Zugriff auf E-Journals und Open-Access-Publikationen
Erster Verhandlungserfolg mit Groß-Verlag [18.01.19]
Es ist also möglich: Während die Verhandlungen zwischen den deutschen Hochschulen und dem weltweit größten Wissenschaftsverlag Elsevier noch immer auf Eis liegen, hat das Verhandlungskonsortium DEAL mit des US-amerikanischen Wiley-Verlag nun einen Durchbruch erzielt: Alle rund 700 vertretenen akademischen Einrichtungen sollen nach einem fairen Kostenmodell 3 Jahre lang Zugriff auf alle E-Journals erhalten und Artikel Open Access veröffentlichen können („Publish & Read-Modell“, PAR-fee). Die Unis versprechen sich davon nun Rückenwind für die Verhandlungen mit Elsevier und Springer.
Worum geht’s?
- Eine Handvoll großer Wissenschafts-Verlage dominiert den Markt weltweit. Der mit Abstand größte ist der niederländische Elsevier-Verlag. Unis und Forschungseinrichtungen kritisieren, dass die Großverlage ihre Verhandlungsmacht ausnutzen.
- Kritikpunkt Nr. 1: Überteuerte Abo-Gebühren für E-Journals und jährliche Preissteigerungen zwischen 3-7%, die aus Sicht der Unis überzogen sind. Denn die Inhalte werden von den Wissenschaftlern in der Regel kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auswahl und Lektorat werden ebenfalls von Wissenschaftlern kostenfrei übernommen. Für elektronischen Publikationen fallen keine Druckkosten an.
- Kritikpunkt Nr. 2: Die Unis fordern, dass öffentliche finanzierte Forschung zu fairen Bedingungen unter Open Access-Bedingungen allgemein kostenfrei zur Verfügung gestellt werden kann. Bislang müssen die Autoren dafür jedoch meist teure Gebühren bezahlen.
Was bisher geschah:
- In der Vergangenheit hatten Hochschulen und Forschungseinrichtungen jeweils meist separat mit den Verlagen verhandelt. Seit 2016 haben sich bundesweit rund 700 Einrichtungen einem Verhandlungskonsortium („Projekt DEAL“) angeschlossen, um gemeinsam bessere Bedingungen zu erreichen. Derzeit laufen Verhandlungen mit Elsevier, SpringerNature und Wiley.
- Weil die Verhandlungen mit Elsevier ins Stocken geraten sind, hat ein Großteil der Hochschulen und Forschungsinstitute, ihre Abo-Verträge zum Jahreswechsel 2017/18 gekündigt, darunter auch die Uni Hohenheim. Darüber hinaus haben zahlreiche Wissenschaftler ihre Herausgeber- und Review-Tätigkeit bei Elsevier eingestellt
- In der ersten Jahreshälfte 2018 liefen die Verhandlungen zwischen Elsevier und DEAL weiter, solange gewährte der Verlag aus Kulanz den weiteren Zugriff auf die Publikationen. Seit Juli liegen die Gespräche auf Eis und der Zugriff auf die aktuellen Ausgaben der E-Papers von Elsevier ist nicht mehr möglich.
Durchbruch mit Wiley-Verlag
Während das Kräftemessen zwischen DEAL und Elsevier nach wie vor andauert, vermeldet das Konsortium diese Woche nun einen Verhandlungserfolg mit dem Wissenschafts-Verlag Wiley, der nach Elsevier zu größten der Branche zählt.
Zentraler Punkt ist die Einigung auf ein faires Kostenmodell basierend auf einer Publish & Read-Gebühr (PAR-fee), die zum einen die Veröffentlichung der Artikel in den Subskriptionszeitschriften im Open Access („publish“) und zum anderen den Lesezugang auf das gesamte Portfolio an Subskriptionszeitschriften („read“) abdeckt.
Für das Publizieren in originären Open-Access-Zeitschriften des Wiley-Verlags wird ein Rabatt von 20 % auf die Listenpreise der APCs (article processing charges) gewährt.
Aus Sicht des Konsortiums handelt es sich dabei, um ein wegweisendes Modell: „Mit der jetzt getroffenen Vereinbarung ist ein wichtiger Meilenstein erreicht“, erklärt Professor Dr. Horst Hippler, ehemaliger Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, Sprecher des Lenkungsausschusses und Leiter des Projekts DEAL. „Wir haben ein Kernziel erreicht: ein faires Preismodell, das es uns ermöglicht, Forschung bezahlbar und nachhaltig zugänglich zu machen.“
Details zum Vertrag sollen voraussichtlich im Februar veröffentlicht werden.
Tatsächlich könnte die Vereinbarung auch Rückenwind für die festgefahrenen Verhandlungen mit Elsevier bedeuten, glaubt Dr. Andreas Janßen von der Abteilung Medienbearbeitung im KIM. „Bislang vertrat Elsevier unter anderem den Standpunkt, dass die Forderungen der Hochschulen nach einem solchen Vertrag illusionär seien und sich vermutlich kein großer Verlag darauf einlassen würde. Nun haben DEAL und Wiley das Gegenteil bewiesen. Eine Einigung mit Springer befindet sich gerade in der finalen Phase. Der Vertragsabschluss ist ebenfalls für 2019 vorgesehen.“
Text: Leonhardmair