CSL wird CSH
„Wir erfinden uns neu“ [14.01.23]
Der neue 3-köpfige Vorstand des CSH: Prof. Dr. Jens Vogelgesang, Prof. Dr. Robert Jung und Prof Dr. Thilo Streck. Bild: Uni Hohenheim.
Das Computational Science Lab heißt ab sofort Computational Science Hub (CSH). Neu erfinden musste sich die fakultätsübergreifende Initiative, der sich inzwischen über 20 Hohenheimer Fachgebiete angeschlossen haben, allerdings schon in den letzten Jahren. Denn der ursprüngliche Plan, zeitnah ein neues Campus-Areal in der Steckfeldstraße zu beziehen, hat sich auf absehbare Zeit verschoben. Dennoch ist das CSH eine echte Erfolgsgeschichte. Nach seinem Vorbild sollen in den kommenden Jahren noch weitere „Science Hubs“ in Hohenheim entstehen. Ein Rück- und Ausblick.
Alles beginnt vor gut sechs Jahren mit elf Professuren. Alle forschen an ihren Fakultäten zu völlig unterschiedlichen Themen: von der Klimamodellierung über Smart Farming bis hin zu Medienanalyse oder zur Computer-Simulation eines menschlichen Herzens. Doch alle Forschenden haben etwas gemeinsam: Sie arbeiten mit computerintensiven Methoden zur Modellierung und Simulation komplexer Systeme bzw. zur Analyse sehr großer Datenmengen.
„Wir alle hatten das Gefühl, von einem stärkeren Austausch zu profitieren. Doch über Fakultätsgrenzen hinweg war das damals keine Selbstverständlichkeit, zumal wenn die Fachgebiete über den ganzen Campus verstreut sind“, erinnert sich der Initiator des damaligen Computational Science Labs, Prof. Dr. Robert Jung, vom Fachgebiet Ökonometrie und Wirtschaftsstatistik.
Termin-Tipp | AIDAHO Lecture with Axel Voss (19.01.23) |
- Donnerstag, 19.01.23
- 18:30, Schloss Hohenheim (Balkonsaal)
- Ohne Anmeldung
Alex Voss ist Abgeordneter des europäischen Parlaments mit dem Schwerpunkt die Digitalpolitik. In seinem Vortrag gibt er Einblicke zur geplanten AI-Richtline der EU-Kommission.
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Eine Vision nimmt Gestalt an
Ende 2016 tut sich plötzlich eine einmalige Chance auf: Der begrenzte Campus der Uni Hohenheim kann durch den Zukauf eines ehemaligen Tagungshotels in der Steckfeldstraße mit einem Schlag um 10.000 m² erweitert werden.
Für Robert Jung ist das der entscheidende Anstoß, um Nägel mit Köpfen zu machen: Er bringt die Idee für das „Computational Science Lab“ zu Papier – und überzeugt. Sowohl mit dem zukunftsträchtigen Thema – „Digitale Transformation“ ist inzwischen ein zentrales Profil-Thema der Uni Hohenheim – als auch mit der neuartigen Art der Zusammenarbeit.
Das Rektorat und die Uni-Gremien geben in der Folge grünes Licht für den Umzug der elf Fachgebiete in das neue Campus-Areal. „Diese Aussicht hat uns damals alle sehr beflügelt“, so Jung. „Denn Kreativität entsteht meistens nicht auf geplanten Meetings, sondern bei zufälligen Begegnungen im Gang oder beim Plausch an der Kaffeemaschine.“
Der Startschuss fällt aus
Umso größer die Enttäuschung in den folgenden Jahren. Eine Hiobsbotschaft von der Baustelle reiht sich an die nächste. Die Brandschutzsanierung erweist sich als erheblich komplexer als gedacht. Ebenso die Abstimmung zwischen den Behörden. Inzwischen hat das Landesamt für Vermögen und Bau die dritte Fassung des Baugesuchs beim Baurechtsamt der Stadt Stuttgart eingereicht. Der chronische Personalengpass in der Baubranche trägt zu weiteren Verzögerungen bei. Ein verlässlicher Zeitplan für die Sanierung steht bis heute nicht fest.
