Gemeinsam im Takt – trotz Corona  [15.07.20]

Eigentlich war das Stück als Zugabe für das große Sommerkonzert vorgesehen. Es wäre ein ganz besonderer Auftritt für Schlagwerkerin Viktoria Kaiser gewesen: Denn „Typewriter“ von Leroy Anderson sieht eine alte Schreibmaschine als taktgebendes Percussion-Element auf der Bühne vor. Corona machte der Live-Darbietung einen Strich durch die Rechnung. Doch ganz so einfach aus dem Takt bringen ließen sich die Musikerinnen und Musiker nicht. Inspiriert durch virale Hits in den sozialen Medien wagte das Sinfonieorchester der Uni Hohenheim ein eigenes digitales Experiment.

Seit 34 Jahren besteht das Sinfonieorchester der Uni Hohenheim. Ein Semester wie dieses gab es bisher allerdings noch nie. Wie bei allen Hohenheimer Musik-Ensembles mussten sämtliche Proben und Auftritte abgesagt werden. Wie es nach dem Sommersemester weitergeht ist momentan noch offen.

Während sich Lehrveranstaltungen vergleichsweise gut in den digitalen Raum verlagern lassen, sind Musikproben per Video-Konferenz nahezu unmöglich. Denn beim synchronen Zusammenspiel kommt es auf Sekundenbruchteile an, auf gegenseitiges Hören und auf feine Interaktionen.

Gemeinschaft trotz Distanz

Trotzdem haben sich viele der rund 40 Orchestermitglieder, darunter Studierende, Promovierende, Beschäftigte und Ehemalige der Universität, regelmäßig zu den üblichen Probenzeiten auf Zoom eingefunden:

„Es ging uns einfach darum, Kontakt zu halten und einmal nachzufragen, wie es den anderen geht. Schließlich steht in einem Orchester nicht allein die Musik im Mittelpunkt, sondern auch die Gemeinschaft. Wir haben auch einige ältere Mitglieder, die ihre Familien längere Zeit nicht treffen konnten. Gerade ihnen hat dieser Austausch sichtlich gutgetan“, berichtet Orchester-Organisatorin Stella Moritz.

Bei den gemeinsamen Zoom-Meetings entstand schließlich auch die Idee, ein besonderes Musik-Video aufzunehmen – sozusagen als Ersatz für das ausgefallene Sommerkonzert. Alle Musikerinnen und Musiker nahmen ihren Part für Andersons "Typewriter" dazu via Smartphone alleine von zu Hause aus auf, inklusive Perkussionistin Viktoria Kaiser an der Schreibmaschine. Der volle Orchesterklang entstand dann erst im Anschluss am Schneidetisch.

„In den sozialen Medien gab es viele tolle Vorbilder. Die technische Umsetzung stellte uns allerdings trotzdem vor Herausforderungen. Sehr dankbar sind wir u.a. unserem Dirigenten, Klaus Breuninger, der sich das notwendige Wissen für den Audio-Schnitt angeeignet hat. Es hat uns allen Riesenspaß gemacht und das Video wird uns immer an diese außergewöhnliche Zeit erinnern!“, so Stella Moritz.