Neue Leiterin der Graduiertenakademie im Interview

Ein Tee mit… Dr. Anja Pohl  [10.10.18]

Bild: Uni Hohenheim

Verwaltung und Beratung aus einer Hand, maßgeschneiderte Qualifizierungsangebote für Promovierende, Qualitätssicherung und Unterstützung bei Reformen: Mit diesen Visionen wurde die Hohenheimer Graduiertenakademie vor zwei Jahren gegründet. Seit Januar 2018 hat Dr. Anja Pohl die Leitung der Einrichtung übernommen. Bei einer Tasse Tee mit dem Online-Kurier berichtet sie, wo die Graduiertenakademie heute steht und was in den kommenden Monaten geplant ist.

 

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Frau Pohl, seit Anfang des Jahres leiten Sie die Hohenheimer Graduiertenakademie. Welchen Hintergrund bringen Sie mit?

Ich habe an der Uni Leipzig Geschichte studiert und promoviert. Parallel habe ich die Koordination dreier Graduiertenkollegs im Bereich Lebenswissenschaften übernommen. Schwerpunkte der Tätigkeit waren die Organisation des Qualifikationsprogramms, die Zusammenarbeit mit den Fakultäten und der Leipziger Graduiertenakademie. Die Stellenausschreibung an der Uni Hohenheim passte also perfekt zu meinem Hintergrund. Diese Gelegenheit wollte ich nutzen, um mich beruflich weiterzuentwickeln.

Was reizte Sie daran besonders?

Zunächst einmal bin ich vom Konzept der Hohenheimer Graduiertenakademie begeistert: Inzwischen gibt es ja an sehr vielen Unis vergleichbare Einrichtungen, aber nur selten verstehen sich diese, wie in Hohenheim, tatsächlich als One-Stop-Shop für Promovierende. Also als zentrale Anlaufstelle, die alles rund um die Promotion abdeckt, was über die rein fachliche Betreuung hinausgeht: Von der Immatrikulation und sämtlichen Verwaltungsabläufen, über Information und Beratung bis hin zu fachübergreifenden Weiterbildungsangeboten und Karriere-Themen.

Darüber hinaus soll die Hohenheimer Graduiertenakademie einen Beitrag zur Qualitätssicherung leisten und ist aktiv bei der Weiterentwicklung des Promotionswesens in Hohenheim eingebunden. Das ist schon ein tolles Gesamtpaket!

Die Hohenheimer Graduiertenakademie wurde vor genau 2 Jahren gegründet. Sie bringen den Blick von außen mit: Wo steht die Einrichtung heute?


Natürlich kann man ein so ambitioniertes Projekt nicht von heute auf morgen ins Laufen bringen. Der erste Meilenstein war die Zentralisierung der Promotionsverwaltung, die in der Vergangenheit ja bei den Fakultäten angesiedelt war. Als ich im Januar nach Hohenheim kam, hatten sich bereits alle administrativen Prozesse sehr gut eingespielt.

Wir sind jetzt also in der Lage, Schritt für Schritt weitere Themen im Bereich Beratung, Weiterbildung und Qualitätsmanagement anzupacken. Darauf freue ich mich sehr! Und wir sind auch bereits mittendrin: Beispielsweise startet im Oktober unser fachübergreifendes Weiterbildungsprogramm für Promovierende.

Worum geht es dabei genau?

Wir beginnen mit vier Seminaren, die maßgeschneidert für Promovierende sind. Die Themen lauten: „Wissenschaftliches Schreiben“, „Überzeugen im Gespräch“, sowie Bewerbungstraining für den akademischen und nicht-akademischen Arbeitsmarkt.

Die Nachfrage war deutlich größer als die angebotenen Plätze. Wir wollen das Angebot deshalb im kommenden Jahr ausweiten. Mir war allerdings wichtig, dass der Startschuss diesen Herbst fällt. Immerhin bin ich nun auch schon ein halbes Jahr in Hohenheim…

Um zu ermitteln, welche Themen, Formate und Rahmenbedingungen sich die Hohenheimer Promovierende wünschen, haben wir im Juli auch eine Befragung durchgeführt, deren Ergebnisse wir bei unserer Planung für 2019 berücksichtigen.

