Ein Kaffee mit… Prof. Dr. Verena Hüttl-Maack und Prof. Dr. Henner Gimpel
Neue Wiwi-Studiengänge: Digitalisierung & Nachhaltigkeit [24.03.21]
Freuen sich auf die erste Studierenden in den neuen Bachelor-Studiengängen: Prof. Dr. Verena Hüttl-Maack und Prof. Dr. Henner Gimpel. Bild: Uni Hohenheim
Der Wandel ist jetzt. Und die junge Generation steht in den Startlöchern, die Dinge anzupacken. In zwei neuen wirtschaftswissenschaftlichen Bachelor-Studiengängen will die Uni Hohenheim Studierenden dafür das nötige Rüstzeug vermitteln – und sie zu Profis in Sachen Nachhaltigkeit und digitale Transformation machen. Los geht es im kommenden Wintersemester. Der Online-Kurier hat mit Prof. Dr. Verena Hüttl-Maack, Leiterin des Studiengangs „Sustainability & Change“, und mit Prof. Dr. Henner Gimpel, Leiter des Studiengangs „Digital Business Mangement“, einen virtuellen Kaffee getrunken.
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Frau Hüttl-Maack, Herr Gimpel, einen neuen Studiengang ruft man nicht alle Tage ins Leben. Welche Überlegungen spielten für die Fakultät WiSo dabei eine Rolle?
Hüttl-Maack: Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind zwei der zentralen Megatrends unserer Zeit, die nicht in 10 oder 20 Jahren wieder verpufft sein werden, sondern dieses Jahrhundert prägen. Das gilt für die Gesellschaft als Ganzes, aber insbesondere auch für das Wirtschaftsleben.
Gimpel: Entsprechend gefragt sind Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger, die diese Transformationsprozesse nicht nur aktiv voranbringen und beschleunigen wollen – sondern dafür auch bestmöglich ausgebildet sind. Mit den beiden neuen Studiengängen wollen wir dafür ein modernes und attraktives Angebot bereitstellen.
Hüttl-Maack: Gleichzeitig sehen wir, dass beide Themen ja bei jungen Leuten auf unwahrscheinlich großes Interesse stoßen, sodass wir natürlich hoffen, mit unserem Angebot auch eine breite Nachfrage zu erfüllen. Die junge Generation steht in den Startlöchern.
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Trends sind das eine, aber wie gut passen die Studiengänge zur Uni Hohenheim?
Hüttl-Maack: Sowohl Nachhaltigkeit als auch digitale Transformation sind zentral für das Profil der Uni Hohenheim als Ganzes – und sie stehen auch für die Richtung, in die sich die Uni in kommenden Jahren strategisch weiterentwickeln will. Mit der Ausrichtung der Studiengänge springen wir jetzt also nicht einfach schnell auf einen Trend auf.
Gimpel: Die Uni Hohenheim hat ja einen fakultätsübergreifenden Schwerpunkt in „Digitaler Transformation“. Wenn Sie sich ansehen, wie neue Fachgebiete an der Uni Hohenheim heißen, steckt z.B. ganz oft das Wort „digital“ drin. Daran zeigt sich die große strategische Bedeutung, die das Thema für die Uni Hohenheim besitzt. Mein eigener Lehrstuhl trägt den Namen „Digitales Management“.
Hüttl-Maack: Das Gleiche gilt für das Thema „Nachhaltigkeit“ und das uni-weite Leitthema „Bioökonomie“. Beispielsweise wird an der Fakultät WiSo in Kürze der Lehrstuhl „Nachhaltige Entwicklung und Wandel“ neu eingerichtet, der für den Studiengang „Sustainability & Chance“ natürlich eine ganz zentrale Rolle spielen wird. Bereits besetzt ist das neue Fachgebiet „Bioökonomie“ am Institut für Volkswirtschaftslehre.
Sustainability & Change: Um die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern, braucht es Veränderung und neue Ideen, um die Wirtschaft zukunftsfähig und nachhaltig zu gestalten.
Sie haben es ja schon angesprochen: Studiengänge müssen vor allem bei Schülerinnen und Schülern ankommen. Tatsächlich ist die Finanzierung der Unis so stark wie nie an Studierendenzahlen gekoppelt. Da schaut man wahrscheinlich auch einmal, was die Konkurrenz so treibt, oder?
Hüttl-Maack: Ja, der Wettbewerb wächst definitiv. Wir können es uns daher nicht leisten, Entwicklungen an anderen Unis zu ignorieren.
BWL bzw. Wirtschaftswissenschaften ist ja deutschlandweit das Fach mit den meisten Studierenden. In den letzten Jahren beobachten wir allerdings eine immer stärkere Tendenz hin zu einer Ausdifferenzierung. Es werden also immer mehr wirtschaftswissenschaftliche Studiengänge mit einem spezifischen Fokus eingeführt. Und diese neuen Studienangebote finden bei vielen Studieninteressierten durchaus auch großen Anklang.
Auch dieser Entwicklung wollen wir mit unseren Angeboten natürlich Rechnung tragen.
Machen die neuen Studiengänge dann in gewisser Weise auch dem etablierten Bachelor-Studiengang Wirtschaftswissenschaften Konkurrenz?
Hüttl-Maack: Ich glaube, dass wir insgesamt eine größere Gruppe von Studieninteressierten ansprechen können.
Die Besonderheit des etablierten Studiengangs ist ja seine überdurchschnittlich große Flexibilität. Am Anfang steht eine breite und sehr fundierte Grundlagenausbildung. Nachdem die Studierenden unterschiedliche Bereiche kennengelernt haben, wie z.B. Logistik, Rechnungswesen, Management oder Marketing etc., können sie sich mit ihrem Profilfach in der zweiten Hälfte des Bachelor-Studiums dann spezialisieren. Ich glaube, dass dieses Modell nach wie vor für viele Studieninteressierte höchst attraktiv ist.
