt Prof. Dr. Andreas Pyka als Prorektor für Internationalisierung der Universität Hohenheim.

Unter anderem soll der Kurs zum Beispiel auch auf die Besonderheiten des Uni-Lebens in Deutschland vorbereiten. Für dieses Konzept erhält die Uni Hohenheim knapp 38.000 € vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) aus dem Integra-Programm.

Organisatorische Herausforderungen


Der Kurs ist nicht nur für die Teilnehmer fordernd: „Trotz gutem Willen aller Beteiligter gibt es im Detail dann doch immer wieder neue formale Hürden – vor allem zu Themen, die die Universität Hohenheim nicht alleine entscheiden kann“, erklärt Benjamin Gehring, Leiter des Akademischen Auslandsamts an der Uni Hohenheim.

Weil die Teilnehmer offiziell noch keine Studierenden sind, können sie beispielsweise bislang noch nicht von vergünstigtem Mensa-Essen oder dem Studierenden-Ticket profitieren.

„Aber auch, wenn noch Fragen offen sind: Wir sind glücklich, dass es nun endlich losgehen kann und wollen die offenen Fragen lieber auf dem Weg lösen, statt länger zu warten“, betont Gehring.

Eine Aussage, der die jungen bildungshungrigen Menschen im Euroforum sicherlich zustimmen.

Text: Leonhardmair

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