Neuerscheinung: Herkunft & Geschichte

Faszination Dampfpflug  [04.12.20]

Die Hohenheimer Lokomobile mit einem Pflug der Dampftechnikfreunde Kirchheim am Hohenheimer Feldtag 2011. | Bildquelle: Universität Hohenheim/Elke Wörner

Diese Maschine hat die Landwirtschaft in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mechanisiert und revolutioniert: Einer der letzten Dampfpflüge Deutschlands ist im Deutschen Landwirtschaftsmuseum (DLM) der Uni Hohenheim ausgestellt. Jetzt gibt es Fachwissen über die Geschichte dieser seltenen Landmaschine zu lesen: Das Buch „Die Bayerische Dampfpflug-Genossenschaft Regensburg e.G.m.b.H. 1901-1966“ beschreibt nicht nur die Geschichte des Hohenheimer Dampfpflugsatzes, es ist auch eine Chronik über die ersten Betreiber, die „Regensburger Dampfpflug-Genossenschaft“. Autor des Buchs ist Theodor Häußler, Historiker und ehemaliger Landwirtschaftsdirektor des DLM.


Nicht nur für Technik-Fans: Das Buch erzählt die Geschichte des Dampfpflugs von Anfang an. Vom Ingenieur Max Eyth, der die innovative Landmaschine aus England in den 1860ern in Deutschland einführte, wie sich Dampfpflüge vor allem auf bayrischen Gutsbetrieben etablierten, bis hin zur Gründung der Regensburger Dampfpflug-Genossenschaft im Jahr 1901 – einer Gemeinschaft von Großbauern, die die Maschinen über 60 Jahre lang aufwändig betrieben hat.

Fasziniert vom Dampfpflug

Buch erwerben

Landtechnik-Fans können die 120 Seiten umfassende Chronik „Die Bayerische Dampfpflug-Genossenschaft Regensburg e.G.m.b.H. 1901-1966“ für 19,90 Euro normalerweise direkt im DLM erwerben. Während der Corona-bedingten Schließzeit ist ein Versand nach einer Bestellung per E-Mail möglich (frank.emmerich@uni-hohenheim.de).

Mit der Erfindung der Dampfmaschine konnte die Pflugleistung um ein vielfaches gesteigert und mühsame menschliche und tierische Arbeitskraft ersetzt werden. Wer den dampfenden Riesen bei ihrer Arbeit zusehen konnte, kann sich auch deren Faszination nicht mehr entziehen: Ein Dampfpflug ist bis zu acht Meter lang, 2,70 Meter breit, mit Kamin etwa 4 Meter hoch, 20 Tonnen schwer und leistungsstark wie eine Lokomotive.

Am Hohenheimer Feldtag 2011 konnten Zuschauer eine der bundesweit noch drei betriebsfähigen Dampfpflug-Garnituren, bestehend aus zwei Heucke-Dampfpflug-Lokomobilen und einem Kipppflug, in Aktion sehen. „Mit etwa 6.000 begeisterten Besuchern war der Feldtag eine der meistbesuchten Veranstaltungen der Universität überhaupt“, berichtet Frank Emmerich, wissenschaftlicher Mitarbeiter im DLM. Die Dampfpflüge sind heute im DLM zu bestaunen.

Ein aufwändiger Betrieb

„Etwa sechs Maschinisten sind bei den Abläufen mit Maschinen und Pflug beschäftigt. Bevor aber der Dampfpflug einsatzbereit ist, braucht der Dampfkessel etwa zwei Stunden zum Vorheizen. Auch danach benötigt die Maschine pro Stunde 700 Liter Wasser und mindestens 150 kg Kohle,“ erklärt Frank Emmerich.

Beim Einsatz auf dem Acker stehen sich zwei Dampflokomobile am Feldrand gegenüber. Ein bis zu 600 Meter langes Drahtseil verbindet den Pflug mit den Lokomobilen. Mit einer Arbeitsbreite von über zwei Metern und einer Pflugtiefe von über 40 cm war die Leistung des Dampfpfluges einmalig, sodass stündlich mehr als ein Hektar gepflügt werden konnte. Durch diese Leistung war es der Regensburger Dampfgenossenschaft möglich, pro Saison 1.800 Hektar Acker zu pflügen.

Der Dampfpflug revolutionierte die Landwirtschaft, weil er Flächenerträge wie nie zuvor bewirkte. Allerdings konnten sich nur Großbetriebe Dampfmaschinen leisten. Dampfpflüge kamen meistens für den Zuckerrübenanbau in Schlesien, Bayern, Magdeburg und in den osteuropäischen Schwarzerde-Gebieten zum Einsatz.

HINTERGRUND: Das Deutsche Landwirtschaftsmuseum (DLM)

Das DLM an der Universität Hohenheim empfängt jährlich im Durchschnitt 12.000 bis 15.000 Besucher. Neben der Dampfpfluggarnitur zeigen viele Exponate die rasante Entwicklung der Landwirtschaft: Auf über einhundert Metern Vitrinenfläche wird eine beeindruckende Ausstellung gezeigt: Unter der umfangreichen Sammlung befinden Traktoren, rund 1.000 Pflüge, Eggen, Hofmaschinen und Fuhrwerke, die nach über 150 Jahren noch voll funktionsfähig sind.

Text: Jung

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