Zusätzlich wollen wir mit den neuen Studiengängen nun aber auch verstärkt junge Leute ansprechen, die von vorneherein schon etwas genauer wissen, in welche Richtung sie sich bewegen möchten.
Digital Business Mangement: Die heutige Welt dreht sich mehr und mehr digital. In Zukunft wird die Digitalisierung einen noch größeren Stellenwert einnehmen als schon heute.
In welchen Berufsfeldern sehen Sie Ihre Absolventinnen und Absolventen später einmal?
Gimpel: Überall dort, wo es darum geht, neue Geschäftsmöglichkeiten durch digitale Technologien und Medien zu entwickeln oder mittels Digitalisierung Effizienz und Qualität zu steigern. Das kann in ganz unterschiedlichen Bereichen sein z.B. Transformations- und Projektmanagement, Innovationsmanagement, Business Development, Produktmanagement für digitale Produkte und Dienstleistungen oder auch Unternehmensberatung und -gründung.
Hüttl-Maack: Wir bilden „Nachhaltigkeitsprofis“ aus, die insbesondere in „grünen“ Unternehmen gefragt sind. Aber natürlich investieren auch „traditionelle“ Unternehmen immer mehr in Zukunftsideen und eine Weiterentwicklung ihrer Geschäftsmodelle. Es ist auch zu erwarten, dass die Vorgaben der Politik in diesem Bereich strenger werden. Wir sehen unsere Studierenden später u.a. in Bereichen wie Change-Management, Nachhaltigkeitsmanagement, Produktentwicklung, in Nachhaltigkeits-Agenturen oder auch in Ministerien, Stiftungen und NGOs.
Neben den bereits genannten Punkten: Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten gibt es noch zwischen dem bestehenden Bachelor-Studiengang Wirtschaftswissenschaften und den beiden neuen?
Gimpel: Keine Abstriche machen wir bei der profunden wirtschaftswissenschaftlichen Grundlagenausbildung. Auch die Studierenden in den neuen Studiengängen lernen selbstverständlich wie unterschiedliche Bereiche eines Unternehmens funktionieren, lernen Märkte und volkswirtschaftliche Zusammenhänge zu verstehen und beschäftigten sich aus sozialwissenschaftlicher Perspektive mit dem Verhalten von Individuen und Gruppen in einer sich rasant wandelnden Gesellschaft.
Immer wenn die Studierenden einen neuen Bereich kennenlernen, betrachten wir diesen allerdings zusätzlich auch noch durch unsere jeweilige „Spezialbrille“. Das heißt wir fragen jeweils: Welche Rolle spielen Nachhaltigkeits- bzw. Digitalisierungsaspekte für Marketing, Management, Einkauf, etc. – oder auch für wirtschaftspolitische Entscheidungen.
Was den Studiengang Digital Business Management betrifft, so ist er inhaltlich gewissermaßen zwischen dem Bachelor Wirtschaftswissenschaften und dem Bachelor Wirtschaftsinformatik verortet. Ähnlich wie in der Wirtschaftsinformatik spielen die modernen digitalen Technologien eine besondere Rolle. Stichworte sind hier z.B. KI, das Internet der Dinge oder Data Science. Anders als im Wirtschaftsinformatik-Studium gibt es aber z.B. keine theoretische Informatik, dafür widmen wir uns stärker auch den sozialen Aspekten der Digitalisierung.
Hüttl-Maack: Themen, die in unseren beiden neuen Bachelor-Studiengängen eine besondere Rolle spielen, sind z.B. Innovations- und Change-Management. Außerdem verbindet uns die Frage, welchen Beitrag digitale Technologien leisten können, um ein Unternehmen oder eine Dienstleistung nachhaltiger zu machen.
Herr Gimpel, Sie sind zum Jahreswechsel neu nach Hohenheim gekommen. Wie fühlt es sich an, wenn man dann zugleich auch für den Aufbau eines neuen Studiengangs verantwortlich ist?
Gimpel: Es ist natürlich eine tolle Chance für mich, die den Ruf nach Hohenheim gleich doppelt interessant gemacht hat. In den Berufungsverhandlungen habe ich dankenswerterweise schon recht früh Einblicke in die laufenden Planungen erhalten und konnte mich deshalb auch noch konzeptuell mit einbringen.
Mein erster Eindruck war: Wow, das Konzept ist wirklich kein Schnellschuss, sondern sehr gut ausgereift. Es fußt auf einem systematischen Qualitätsmanagementprozess, der bereits vor einigen Jahren in der Fakultät im Zuge der Systemakkreditierung aufgenommen wurde. Insbesondere wurden dabei auch die Perspektiven von Studierenden und Unternehmen mit einbezogen.
Auch das Thema Studierendenmarketing wurde von Anfang an mitbedacht. Es würde uns ja schließlich wenig nutzen, wenn wir ein phantastisches neues Angebot haben, aber Schülerinnen und Schüler bekommen davon nichts mit. Um sie zu erreichen müssen wir neue Wege gehen, ein wichtiger Kanal ist z.B. Instagram. Ebenfalls sehr wichtig ist eine zielgruppengerechte Homepage. Hierbei erhalten wir tolle Unterstützung von der Abteilung Hochschulkommunikation.
Insgesamt habe ich den Eindruck, dass wirklich die richtigen Räder ineinandergreifen. Auch unser Dekan Karsten Hadwich, Verena Hüttl-Maack und ich stehen ja in regem Austausch untereinander. Das alles gab mir von Anfang an ein gutes Gefühl.
Wir werden berichten! Vielen Dank für das Gespräch.
Interview: Leonhardmair