Berufungsmanagement

Gute Profs schneller gewinnen  [05.06.14]

Freie Lehrstühle schneller besetzen, die besten Köpfe gewinnen, Forschungsschwerpunkte gezielt stärken, mehr Service für Bewerber und neue Professoren: Hohenheim hat das Vorgehen bei der Besetzung freier Professuren unter die Lupe genommen. Eine ganze Liste von Verbesserungsmaßnahmen soll jetzt umgesetzt werden.

Hohenheim setzt bei Neuberufungen zurzeit vor allem auf junge Wilde und will an dieser Berufungspolitik auch künftig festhalten. Das bedeutet aber auch: Wer heute als Professor oder Professorin anfängt, bleibt evtl. für die nächsten 30 Jahre.

Allein aus diesem Grund tut die Uni gut daran, bei der Bestzung der Lehrstühle besondere Sorgfalt walten zu lassen. Darüber hinaus bietet die Neuausschreibung von Professuren aber auch die seltene Gelegenheit, strategische Forschungsschwerpunkte der Uni, wie z.B. Bioökonomie, gezielt zu verankern. Zum Beispiel durch Umwidmung von Professuren oder durch neue Akzente im Ausschreibungstext.

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Bisher sorgt jedes Berufungsverfahren für riesige Papier-Stapel. Künftig wird ein Großteil der Kommunikation ins Netz verlagert. Im Bild: Andreas Klumpp (Berufungsmanager) und Barbara Duffner (Qualitätsmanagement)

Wichtiges Ziel: Schnelle, transparente Verfahren

Um dem Stellenwert der Neuberufungen Rechnung zu tragen, hat die Uni seit Kurzem einen Berufungsmanager: Andreas Klumpp unterstützt alle Beteiligten, um die Abläufe bei der Berufung in Zukunft möglichst optimal zu gestalten. Neben den genannten Punkten geht es dabei vor allem auch darum, die Dauer von Verfahren zu verkürzen und den Dialog mit den Bewerbern möglichst serviceorientiert zu führen.

„Berufungsverfahren sind hoch komplexe Angelegenheiten, die eine ganze Reihe von Einzelpersonen und Gremien beschäftigen – vom Rektor bis zum Hausmeister“, erklärt Klumpp. Unser Ziel ist es, dass ein Verfahren nicht länger als 9 Monate dauert und dass Neuberufene einen möglichst guten Start haben.“

Eine vom Rektorat eingesetzte Arbeitsgruppe unter Leitung des Qualitätsmanagements hat deshalb alle Phasen des Berufungsverfahrens unter die Lupe genommen und konkrete Verbesserungsvorschläge ausgearbeitet, die nun umgesetzt werden sollen.

Phasen des Berufungsverfahren

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Vertreter von Dekanaten, APO, AFB, AT, AW und KIM haben das neue Verfahren gemeinsam mit Berufungsmanager und Qualitätsmanagerin entwickelt.

Unter anderem werden folgende Maßnahmen umgesetzt:

Hintergrund: Qualitätsmanagement

Das Qualitätsmanagement beschäftigt sich mit der Optimierung von Abläufen aus unterschiedlichen Bereichen an der Universität. Ziel ist es, den Ansprüchen von Wissenschaftlern, Studierenden und sonstigen Mitarbeitern möglichst gut gerecht zu werden.

  • Strategische Planung: Rektorat und Dekane treffen sich einmal jährlich zu Strukturgesprächen, um über Pläne für Professuren zu sprechen, die voraussichtlich in den kommenden zwei Jahren frei werden. So können strategische Überlegungen zur möglichen Umwidmung etc. besser vorbereitet werden.
  • Online-Berufungsportal: Interessenten, Bewerber, Neuberufene, aber auch Mitglieder der Berufungskommission finden hier gebündelt alle notwendigen Informationen (www.uni-hohenheim.de/berufungsportal). Seit Mai nimmt die Uni Bewerbungen auf Professuren online über diese sichere Internetseite entgegen. Dies soll es den Bewerbern erleichtern, die bei Profs meist sehr umfangreichen Unterlagen zusammenzustellen. Zum Beispiel können auch Publikationen hochgeladen werden. Außerdem können sich die Mitglieder der Berufungskommissionen auf dieser Plattform einfach einen vollständigen Überblick über die Bewerber verschaffen – und müssen keine Papierberge mehr wälzen. Wer einen Ruf annimmt, erfährt sofort, wie er an Berufungsmittel und Infrastruktur kommt etc. Künftig soll auch der aktuelle Stand des Verfahrens auf der Plattform angezeigt werden, um Bewerbern mehr Transparenz zu bieten.
  • Info-Paket für Berufungskommission: Enthalten sind z.B. Erläuterungen zu allen Punkten, die für ein rechtssicheres Verfahren wichtig sind und ein Leitfanden für die Berufung. Darüber hinaus Hinweise auf Datenbanken, die für aktive Rekrutierung von hochqualifizierten Frauen als Bewerberinnen. Hohenheim verfolgt das Gleichstellungsziel 20% Professorinnen bis 2020.
  • Beratung vor Verhandlungen: Bewerber, die zu Verhandlungen eingeladen werden, sollen besser informiert werden: insbesondere über vorhandene Forschungsgroßgeräte in Hohenheim und Möglichkeiten, ihre Berufungsmittel zusätzlich durch QSM, Drittmittelhonorierungen etc. aufzustocken.
  • Vorausschauende Planung auf dem Campus: Alle Beteiligten, die mitarbeiten, um neue Professoren arbeitsfähig zu machen, sollen strukturierter und früher als bisher eingebunden werden. Die Raumplanung soll idealerweise ein Jahr vor Ankunft des neuen Lehrstuhlinhabers beginnen. Neuberufene werden möglichst gleich nach der Rufannahme zu einem Startgespräch eingeladen.  Dabei werden alle Fragen der Infrastruktur und der Renovierung von Räumen  frühzeitig abgestimmt. Für alle Beteiligten in der zentralen und dezentralen Verwaltung gibt es nun eine gemeinsame Beschreibung des Arbeitsablaufs – so dass Zuständigkeiten und Schnittstellen für alle nachvollziehbar beschrieben sind.

Wie ein Berufungsverfahren in Hohenheim abläuft, ist ab sofort auch in einem neuen „Leitfaden zur Besetzung von Professuren“ nachzulesen. Der wurde vom Rektorat gemeinsam mit den Dekanen im Mai beschlossen. „Seit April gilt ja das neue Landeshochschulgesetz“, erklärt Klumpp. „Das bringt auch Neuerungen für Berufungsverfahren. Diese haben wir in dem neuen Leitfaden bereits berücksichtigt.“

Text: Leonhardmair

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