DAAD-Förderranking
Uni punktet bei Internationalisierung [05.08.22]
Bild: Uni Hohenheim / Max Kovalenko
International – trotz Pandemie: Das Interesse von Studieninteressierten aus aller Welt ist ungebrochen, bei deutschen Studierenden wächst erneut die Lust auf Auslandsaufenthalte und zahlreiche internationale Programme für Forschende gehen an der Uni Hohenheim in erfolgreich in die Verlängerung. Für Stipendien und Internationalisierungsprojekte erhielt die Uni 2021 insgesamt rund 2,92 Mio. Euro vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD). Laut DAAD-Förderbilanz steht Hohenheim damit deutschlandweit auf Platz 19 und auf Platz 3 in Baden-Württemberg. Der Blick in Zukunft ist hingegen getrübt. Denn aufgrund von Sparprogrammen stehen Einschnitte bei DAAD-Geldern zu befürchten. Die fortschreitende Inflation könnte zugleich dazu führen, dass internationale Studierende aus Schwellen- und Entwicklungsländern verstärkt auf Unterstützung angewiesen sind.
In der Gesamtförderbilanz des DAAD ist die Uni Hohenheim zum achten Mal in Folge unter den Top 3 der Hochschulen im Land. „Für eine relativ kleine Universität wie Hohenheim ist das bemerkenswert“, sagt Franziska Schenk, Leiterin des Akademischen Auslandsamts der Universität.
„Die Fördermittel des DAAD nutzt die Universität Hohenheim, um ihre Internationalisierung gezielt voranzubringen“, so Prof. Dr. Andreas Pyka, Prorektor für Internationalisierung. „Wir legen großen Wert darauf, langfristige Partnerschaften aufzubauen und zu pflegen. So können wir mit den Fördermitteln des DAAD Dozierende und Studierende unterstützen, die aus dem Ausland kommen oder ins Ausland gehen möchten. Das konstant hohe Förderniveau in der Programm- und Projektförderung bestätigt uns auf diesem Weg.“
Erfreulich auch: Der internationalen Attraktivität der Universität Hohenheim hat die Corona-Pandemie keinen Abbruch getan. Für das Wintersemester 2021/22 hatten sich rund 1.300 junge Menschen aus dem Ausland um einen Studienplatz beworben. Dies sind ähnlich viele wie im Vorjahr. Davon begannen 160 Bewerber:innen aus dem Nicht-EU-Ausland ihr Studium in Hohenheim.
Einschnitte befürchtet
Mit Sorge blickt Prof. Dr. Pyka jedoch auf die nächsten Jahre: „Insgesamt ist die finanzielle Lage des DAAD aufgrund der aktuellen Haushaltsbeschlüsse des Bundeskabinetts sehr angespannt. Es stehen große Kürzungen bei der Förderung durch das Auswärtige Amt und bei Projekten, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert werden, ins Haus; teilweise greifen diese bereits 2022.“
„So muss schon jetzt die Vergabe von langfristigen Studien- und Promotionsstipendien für ausländische Studierende, Promovierende und Forschende um die Hälfte reduziert werden, damit fallen voraussichtlich rund 50 Langzeitstipendien pro Jahr weg", beklagt er. Zudem erwartet der DAAD 2023 weitere Kürzungen seines Etats vom Auswärtigen Amt.
Besonders bitter sei die Kürzung der Mittel aus dem kombinierten Stipendien- und Betreuungsprogramm STIBET. Mit diesen wurden in Not geratene internationale Studierende unterstützt. Zwar habe sich die durch Corona ausgelöste Verschärfung der Situation fast wieder normalisiert, doch wahrscheinlich würde die Mittel anderweitig gebraucht.
Denn angesichts der fortschreitenden Inflation müssten voraussichtlich Studierende unterstützt werden, deren Familien dazu nicht in der Lage wären. „Die wenigsten internationalen Studierenden kommen aus wohlhabenden Familien“, erklärt Prof. Dr. Pyka. „Vor allem Studierende aus Entwicklungs- und Schwellenländern machen in Hohenheim einen besonders hohen Anteil aus. Sie müssen nebenher arbeiten, um sich die Studiengebühren und das Leben in Deutschland überhaupt leisten zu können.“
Internationalisierungs-Projekte mit dem höchsten Finanzvolumen 2021
Austauschprogramm Erasmus+
Das Austauschprogramm Erasmus+ nahm 2021 um 170.000 Euro zu. So gingen auch wieder verstärkt Studierende ins europäische Ausland. 168 entschieden sich für einen Aufenthalt an einer der Partneruniversitäten in Europa. Dagegen blieb die Anzahl der Studierenden, die sich für einen Aufenthalt in Hohenheim entschieden, mit 131 nahezu gleich. Im aktuellen Förderranking veranschlagt der DAAD für Erasmus+ rund 653.000 Euro.
Bilaterales SDG-Graduiertenkolleg CLIFOOD
Mit Beginn des Jahres 2021 ging das vom DAAD geförderte deutsch-äthiopische Graduiertenkolleg „Climate Change Effects on Food Security“ (CLIFOOD) der Universitäten Hohenheim und Hawassa in Äthiopien in eine Verlängerung von fünf Jahren, die mit 2,25 Millionen Euro aus Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziert wird. 450.000 Euro entfielen davon auf das Jahr 2021.
