Social Media

Twitter vs. Mastodon: Wie hält es die Uni?  [22.11.22]

Twitterst du noch oder trötest du schon? Seit der reichste Mann der Welt den einflussreichsten Kurznachrichtendienst der Welt aufgekauft hat, denken viele Twitter-User an den Ausstieg. Als Alternative präsentiert sich das dezentrale Netzwerk Mastodon. Hier findet man nicht nur Jan Böhmermann, sondern – bereits seit Längerem – auch die Uni Hohenheim. Die Stabstelle für Pressearbeit, Interne Kommunikation und Social Media erklärt ihre Position und gibt Tipps für Wechselwillige.


Twitter galt wohl noch nie als freundlichster Ort des Internets. Doch Elon Musks umstrittene Unternehmenspolitik scheint Hate Speech und Fake News nun vollends freie Bahn zu bereiten. Ebenfalls in der Kritik: Datenschutz, der Umgang mit Beschäftigten und die mangelnde politische Neutralität des Unternehmenschefs.  

Zeit, Twitter kollektiv den Rücken zu kehren? Die Uni Hohenheim hat ihren Account mit ca. 4.390 Followern noch nicht aufgegeben. Allerdings kann man ihr alternativ auch auf der freien Konkurrenzplattform Mastodon folgen. Und das nicht erst seit der aktuellen Wechsel-Debatte.

So geht Mastodon

„Wir testen Mastodon schon seit anderthalb Jahren, ursprünglich auf eine Empfehlung des Landesdatenschutzbeauftragten hin“, erklärt Pressesprecher Florian Klebs. „Bisher ist es uns noch nicht gelungen, eine nennenswerte Zahl an Followern zu gewinnen. Immerhin haben die aktuellen Entwicklungen die Follower-Zahl aber nahezu verdoppelt, von ca. 160 im Oktober auf aktuell 310.“

Diesen Trend will das Hohenheimer Social Media-Team jetzt auch aktiv weiter befördern. Jedem Tweet der Uni folgt deshalb seit Kurzem der Aufruf #joinmastodon. Für Wechselwillige und ganz besonders für Forscher:innen gibt es inzwischen auch interessante Tools (s. Artikel-Ende).

Vor- und Nachteile der Dezentralität

Mastodon verfügt grundsätzlich über eine ähnliche Funktionalität wie Twitter. Der größte Unterschied ist die dezentrale Struktur. Zahlreiche Server – sogenannte „Instanzen“ – werden von Privatpersonen, Vereinen oder sonstigen Institutionen eigenverantwortlich betrieben. Die Software ist frei. Dass Elon Musk als nächstes auch noch Mastodon aufkaufen könnte, ist also ausgeschlossen.

Die Dezentralität hat aber auch Nachteile. Ob Mastodon in Sachen Hate Speech, Fake News und Datenschutz wirklich besser abschneidet als Twitter, lässt sich nicht so einfach beantworten. Denn die Regeln werden von den Betreiber:innen der jeweiligen Instanzen autark gesetzt und unterscheiden sich demzufolge stark.

Lese-Tipp

Das Redaktionsnetzwerk Deutschland hat den Hohenheimer Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Wolfgang Schweiger um seine Einschätzung zum Thema gebeten:

Die Community entscheidet

„Wünschenswert wären seriöse und gut moderierte Instanzen, die wir als Universität uneingeschränkt empfehlen können. Erste Initiativen, so etwas auf den Weg zu bringen, gibt es bereits. Und das verfolgen wir mit großem Interesse“, so Corinna Schmid, Social Media Managerin der Uni Hohenheim.

Bevor die Universität Hohenheim ihren Twitter-Account zugunsten von Mastodon komplett aufgibt, müsste jedoch vor allem auch die Akzeptanz in der Community weiter steigen, sind sich Klebs und Schmid einig.

Neben Politiker:innen und Journalist:innen seien insbesondere Wissenschaftler:innen überdurchschnittlich aktiv auf Twitter. Auch von ihnen hänge also die weitere Entwicklung ab.

Und was ist eigentlich mit Instagram, Youtube & Co? Auch dafür gibt es dezentrale Alternativen, wie Pixelfed und Peertube. Ist die Uni Hohenheim auch hier aktiv? „Bislang nicht“, erklärt Klebs. „Denn klar ist: Jeder zusätzliche Kanal macht uns auch zusätzliche Arbeit. Gemessen an der Reichweite rechnet diese Zusatzarbeit sich auch bei Mastodon eigentlich nicht. Wir müssen also Prioritäten setzen. Und bei Mastodon sehen wir aktuell die größte Bewegung.“

Tipps für Wechselwillige

  • Das Tool „Fedifinder“ hilft nach dem Umzug Twitter-Kontakte auf Mastodon zu finden und ihnen dort mit einem Schlag zu folgen.
  • Das Verzeichnis „Academics on Maston“ enthält eine Sammlung von kuratierten Listen von Wissenschaftler:innen nach Disziplin, die auf Mastodon vertreten sind.

Text: Leonhardmair

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