#HohenheimVsCorona: Alumni-Berichte Ehemalige Hohenheimerinnen und Hohenheimer berichten von ihren Erfahrungen in der Corona-Zeit (Kopie 1)  [18.06.20]

Die Corona-Krise und ihre Auswirkungen lassen sich in allen Lebenslagen spüren: Die Universität Hohenheim hat ihren Präsenzbetrieb geschlossen, die Lehre im Sommersemester 2020 findet hauptsächlich online statt, die Beschäftigen der Universität arbeiten weiterhin im Home-Office. Auch unsere Alumnae und Alumni haben mit den Folgen zu kämpfen und berichten aus ihrem Alltag.   Dieses Mal: Dr. Ekkehard Kürschner

 

„Meine Tätigkeit hat bis einschließlich April nicht an Intensität nachgelassen. So komme ich erst jetzt dazu mich auf ein Arbeiten im „Remote“ bzw. „Semi-remote“-Modus einzustellen. Sie kennen das sicher: Teams, Zoom, Webex und was es da noch an Arbeitswerkzeugen gibt.

Noch im Februar war ich für einen Arbeitseinsatz in Tansania, um ein Projekt der deutschen Entwicklungszusammenarbeit gemeinsam mit einen Tansanischen Kollegen zu evaluieren. Während schon damals Einreisende aus Europa kontrolliert wurden, verlief der Arbeitsalltag vor Ort wie gewohnt. Einen Monat später, wurde Mitarbeitern von Entwicklungsorganisationen Land nahegelegt, ggf. den Standort nach Deutschland verlegen, um von dort aus im „remote“-Modus zu arbeiten. Kurz darauf wurden dann auch direkte Flüge nach Europa eingestellt.

Noch in der zweiten Märzhälfte habe ich mit meiner Frau unsere jährliche private Studienreise gemacht. Diese führte uns diesmal in den Norden Äthiopiens. Wir hatten uns ganz bewusst dafür entschieden, haben die Reise allerdings aufgrund der beunruhigenden Nachrichten aus Europa abgekürzt. Trotz mäßiger Infektionszahlen geht es für die Menschen dort ums Überleben. Es gibt eben keine Auffangschirme.

Es war interessant zu beobachten, wie Äthiopien mit der Krise umgegangen ist. Und auch wie sich die Situation dort innerhalb von weniger als zwei Wochen verändert hat. Ein Mitarbeiter einer internationalen Organisation hatte mutmaßlich das Virus eingeschleppt. Entsprechend wurden Ausländer kritisch beäugt und von Einheimischen zunehmend als Bedrohung wahrgenommen. Anfang an gab es konsequente Kontrollen an Eingängen (Fiebermessen, Händewaschen, Desinfektion und Eintragen in Kontaktlisten).

Wie sich die Pandemie mittel- und längerfristig auf das Arbeiten als externer Berater bzw. für Mitarbeiter mit Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit auswirkt, lässt sich derzeit nicht abschätzen.  Kurzfristig werden Aufgaben, die bisher durch Vor-Ort-Einsätze bearbeitet wurden, aus der Entfernung bedient.

In manchen Momenten des Verlaufs der Pandemie fühlte ich mich in das Jahr 2014 zurückversetzt, als ich zum Zeitpunkt des Ausbruchs der Ebola-Epidemie in Liberia für ein Projekt verantwortlich war. Allerdings wurde die Ausbreitung der Krankheit damals als eine reale Lebensbedrohung für jeden Einzelnen wahrgenommen.

In Europa sind wir anscheinend durch die jahrzehntelange, uneingeschränkte Mobilität und das sichere, uns wohlbehütende Umfeld, das uns kaum etwas zu wünschen übrig lässt, nicht mehr gewohnt mit solchen Bedrohungen umzugehen."

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