„Der Startschuss, auf den wir anfangs alle hin gefiebert hatten, fiel leider aus“, bedauert Prof. Dr. Jens Vogelgesang, Vorstandsmitglied des CSH, vom Fachgebiet Kommunikationswissenschaft, insbesondere Medien- und Nutzungsforschung. „Wir fragten uns: Trägt die Idee des CSL auch ohne das gemeinsame Gebäude?“
Die Antwort lautet ganz klar: ja! Auch ohne gemeinsames Gebäude legten die beteiligten Fachgebiete einfach los mit der Zusammenarbeit, die zunächst im gegenseitigen Kennenlernen bestand.
Podcast über CSH-Forschung |
In jeder Folge des Podcasts "Connecting Science" stellen Wissenschaftler:innen des CSH ihr Forschungsgebiet vor und berichten darüber, was sie miteinander verbindet und inwiefern die digitale Transformation und computergestützte Methoden dabei eine Rolle spielen.
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Die fakultätsübergreifende Kooperation bewährt sich
Inzwischen sind über 20 Fachgebiete im CSH aktiv. Das Herz des CSH bilden regelmäßige Seminare und Symposien, bei denen die beteiligten Fachgebiete, aber auch externe Kolleginnen und Kollegen, Einblicke in ihre Forschungsarbeiten geben.“ Maßgebliche Säulen der Arbeit im CSH sind zudem die Arbeitsgruppen „High Performance Computing“, „Data Literacy“ und „Netzwerkanalyse“.
Als Direktor des CSH-Lehrprogramms ist Vogelgesang besonders erfreut, dass auf Initiative von Promovierenden und Postdocs sich das „CSH Doctoral Student and Postdoc Forum“ ebenfalls als eine feste Terminserie etabliert hat.
Das Hub-Modell macht Schule
„Wir mussten uns ohne Gebäude ein Stück weit neu erfinden, neue Formen der Zusammenarbeit entwickeln, und wir haben uns auch organisatorisch neu aufgestellt. Dazu gehört auch der neue dreiköpfige Vorstand“, so CSH-Sprecher Jung. Dritter im Bunde ist Prof. Dr. Thilo Streck vom Fachgebiet Biogeophysik, der das Amt des CSH-Forschungsdirektors innehat.
Im Zuge der Neuausrichtung haben sich die Mitglieder der Initiative auch Gedanken über ihren Namen gemacht. „Mit der Bezeichnung ‚Lab‘ waren wir schon länger nicht mehr 100% glücklich“, so Vogelgesang. „Man stellt sich etwas Kleineres darunter vor. Das passt inzwischen nicht mehr zu uns.“
Der entscheidende Anstoß für die Namensänderung ergab sich schließlich in Gesprächen mit der Uni-Leitung. Diese sieht im CSH, das aus der Professorenschaft selbst hervorgegangen ist, ein wegweisendes Modell, welches in Hohenheim weiter Schule machen soll. Der Entwurf für den neuen Struktur- und Entwicklungsplan“ (SEP) für das Ministerium sieht daher vor, dass sich nach dem Vorbild des CSH in den kommenden Jahren weitere „Science Hubs“ etablieren sollen.
Digital-Experte Axel Voss zu Gast in der AIDAHO-Lecture
Das CSH bietet kommende Woche auch die Plattform für eine Vortragsreihe, die im Rahmen des Lehrprojekts „Artificial Intelligence and Data Science Hohenheim“ (AIDAHO) angeboten wird. Am Donnerstag, den 19.01.2023, wird der Digital-Experte und Europa-Abgeordnete Axel Voss im Schloss (Balkonsaal) um 18:30 Uhr die 1. AIDAHO-Lecture halten zum Thema:
„How does the European Union plan to regulate Artificial Intelligence? Status of the Trilogue Negotiations“
„Wir sind besonders stolz, dass wir mit Alex Voss einen Abgeordneten des europäischen Parlaments als Redner gewinnen konnten, dessen Schwerpunkt die Digitalpolitik ist. In seinem Vortrag wird er Einblicke aus erster Hand zur geplanten AI-Richtline der EU-Kommission geben“, so CSH-Sprecher Jung. Die AIDAHO-Lecture richtet sich an Studierende und interessierte Uni-Angehörige.
Text: Leonhardmair