Junior Business Team

Jobbörse für Flüchtlinge: Studierende unterstützen  [02.02.16]

Freiberufliche Aufträge können Flüchtlingen den Weg in den deutschen Arbeitsmarkt ebnen. Die studentische Unternehmensberatung Junior Business Team (JBT) hilft der Plattform Freelance-Market dabei, einen Bereich für qualifizierte Flüchtlinge aufzubauen.


Louis Danso studiert in Hohenheim Wirtschaftswissenschaften im 1. Semester. Das studentische Begegnungs-Café für Flüchtlinge, das montags in der TMS stattfindet, ist für ihn seit einigen Wochen ein Pflichttermin.

„Wiwi-Studenten sind hier leider noch etwas unterrepräsentiert“, meint Louis. „Dabei können wir unsere Kompetenzen eigentlich sehr gut einbringen, um Flüchtlingen zu helfen.“

Konkret umgesetzt wird das momentan im Junior Business Team (JBT).

Mehr Informationen

Freelance-Market ist für Flüchtlinge kostenlos. Für Auftraggeber fallen ebenfalls keine Kosten an. Bei der Registrierung muss angegeben werden, dass man anerkannter Flüchtling oder Asylempfänger in Deutschland ist.
 
Auftraggeber können gezielt nach Flüchtlingen suchen. Parallel erscheinen die Flüchtlinge auch auf der regulären Plattform unter der jeweiligen Branche.

Aufträge aus Deutschland (deutschsprachig):

www.freelance-market.de

Aufträge aus Deutschland und international (englischsprachig):
http://www.freelancer.international/

Kontakt Junior Business Team:
l.danso@studentische-beratung.de

Die studentische Unternehmensberatung, die ihren Sitz direkt am Rand des Hohenheimer Campus hat, berät Unternehmen vom regionalen Handwerker bis zum international agierenden Firmen – und punktet gegenüber der etablierten Konkurrenz mit frischen Ideen, Begeisterung und vergleichsweise günstigen Tarifen.

Gemeinsam mit drei weiteren Studierenden des JBT hat Louis Ende 2015 die Beratung für ein Pro-Bono-Projekt der Plattform Freelance-Market übernommen. Die Online-Börse bringt Freiberufler und Auftraggeber zusammen, in Deutschland und international.

Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt


Das Ziel des Betreibers: Künftig sollen verstärkt qualifizierte Flüchtlinge über die Plattform Arbeit finden.

Voraussetzungen für eine erfolgreiche Vermittlung sind eine abgeschlossene Ausbildung, gute Englisch- oder Deutschkenntnisse und ein anerkannter Status als Flüchtling oder Asylempfänger.

Dies trifft zwar nur auf einen kleinen Teil der in Deutschland ankommenden Flüchtlinge zu. Doch selbst dieser Personenkreis habe es bei der Suche einer Festanstellung extrem schwer, weiß Louis.

„Selbst bei Unternehmen, die prinzipiell Flüchtlinge beschäftigen möchten, gibt es häufig große Unsicherheiten. Eine freiberufliche Tätigkeit kann deshalb für Flüchtlinge ein guter Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt sein – und einer erster Schritt hin zu einer späteren regulären Beschäftigung“, meint Louis. „Eine weitere Chance für Flüchtlinge, die noch wenig Deutsch sprechen, sind internationale Aufträge, die sie von Deutschland aus bearbeiten.“

In der ersten Phase des Projekts haben die Studierenden Ämter durchtelefoniert und Informationsmaterialien zusammengestellt. Denn ein wesentlicher Grund für die Zurückhaltung der Unternehmen seien auch fehlende Kenntnisse über rechtlichen Rahmenbedingungen.

Studierende suchen Kontakt zu qualifizierten Flüchtlingen

„Die größte Herausforderung für uns ist momentan, genügend qualifizierte Flüchtlinge auf das Angebot aufmerksam zu machen“, berichtet Louis. „Je mehr talentierte Flüchtlinge sich registrieren, desto besser können wir das Projekt bei Unternehmen bewerben. Wir freuen uns deshalb, wenn ehrenamtliche Helfer unseren Kontakt an Flüchtlinge weitergeben, für die das Angebot passt. Dazu haben wir auch einen Flyer entworfen. Da es sich um ein Pro-Bono-Projekt handelt, ist die Plattform für Flüchtlinge kostenlos.“

Studierende engagieren sich für Flüchtlinge

Eine neue Homepage der Uni Hohenheim informiert über aktuelle studentische Initiativen für Flüchtlinge:

www.uni-hohenheim.de/studierende-fuer-fluechtlinge

Dr. Rainer Kurz, Geschäftsführer von Freelance-Market, ist optimistisch. „Ich weiß aus vielen Gesprächen, dass Unternehmen prinzipiell sehr aufgeschlossen sind, Flüchtlinge zu beschäftigen. Zum einen, weil sie helfen möchten. Zum anderen, weil es in Deutschland einen wachsenden Fachkräftemangel gibt. Hinzu kommt: Flüchtlinge mit akademischem Hintergrund sind in der Regel außerordentlich motiviert und aufgrund ihrer besonderen Erfahrungen starke, mitunter sogar unternehmerische Persönlichkeiten. Ich kann mir vorstellen, dass für einige die Arbeit als Freelancer auch dauerhaft attraktiv ist.“

Nicht zuletzt möchten die Studierenden gemeinsam mit Freelance-Market auch einen kleinen Beitrag leisten, um die Debatte in Deutschland zu beeinflussen. „Die Stimmung in der deutschen Bevölkerung gegenüber den Flüchtlingen droht zu kippen. Umso wichtiger ist es, dass es auch immer wieder positive Meldungen gibt. Wir möchten deshalb mit Flüchtlingen, die Arbeit gefunden haben, in Kontakt bleiben und über ihre Erfahrungen berichten“, sagt Louis.

Text: Leonhardmair

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