Die Bereichsbibliothek im Schloss wird zur 3D-Lernungebun. Bild: Uni Hohenheim
Eigene Forschung gehört zu den spannendsten Erfahrungen im Studium. Doch damit es richtig losgehen kann, heißt es für Studierende auch: Wichtige Basics des wissenschaftlichen Arbeitens kennenlernen. Dass Theorie nicht immer grau sein muss, beweist die neue 3D-Lernumgebung HOT4:Science ("Hohenheim Online Training for Science"). Die Prunkräume des Hohenheimer Schlosses werden dabei zum Szenario eines interaktiven Selbstlernkurses, den Studierende je nach Bedarf und Wissenstand ganz flexibel nutzen können. Bestens geeignet ist das Online-Tool auch als „Flipped Classroom“-Element für Lehrveranstaltungen. Entwickelt wurde HOT4:Science vom Humboldt reloaded-Team im Rahmen von DeLLFi.
Digitalisierung entlang Lehren, Lernen und Forschen integrieren: Dafür steht das Kürzel DeLLFi. 3 Jahre lang erhielt die Uni Hohenheim für dieses Groß-Projekt insgesamt rund 4,2 Mio. € von der Stiftung "Innovation in der Hochschullehre". 8 Maßnahmenpakete und zahlreiche Unterprojekte nahmen dabei ganz unterschiedliche Aspekte in den Fokus. Save the date: Wie DeLLFi die Uni verändert hat und was davon auch in Zukunft nachwirkt, ist Thema einer großen Abschlussveranstaltung am 19. Juni (13:00 - 14:45 Uhr) via Zoom (Infos & Zoom-Link via ILIAS). Alle Beschäftigten und Studierenden sind dazu herzlich eingeladen. In einem wöchentlichen Artikel-Countdown geben wir einen Vorgeschmack im Online-Kurier!
Save the date (19.6.)
Wie verändert DeLLFi die Uni? Wie wirkt das Projekt weiter?
Alle Studierenden, Lehrenden und Beschäftigten sind herzlich eingeladen!
Prunkräume als virtuelle Lernumgebung
Wer in Hohenheim studiert oder arbeitet, erkennt den Startpunkt der 3D-Lernumgebung sofort wieder: Barocke Reliefs und Statuen, hohe Fenster und verspiegelte Türen, eine Treppe mit niedrigen Stufen und ein Kronleuchter… richtig, wir befinden uns im Foyer des Hohenheimer Schlosses!
Doch HOT4:Science ist mehr als ein virtueller Schlossrundgang. Ein Klick auf die Türen und Gänge führt nicht nur in die benachbarten Prunksäle, sondern eröffnet zugleich neue Wissensräume rund um das Thema „wissenschaftliches Arbeiten“.
In der Schloss-Bibliothek mit ihren opulenten Deckenverzierungen dreht sich beispielsweise alles um das Thema "Literaturrecherche". So eröffnet ein Klick aufs virtuelle Bücherregal Einblicke in die unterschiedlichen Arten von wissenschaftlicher Literatur. Ein geöffneter Laptop auf dem Tisch lädt ein, sich mit Rechercheorten wie HohSearch oder Scopus zu beschäftigen. Und ein aufgeschlagenes Buch führt zur Lerneinheit "Qualitätskriterien von wissenschaftlicher Literatur".
Begibt man sich in die Aula, findet man sich hingegen inmitten in einer wissenschaftlichen Poster-Ausstellung wieder. Hier kann man u.a. ein Beispiel-Poster von der Nähe betrachten oder sich wertvolle Tipps für die Gestaltung eines eigenen Posters abholen. Klickt man auf das Rednerpult, erfährt man wiederum alles Wissenswerte rund um das Thema "Vortrag halten".
Einführungs-Video
Raum für Raum durch den Forschungskreislauf
"In unserer 3D-Lernumgebung steht jeder Schlossraum für ein Lernmodul mit mehreren kleinen Lerneinheiten. Studierende finden hier grundlegenden Infos, praktische Tipps, kurze Erklärvideos, Quizzes, Zusammenfassungen, aber auch weiterführenden Links, um das erworbene Wissen noch weiter zu vertiefen", fasst Henrik Rang vom Humboldt reloaded-Team zusammen.
Wer alle virtuellen Schlossräume besucht, durchläuft einmal den kompletten Forschungskreislauf: Von der Literarturrecherche, über das Formulieren von wissenschaftlichen Fragestellungen, der Planung des Forschungsdesigns, der Datenerhebung und -auswertung, bis hin zum wissenschaftlichen Schreiben und der Präsentation der Ergebnisse.