Noch einmal zurück zum Thema Promotions-Verwaltung & Beratung: Was diese Aufgabe nicht gerade einfacher macht, sind ja die zahlreichen unterschiedlichen Promotionsordnungen an der Uni. Ein Zustand, den auch Promovierendenvertreter in der Vergangenheit immer wieder beklagten…

Da sprechen Sie etwas Wahres an: Derzeit müssen wir mit sieben parallel gültigen Promotionsordnungen arbeiten, die sich auf drei Fakultäten verteilen. Wir haben uns zwar mit dieser Situation so weit als möglich arrangiert, aber natürlich ist es alles andere als ideal.

Glücklicherweise ist in Kürze Besserung in Sicht: Die Uni beabsichtigt, eine einheitliche Rahmenpromotionsordnung zu verabschieden. Die Vorbereitungen in den Fakultäten sind inzwischen sehr weit fortgeschritten, sodass die Einführung voraussichtlich in naher Zukunft erfolgt! Das erleichtert nicht nur unsere Arbeit, sondern schafft auch mehr Transparenz für die Promovierenden.

Gibt es im Zuge dieser Vereinheitlichung auch inhaltliche Reformen?


Ein Punkt ist die Einführung eines sogenannten Mentorats für Promovierende. Um die Betreuung zu intensivieren, wird es in Zukunft neben Doktorvater bzw. Doktormutter zwei weitere Ansprechpartner geben: Ein Mitglied der Professorenschaft und eine dritte Person, die z.B. auch uni-extern sein kann.

Bisher hängt für die Promovierenden sehr viel von dem persönlichen Verhältnis zur jeweiligen Betreuungsperson ab. Mit dem ergänzenden Mentorat gibt es künftig zwei Personen mehr, die man um Rat fragen und deren Netzwerke man für seine berufliche Zukunft nutzen kann.

Das Stichwort Qualitätssicherung hatten Sie bereits angesprochen.  Abgesehen von der Einführung des Mentorats, was ist geplant?

Gemeinsam mit dem Promovierendenkonvent haben wir einen ersten Entwurf für Leitlinien guter Promotionsbetreuung ausgearbeitet, den wir in Kürze mit Mitgliedern der Promotionskommissionen diskutieren wollen. Anhand dieser Kriterien wollen wir z.B. auch einen Preis ins Leben rufen, um dem Thema Promotionsbetreuung mehr Gewicht zu verleihen.

Erkenntnisse für den Bereich Qualitätssicherung erwarten wir uns mittelfristig auch von einer Analyse der Promovierendendaten, die wir gemäß dem neuen Hochschulstatistikgesetz seit diesem Jahr für das Ministerium erheben müssen. Ergänzend dazu wollen wir Ende 2019 eine umfassende Promovierenden-Befragung durchführen.

Welche weiteren Themen wollen Sie in den kommenden Jahren angehen?

Parallel zu den Weiterbildungsangeboten bauen wir aktuell auch unsere Beratung für Promovierende aus. Ab Herbst bietet die Graduiertenakademie z.B. Sprechstunden zu Themen wie Finanzierungs- oder Karriere-Möglichkeiten an. Gemeinsam mit dem CareerCenter organisieren wir außerdem erstmals eine Info-Veranstaltung für Master-Studierende, die an einer Promotion interessiert sind.

Ein weiteres Anliegen ist uns, Doktoranden in Kontakt mit fertig Promovierten zu bringen, die jetzt im Berufsleben stehen. Dazu arbeiten wir mit dem Hohenheimer Alumni-Management zusammen. Zwei Veranstaltungen im Dezember und Januar werden sich dem Thema „FH-Professur als Karriere-Option“ widmen.

Last but not least will ich die Fakultäten dabei unterstützen, weitere strukturierte Promotionsstudiengänge einzuwerben. Als Koordinatorin von drei Graduiertenkollegs in Leipzig habe ich Erfahrungen gesammelt, die ich gerne bei der Antragsstellung miteinbringe.

Wir werden berichten! Vielen Dank für das Gespräch.


Interview: Leonhardmair

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