Selbstverpflichtung & Hohenheim live

Transparenz bei Tierversuchen  [01.07.21]

Bilder: Universität Hohenheim / Jan Winkler / Sacha Dauphin / Angelika Emmerling / ZVH

Mäuse u.a. Nager, Hühner u.a. Nutztiere: Jedes Jahr meldet die Uni Hohenheim Tierversuche an 3500-7000 Versuchstieren. Am heutigen 1. Juli tritt sie der Initiative Transparente Tierversuche bei. Damit verpflichtet sie sich (erneut), möglichst transparent über Forschung und Lehre mit Tierversuchen zu berichten. Der Online-Kurier wird dem Thema eine Reihe von Artikeln widmen. Für Fragen und Diskussionen laden der Rektor und Forscher:innen am Montag, 26. Juli um 11:30 Uhr zum Online-Treff "Hohenheim live: Tierversuche" per Zoom.


An sich betritt die Uni mit der Transparenzverpflichtung gar kein Neuland: In den Hohenheimer Leitlinien für Tierversuche verpflichtete sie sich bereits 2017, Tierversuche wo möglich zu reduzieren, abzumildern und transparent darüber zu informieren.

Seitdem informiert die Uni auf www.uni-hohenheim.de/tierversuche über aktuelle Tierversuchszahlen, führt am Tag der offenen Tür durch Versuchsställe, lässt Studierende aus dem Sezierkurs von Biologie und Agrarbiologie bloggen und gibt in Pressemitteilungen zu Forschungsprojekten an, ob Tierversuche in diesem Projekt eingesetzt wurden, wie viele Tiere es waren und wie schwer die Belastung durch den Versuch war.

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Die Uni Hohenhei ist unter den rund 50 Erstunterzeichnerinnen der neuen bundesweiten Transparenz-Vereinbarung.

Dabei informiert die Uni auch über eingesetzte Alternativmethoden und Tierversuchs-Reduktionen. So arbeiten manche Forschungsprojekte mit Computersimulationen. Für ihre Berichterstattung erhielt die Uni 2021 das „Qualitätssiegel für Vorbildliche Kommunikation tierexperimenteller Forschung“.

Rektor und Wissenschaftler:innen möchten aktuelle Entwicklung vorstellen

„Universitätsintern haben wir das Thema in der jüngeren Zeit jedoch wenig diskutiert. Die aktuelle Bekräftigung unserer Transparenzverpflichtung möchten ich und viele an der Forschung beteiligte dazu nutzen, aktuelle Entwicklungen vorzustellen und zum Gespräch einzuladen“, erklärt Rektor Stephan Dabbert. Für Fragen und Diskussionen laden der Rektor und Forscher:innen am Montag, 26. Juli um 11:30 Uhr zum Online-Treff „Hohenheim live: Tierversuche“ per Zoom (Anmeldung über FIT-Plattform)

Hohenheim live: Tierversuche

Rektor und Forscher:innen beantworten Fragen zu Tierversuchen in Hohenheim und laden zur Diskussion

Eine der aktuellen Entwicklung: auf dem Campus laufen und starten mehrere Bauprojekte. Zwei neue Ställe mit einigen Neuerungen sollen die Haltung der Versuchstiere verbessern. Gleichzeitig laufen die Vorbereitungen für ein neues tierwissenschaftliches Zentrum, das die Spitzenforschung in den Tierwissenschaften auf ein neues Niveau heben soll.

50-Mio-€-Neubau für Spitzenforschung in den Tierwissenschaften

Das Hohenheim Center for Livestock Microbiome Research (HoLMiR) erforscht künftig die Wechselwirkungen zwischen Nutztieren und den Abermilliarden Mikroorganismen, die insbesondere den Verdauungstrakt besiedeln. Denn: Diese Wechselwirkungen gelten als Schlüssel für eine Vielzahl von Themen in der Nutztierhaltung.

U.a. haben die Mikroorganismen einen bedeutenden Einfluss darauf, wie sich Tiere verhalten, wie krankheitsanfällig sie sind, ob sie knappe Futterressourcen gut verwerten können und wie weit sie umweltkritische Stoffe ausscheiden. Dazu gehören zum Beispiel klimarelevante Gase, wie das von Rindern produzierte Methan.

Was passiert beim Tierversuch?

Tierversuch ist nicht gleich Tierversuch: Die Versuche in Hohenheim reichen von Verhaltensstudien, bei denen landwirtschaftliche Nutztiere lediglich beobachtet werden über die Untersuchung von Blutproben bis zu Versuchen, die das Töten von Tieren notwendig machen, um z.B. Organe zu entnehmen. Rund 90% der Hohenheimer Versuche werden gesetzlich in die Kategorie „geringe Belastung“ eingestuft. 5-10% fallen in die Kategorie „schwere Belastung“ bzw. beinhalten die Tötung des Tieres. Weitere Details unter www.uni-hohenheim.de/tierversuche

Das Forschungszentrum gliedert sich in zwei Module: Ein Laborbau dient z.B. für Genanalysen von Zellproben oder simuliert Körpervorgängen in künstlichen und echten Organen. Das zweite Modul erlaubt Untersuchungen am kompletten Organismus und kann bis zu 250 Tiere (Rinder, Schafe, Schweine und Geflügel) beherbergen.

Für die Universität Hohenheim ist das HoLMiR der prestigeträchtigste Erfolg der vergangenen Jahrzehnte: Mit ihrem Konzept haben sich die Hohenheimer Tierwissenschaftler:innen in einem knallharten Wettbewerb um bundesweite bedeutende Wissenschaftszentren durchgesetzt. Bund und Land fördern Bau und Ausstattung des HoLMiR deshalb mit 54 Mio Euro.

Bauarbeiten für verbesserte Tierhaltung


Außerdem laufen derzeit zwei Bauprojekte, um die Tierhaltung weiter zu verbessern.

Dazu gehört ein neuer Geflügelstall mit einem großzügigen Platzangebot, Tageslichtanteilen und einer tieroptimalen Beleuchtung. Die künftige Haltungsumgebung lässt sich flexibel an die Anforderungen der Tiere und Versuche anpassen. Hinzu kommt eine optimale Stallklimaregelung.

Ebenfalls im Bau: ein neuer Abferkelstall mit Bewegungsbuchten, die den Muttersauen eine ausreichend große freie Bewegungsfläche, den Ferkeln zusätzlich ein temperaturoptimiertes Ferkelnest bieten. Die computergesteuerte Fütterungsanlage erlaubt, jedem Tier eine individuell zusammengesetzt und portionierte Futterration anzubieten. Das Lüftungssystem mit Wärmetauscher, Kühlmöglichkeiten und gezielter Frischluftführung sichert ein tiergerechtes Stallklima.

Das Thema Transparenz wird bei beiden Neubauten gleich mitgedacht: Beide werden über eigens angelegte Besuchergänge verfügen, die im Rahmen von Führungen umfassende Einblicke in die Stallbereiche ermöglichen.

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