Hauptanliegen des 2016 gestarteten Projektes ist die gezielte Ausbildung afrikanischer Doktorand:innen und Postdoktorand:innen, um den Bedrohungen des Klimawandels für die Ernährungssicherheit in der ostafrikanischen Region zu begegnen, und so einen Beitrag dazu zu leisten, die Nachhaltigkeitsziele der UN („Sustainable Development Goals“ – SDG) zu erreichen.
Food Security Center (FSC)
Das FSC der Uni Hohenheim hat die Aufgabe, einen innovativen und wirkungsorientierten wissenschaftlichen Beitrag zur Verminderung von Hunger und Verbesserung der Ernährungssicherung in der Welt zu leisten. Nach erfolgreichen zehn Jahren trat Anfang 2020 das FSC in eine dreijährige Transferphase ein, in der alle begonnenen Aktivitäten, Stipendien und Forschungsprojekte abgeschlossen werden sollen. Bis zum Ende dieser Phase im Dezember 2022 wird das FSC noch rund im Rahmen von exceed – Hochschulexzellenz in der Entwicklungszusammenarbeit 100.000 Euro an Fördergeldern erhalten.
PRIME-Programm
Mit dem Förderprogramm „Postdoctoral Researchers International Mobility Experience“ (PRIME) werden Forschungsaufenthalte im Ausland von herausragenden Postdoktorand:innen gefördert. Die Förderung umfasst eine zwölfmonatige Auslandsphase und eine sechsmonatige Reintegrationsphase an einer deutschen Hochschule, an der die Geförderten über den gesamten Förderzeitraum als Postdoktorand:innen angestellt sind. Anstelle traditioneller Stipendien wird so die internationale Mobilität in dieser Phase durch befristete Stellen an deutschen Hochschulen unterstützt.
Im Jahr 2021 konnte Dr. Zeynep Atamer aus dem Fachgebiet für Milchwissenschaft und -technologie unterstützt werden und einen zweijährigen Forschungsaufenthalt an der Oregon State University in den USA verbringen.
Internationales Promotionsprogramm IPPAE
Auch das „International PhD Program in Agricultural Economics, Bioeconomy and Sustainable Food Systems“ (IPPAE) wird nach einer sehr erfolgreichen bisherigen Bilanz vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) für weitere acht Jahre gefördert. Die beiden Universitäten Gießen und Hohenheim erhalten dafür jeweils von 2022 bis 2030 über zwei Millionen Euro. Hinzu kommen rund 480.000 Euro für Betreuungsaufgaben.
Das gemeinsame Programm der beiden Universitäten versetzt Fach- und Führungskräfte aus Entwicklungs- und Schwellenländern in die Lage, das Potenzial des Agrarsektors für die Armutsbekämpfung und Ernährungssicherung besser auszuschöpfen, eine nachhaltigere Nutzung natürlicher Ressourcen zu erreichen und neue Möglichkeiten zu erschließen, die sich aus der Bioökonomie ergeben.
Türkisch-Deutsche Universität
Die Türkisch-Deutsche Universität (TDU) in Istanbul ist eine türkische staatliche Einrichtung, die 2013 auf der Basis eines deutsch-türkischen Regierungsabkommens entstanden ist. Die Universität Hohenheim ist seit 2015 Mitglied im Konsortium „Türkisch-Deutsche Universität“ (K-TDU) e.V. Sie ist federführend für die Etablierung eines VWL-Bachelor-Studiengangs verantwortlich, der im September 2018 mit 16 Studierenden startete. Zwischenzeitlich hat bereits die dritte Kohorte ihr Studium der Volkswirtschaftslehre an der TDU aufgenommen. Der DAAD unterstützte 2021 die Etablierung des Studiengangs mit rund 80.000 Euro.
DAAD-Preis
Jedes Jahr zeichnet der DAAD bundesweit außerordentlich engagierte und akademisch herausragende ausländische Studierende mit 1.000 Euro aus. Er soll dazu beitragen, den großen Zahlen internationaler Studierender an deutschen Hochschulen Gesichter zu geben und sie mit Geschichten zu verbinden.
An der Universität Hohenheim erhält den diesjährigen Preis für besondere Leistungen Holly Martin aus den USA. Sie ist eingeschrieben im Masterstudiengang Organic Agriculture und Food Systems und hat sich sowohl durch ihr hervorragendes Abschneiden im Modul Global Agri-Food Systems als auch durch ihr gesellschaftliches Engagement für ein nachhaltiges Ernährungssystem ausgezeichnet. So ist sie unter anderem aktives Mitglied von Slow Food in den USA und der Studierendengruppe FRESH in Hohenheim.
HINTERGRUND: Das DAAD-Förderranking
Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) ist die weltweit größte Förderorganisation für den akademischen Austausch. Er wird getragen von den deutschen Hochschulen und Studierendenschaften. Der DAAD erstellt seit 2000 für seine Mitgliedshochschulen sogenannte Förderbilanzen. Diese enthalten Informationen zur Individualförderung und zur Programm- und Projektförderung.
Der DAAD listet die 100 Hochschulen mit den höchsten Förderbeiträgen auf, bezogen auf die Gesamtzahl aller Studierenden der Hochschule.