Uni fordert Unterstützung bei Mobilitätsthemen
Campus-Führung für Verkehrsminister [30.09.20]
Seit dem Beschluss des Landes, Parkgebühren an allen Landesuniversitäten zu erheben, wird die Uni Hohenheim nicht müde, im Gegenzug Unterstützung bei anderen Punkten aus ihrem Mobilitätsplan einzuforden. Am Montagabend machte sich Verkehrsminister Winfried Hermann nun bei einem Campus-Rundgang mit Uni-Rektor Stephan Dabbert persönlich ein Bild, wo der Schuh drückt und was bisher erreicht wurde.
Enge Wege, die sich Fußgänger und Fahrradfahrer teilen müssen, eine abenteuerliche, schlaglochgepflasterte Campus-Zufahrt über die östliche Kirschenallee, fehlende Tempobegrenzungen, z.T. fehlende Fußwege, verbesserungsfähige Radwege und ÖPNV-Verbindungen ins Umland: Es war eine Campus-Führung der etwas anderen Art, die Verkehrsminister Winfried Hermann am Montagabend in Hohenheim erwartete.
Neben dem Rektor berichteten dabei u.a. der Hohenheimer Fahrradbeauftragte und der Mobilitätsmanager von Alltagserfahrungen, Zielen und Hürden – aber auch von ersten Erfolgen: So führte der anderthalbstündige Spaziergang ebenfalls vorbei an neuen Fahrradabstellanlagen, RegioRadStuttgart-Stationen oder der Haltestelle der Buslinie 65, die den Campus seit Dezember mit dem Flughafen verbindet.
Neue Mobilitätsstation nimmt Gestalt an
Wenige Meter neben der Bushaltestelle, auf dem Gelände des Fuhrparks, entsteht dank einer Förderung des Landes in Höhe von 200.000 € eine neue Mobilitätsstation: Mit einer verschließbaren Fahrradgarage und überdachten Fahrradstellplätzen, Schließfächern inkl. Lademöglichkeiten für Akkus von Pedelecs, einer Reparatur-Station sowie einer vollwertigen RegioRadStuttgart-Verleihstation mit Ladeterminal für Pedelecs. Ergänzend sind als Entwicklungsoption zwei Stellplätze für Car-Sharing-Anbieter mit Ladestation in der Diskussion, die zu einem späteren Zeitpunkt ergänzt werden können. Die Ausschreibung für die einzelnen Leistungen läuft aktuell an.
Länger dauert es noch mit der ersehnten umsteigefreien Stadtbahnverbindung in die Innenstadt, die durch eine neue Gleiskurve in Möhringen erreichten werden soll. Doch immerhin: Das Projekt ist inzwischen fester Bestandteil des aktuellen Nahverkehrsentwicklungsplans.
Parkgebühren: Kritische Stimmen lassen Minister ungerührt
Eine Station durfte bei dem Campus-Rundgang natürlich ebenfalls nicht fehlen: Die Baustelle an der Garbenstraße, wo die PBW aktuell Schranken für das Parkraummanagement errichtet, das am 2. November anlaufen soll.
Um dem Minister einen Eindruck von der Stimmungslage zum Thema zu verschaffen, hatte Uni-Rektor Stephan Dabbert seinem Büro vorab ein rund 40-seitiges Dokument mit den gesammelten Kommentaren zum letzten Online-Kurier-Artikel zukommen lassen.
Für den Minister ist Gegenwind bei diesem Thema nicht neu: „Autofahrer sind aus den letzten Jahrzehnten gewohnt, dass sich Verkehrsplanung in erster Linie an ihren Bedürfnissen ausrichtet und Autos selbstverständlich kostenlos im öffentlichen Raum parken dürfen. Doch dieses Privileg ist nicht mehr haltbar. Wir müssen als Gesellschaft umdenken.“
Ziel sei es, zu einer einheitlichen Lösung für den Immobilienbestand des Landes zu kommen. Dies betreffe die Uni Hohenheim genauso wie andere Hochschulen oder Ämter.
Zugleich betont Hermann, dass in den letzten Jahren bereits vielfältige Verbesserungen für den öffentlichen Nahverkehr, Radfahrer und alternative Mobilitätsformen erreicht worden seien, zuletzt u.a. die Tarifreform der VVS, das Job-Ticket oder Investitionen für bessere Stadtbahnverbindungen.
Rektor fordert Mobilitätszuschlag für Landesbedienstete
Uni-Rektor Stephan Dabbert kommentiert das so: „Ich sehe es auch als meine Aufgabe, den an der Universität vorhandenen Unmut an die Politik weiter zu transportieren. Andererseits ist offensichtlich: Anonyme Kommentarspalten kommen als Ort für einen echten und fruchtbaren Austausch an ihre Grenzen und positive Entwicklungen werden von Kritikern häufig übersehen.“
Künftig wolle Dabbert verstärkt auf andere Formate setzen, um den notwendigen Dialog zum Thema Mobilität an der Uni weiterzuführen, z.B. durch Fragestunden via Zoom oder Podiumsdiskussionen mit Expertinnen und Experten.
In puncto Parkraummanagement hätte es das Land aus seiner Sicht allerdings durchaus in der Hand, dem Unmut den Wind aus den Segeln zu nehmen und das Thema ins Positive zu wenden:
„Wenn Menschen das Gefühl haben, es wird ihnen etwas weggenommen, erzeugt das Widerstände. Ich erneuere deshalb meine Forderung nach einem einheitlichen Mobilitätszuschlag von 50 € pro Monat für alle Landesbediensteten. Ob die Beschäftigten das Geld für die Anschaffung eines Pedelecs, für ein ÖPNV-Abo oder die Mehrkosten durch die Parkgebühren verwenden, bleibt dann jedem selbst überlassen. Die kommende Tarifrunde wäre eine gute Gelegenheit, dies zu implementieren“, so Dabbert.
Auch wenn der Verkehrsminister keinen Kommentar zu den laufenden Tarifverhandlungen abgibt, sagt er der Universität weitere Unterstützung bei der Umsetzung ihres Mobilitätsplans zu. Um bürokratische Hürden aus dem Weg zu räumen, regt er u.a. ein zeitnahes Treffen mit Vertretern von Stadt, Land und Universität an, an dem auch er persönlich teilnehmen will.
Text: Leonhardmair