Die vorgestellten Beispiele erstrecken sich dabei über die gesamte Bandbreite von Forschungsansätzen in den Hohenheimer Fakultäten: Wer eine Befragung für ein wirtschafts- oder sozialwissenschaftliches Projekt durchführen will, wird ebenso fündig wie Studierende, die ein Experiment im Gewächshaus planen oder eine Beobachtung im Feld durchführen möchten.
Flexibel lernen im Flipped Classroom - oder im Selbststudium
Doch keine Angst: Bei HOT4:Science muss sich niemand vor lauter Infos erschlagen fühlen!
Wegweiser, Übersichtspläne und Kurzzusammenfassungen zu den einzelnen Modulen helfen bei der Orientierung im virtuellen Raum. Außerdem kann man die Inhalte jedes Moduls auch als klassisches PDF zum Durchlesen herunterladen und bei den eigenen Lernunterlagen abspeichern.
"Es gibt ganz bewusst keinen vorgegebenen Weg, der Schritt für Schritt abgearbeitet muss", betont Rang. "Mit unserer 3D-Lernumgebung wollen wir stattdessen einladen, sich selbst einen Überblick zu verschaffen und ausgewählte Themen, je nach Bedarf und Interesse zu bearbeiten. Beim nächsten Besuch kann man dann ggfs. an einer anderen Stelle weitermachen oder das Gelernte weiter vertiefen."
HOT4:Science lässt sich aufgrund seiner flexiblen Struktur auf ganz unterschiedliche Weise nutzen:
"Der Selbstlernkurs steht allen Studierenden offen, sich jederzeit selbstständig und in eigener Geschwindigkeit mit dem Themenkomplex zu beschäftigen oder aber gezielt Dinge nachzuschlagen, wenn im Zuge eines Forschungsprojekts oder einer Abschlussarbeit konkrete Fragen aufkommen. Gleichzeitig können Lehrende ausgewählte Elemente des Selbstlernkurses aber auch im Sinn des 'Flipped Classroom'-Konzepts in ihre Lehrveranstaltungen integrieren", erklärt Rang.
Mehr Freiraum für das Forschungserlebnis
Idee und Konzept für die 3D-Lernumgebung basieren auf den Erfahrungen des Humboldt reloaded-Teams aus zahlreichen Projekten des forschenden Lernens mit Studierenden. Die technische Umsetzung wurde möglich im Rahmen des Digitalisierungsprojekts DeLLFi.
"Wir wollen Studierenden mit Humboldt reloaded die Erfahrung ermöglichen, Teil eines Forschungsteams zu werden. Doch damit Studierende in den Projekten ganz praktisch loslegen können, müssen sie neben den fachlichen Grundlagen auch mit den Basics des wissenschaftlichen Arbeitens vertraut werden. Dies leisten normalerweise die Projektbetreuenden", berichtet Rang.
HOT4:Science soll hier künftig mehr Freiraum schaffen: "Wenn sich die Studierenden selbstständig mit ausgewählten Lerneinheiten beschäftigen, können Lehrende bei den Projekt-Treffen direkt daran anknüpfen und z.B. gemeinsam diskutieren, wie die wissenschaftliche Methode im jeweiligen Projekt konkret eingesetzt werden kann. Das ermöglicht einen intensiveren fachlichen Diskurs und erhöht den Lerneffekt bei den Studierenden", erläutert Rang.
Die ersten Lernmodule von HOT4:Science sind schon einsatzbereit. Sie wurden bereits im Humboldt reloaded Summer Camp für Schülerinnen und Schüler, in der Spring School und bei Forschung schnuppern eingesetzt sowie in Lehrveranstaltungen von Lehrenden und Studierenden getestet. Das Feedback ist in die Entwicklung eingeflossen. Künftig kann HOT4:Sciene auch in Humboldt reloaded-Projekten zum Einsatz kommen.
Weitere Module werden in den kommenden Monaten noch ergänzt. Der Open ILIAS-Kurs steht allen interessierten Studierenden und Lehrenden offen, an der Uni Hohenheim oder auch an anderen Hochschulen.
"Was uns dabei besonders wichtig ist: Wir haben versucht, die verschiedenen disziplinären Perspektiven in den Lernmodulen zu berücksichtigen, so dass sie für alle Hohenheimer Studierenden und Lehrenden nutzbar sind. Wir freuen uns über alle Rückmeldungen, ob Ihnen HOT4:Science hilft. Wenn Sie etwas vermissen, können wir gerne zusätzliches Material einstellen oder darauf verlinken", ergänzen Joanna Fietz und Natascha Selje-Aßmann vom Humboldt reloaded-Team.
Einen Einblick in die aktuelle Version gibt es auch bei der großen DeLLFi-Abschlussveranstaltung am 19.6.