Titelchancen, Public Viewing, Fan-Artikel, Wir-Gefühl: Was denkt die deutsche Bevölkerung über die Fußball-EM im eigen Land? Mit dieser Frage beschäftigt sich eine repräsentative Online-Umfrage unter der Leitung von Marketing-Experte Prof. Dr. Markus Voeth von der Uni Hohenheim. 4 Kurz-Videos fassen die Ergebnisse zusammen.
Die Online-Umfrage unter 1.000 Teilnehmer:innen ist in Bezug auf Alter, Geschlecht und Bundeslandzugehörigkeit bevölkerungsrepräsentativ. Durchgeführt wurde sie zwischen dem 1. Mai und 17. Mai 2024 vom Lehrstuhl für Marketing und Business Development der Uni Hohenheim sowie vom Lehrstuhl für Marketing der Universität Potsdam und dem Marktforschungsinstitut Dynata.
Das Fachgebiet von Prof. Dr. Markus Voeth begleitet die FIFA-Fußballweltmeisterschaften und UEFA-Fußballeuropameisterschaften der Männer seit 2001 mit regelmäßigen repräsentativen Bevölkerungsbefragungen. Einzel- und Langzeitstudien sollen einerseits Stimmungsindikatoren, andererseits auch konstruktiver Beitrag für eine erfolgreiche Organisation sein.
Teil 1: Deutsche Fans glauben an Titelgewinn der Nationalelf
„Das Vertrauen in die deutsche Nationalmannschaft ist ungebrochen“, so Studienleiter Prof. Dr. Voeth vom Fachgebiet Marketing & Business Development. „Wie auch bei den vorangegangenen Studien ist für die deutsche Bevölkerung die DFB-Elf ein heißer Anwärter für den Titel.“
Rund 30 Prozent der Deutschen sehen ihre Nationalelf als Favoriten, dicht gefolgt von Frankreich mit rund 27 Prozent. Dahinter Spanien mit rund 11 Prozent und England mit 9 Prozent. Geringe Chancen auf den EM-Titel 2024 geben die Deutschen hingegen Titelverteidiger Italien.
„Trotz der zuletzt guten Ergebnisse glaubt aber auch rund die Hälfte der Befragten an ein Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft noch vor dem Halbfinale“, ergänzt wissenschaftlicher Mitarbeiter und Co-Studienleiter Stjepan Jurisic. „So glauben 10 Prozent weniger daran, dass die DFB-Elf das Finale der EM 2024 erreicht, als noch bei der WM 2022 in
Zwischen 21 und 50 Euro: In dieser Spanne liegt die Zahlungsbereitschaft der deutschen Fans für Artikel zur bevorstehenden EM 2024. „Im Vergleich zur WM 2022 in Katar ist die Konsumlaune der Deutschen gestiegen. Sie sind insgesamt bereit, wieder mehr Geld für Fanartikel der deutschen Nationalmannschaft auszugeben“, so Studienleiter Prof. Dr. Voeth. „Zwar möchten immer noch rund 58 Prozent der Befragten in unserer Studie gar keine Fanartikel kaufen, aber 2022 waren dies sogar fast 73 Prozent.“
Insbesondere das Trikot der deutschen Nationalmannschaft steht ganz oben in der Gunst der Fans: Fast jede:r Fünfte will sich eins kaufen. Schal und Deutschland-Fahne landen in der Beliebtheit mit jeweils rund 12 Prozent auf den beiden folgenden Plätzen.
„Nach wie vor kommt das klassische weiße Heimtrikot am besten an“, sagt Co-Studienleiter und wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachgebiet Tom Huhnke: „Dieses Jahr gefällt es 65 Prozent der Befragten gut bis sehr gut. Damit ist es das zweitbeliebteste DFB-Heimtrikot der letzten 20 Jahre.“
„Hingegen polarisiert das pinkfarbene DFB-Auswärtstrikot stark“, ergänzt Stjepan Jurisic, der ebenfalls an der Studienleitung beteiligt war und wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachgebiet ist. „Etwa ein Drittel der Befragten ist davon nicht überzeugt. Fast genauso viele finden es jedoch gut oder sehr gut.“
Public Viewing ist weniger beliebt als gedacht: Über 70 Prozent der Deutschen wollen die Spiele der Fußballeuropameisterschaft der Herren in diesem Jahr vor dem heimischen Fernseher verfolgen. Ein Hauptgrund ist das generelle Preisniveau der EM-Tickets, das die Mehrheit der Befragten als zu hoch empfindet. Lediglich die Preise für Spiele der Gruppenphase werden größtenteils als angemessen eingestuft.
„Trotzdem möchte knapp ein Drittel aller EM-Interessierten nicht auf die gute Stimmung sowie das Gemeinschaftsgefühl verzichten und die Spiele beim Public Viewing verfolgen“, so Studienleiter Prof. Dr. Voeth vom Fachgebiet Marketing & Business Development an der Universität Hohenheim. Auf der anderen Seite verzichten darauf 20 Prozent der Befragten aufgrund von Terrorangst und 34 Prozent geben „zu viele Menschen“ als Grund an, nicht zum Public Viewing zu gehen. Beliebte Alternativen sind das private „Public Viewing“ im Freundes- und Bekanntenkreis und das Verfolgen der Spiele in der Kneipe oder Bar.
„Wenn es darum geht, EM-Themen während der Arbeitszeit zu verfolgen, ist im Vergleich zu den vorherigen Turnieren die Toleranz der Arbeitgeber deutlich höher“, sagt Co-Studienleiter Tom Huhnke. „Im Durchschnitt gehen Befragte davon aus, rund 24 Minuten ihres Arbeitstages für die EM-Themen zu nutzen.“
Kein „Sommermärchen“ bei der EM 2024? − „Insgesamt schätzen die Befragten den Einfluss der Fußball-EM auf die Gesamtgesellschaft eher verhalten ein“, so Studienleiter Prof. Dr. Voeth vom Fachgebiet Marketing & Business Development an der Universität Hohenheim: „Mit 29 Prozent geht weniger als ein Drittel der Befragten davon aus, dass die Fußball-EM 2024 das Gefühl einer gemeinsamen nationalen Identität in Deutschland stärken wird.“
„Noch verhaltener sind die Stimmen, wenn es um die Auswirkungen des Turniers auf den sozialen Zusammenhalt in der Gesellschaft geht oder darum, ob die Fußball-EM 2024 positive Auswirkungen auf die Wirtschaft in ihrer Region haben wird. Hier stimmen jeweils nur 27 Prozent der Deutschen zu“, ergänzt Co-Studienleiter und wissenschaftlicher Mitarbeiter Stjepan Jurisic.
Gleiches gilt für die Frage, ob die im Rahmen der Fußball-EM geleisteten Investitionen in die Infrastruktur, wie beispielsweise in Stadien und Verkehrsanbindungen, wichtig für eine langfristige Entwicklung sind. Auch was die langfristigen Auswirkungen eines solchen Großereignisses für den deutschen Fußball und die deutsche Sportkultur betrifft, ist nur ein Viertel der Befragten optimistisch.
Auf die Frage „Wie wichtig ist Ihnen das Thema Nachhaltigkeit (Umweltschutz, Ressourceneffizienz) in Bezug auf die Fußball-EM 2024?“ antworteten mehr als 60 Prozent der Befragten, dass ihnen dieser Aspekt wichtig sei. Damit ist Thema Nachhaltigkeit nicht nur in Politik und Gesellschaft, sondern auch im Fußball angekommen.