Geschlechter-Parität bis zur Habilitation
Jahresbericht Gleichstellung [11.06.21]
Bild: Uni Hohenheim / Untermann
„Der Frauenanteil an der Uni Hohenheim hat sich auf sehr hohem Niveau stabilisiert“, so die Gleichstellungsbeauftragte Prof. Dr. Ute Mackenstedt bei der Präsentation ihres Jahresberichtes am Freitag. Bereits seit zehn Jahren liege der Anteil der Frauen sowohl bei den Neuimmatrikulationen, den Studierenden und den Absolventinnen konstant über 50 Prozent – und damit in den letzten Jahren sowohl über dem Bundes- als auch dem Landesdurchschnitt. Auch bei den Promovierenden verzeichnet die Uni Hohenheim inzwischen ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis. Danach tut sich allerdings noch immer eine Schere auf: Der Professorinnenanteil lag im Jahr 2020 bei 27% – und damit knapp unter dem bisherigen Höchstwert von 30%, der im Jahr 2019 erreicht wurde.
Eine besonders erfreuliche Entwicklung lasse sich 2020 bei den Promotionen beobachten, betont Prof. Dr. Mackenstedt. In allen Phasen, also Annahme als Doktorand:in, laufende Promotion und abgeschlossene Promotion, lag eine paritätische Verteilung vor. Dabei sei bemerkenswert, dass in der Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften im letzten Jahr der Anteil von Frauen bei den abgeschlossenen Promotionen deutlich von 36 Prozent auf fast 59 Prozent stieg.
Über die Hälfte der ausländischen Promovierenden sind Frauen
Für Prof. Dr. Mackenstedt besonders erfreulich: Aufgrund des besonderen Forschungsprofils der Uni Hohenheim entschieden sich viele Absolvent:innen mit ausländischer Staatsangehörigkeit, ihre Promotion in Hohenheim durchzuführen. Von ihnen sind in allen Fakultäten über 50 Prozent Frauen.
Doch nach der Promotion öffne sich die Schere. Leider wollten dann deutlich weniger Frauen als Männer eine Wissenschaftskarriere einschlagen. Daher ist für Prof. Dr. Mackenstedt die Förderung des weiblichen wissenschaftlichen Nachwuchses unbedingt erforderlich, um auch mehr Frauen beispielsweise für eine Professur zu qualifizieren. Vor diesem Hintergrund sei deswegen besonders bemerkenswert, dass im letzten Jahr drei der insgesamt sechs Habilitationen von Wissenschaftlerinnen abgeschlossen wurden.
Professorinnenanteil auf zweithöchstem Wert
Nachdem der Professorinnenanteil im Jahr 2019 erstmals die 30 Prozent-Hürde übersprungen habe, sei er im Jahr 2020 auf 27 Prozent gefallen. Das repräsentiere aber immer noch den zweithöchsten Wert. Gründe dafür seien zum einen, dass Professorinnen die Universität verlassen hätten, um andere Rufe anzunehmen. Zu anderen hätten im Jahr 2020 erstmals seit vielen Jahren nur 25 Prozent der ausgeschriebenen Professuren mit Wissenschaftlerinnen besetzt werden können. Dennoch liege der Professorinnenanteil der Uni Hohenheim deutlich sowohl über dem Bundes- als auch über dem Landesdurchschnitt.
Förderbedarf sieht Prof. Dr. Mackenstedt teilweise nach wie vor auch beim Frauenanteil in den Gremien. So seien im Senat von 38 Mitgliedern nur elf Mitglieder weiblich, dies entspräche einem Anteil von nicht einmal 30 Prozent. Hingegen habe der Frauenanteil im Universitätsrat schon 2019 erstmalig die 50 Prozent-Marke überschritten. In allen Fakultätsvorständen der Fakultäten Naturwissenschaften, Agrarwissenschaften sowie Wirtschafts- und Sozialwissenschaften seien zwar Wissenschaftlerinnen vertreten, allerdings nicht als Dekaninnen.
An der Spitze der Universität Hohenheim sind Frauen wiederum stark vertreten: Neben dem Rektor lenkt die Kanzlerin die Geschicke der Universität, und drei der – seit April 2021 – vier Prorektorate sind mit Frauen besetzt.
Buch-Projekt „Entrepreneurin“
Ende 2017 startete das Projekt „Entrepreneurin“, das vom Land Baden-Württemberg im Rahmen der Programmlinie CoMent gefördert wird. Ziel dieses Projektes ist die Anzahl der Existenzgründerinnen zu erhöhen. Coronabedingt mussten die geplanten Karriere-Busfahrten, Workshops in Social Entrepreneurship sowie Veranstaltungen zur Unterstützung von Gründerinnenteams 2020 ausfallen.
Dennoch könne das Projektteam „Entrepreneurin“ auf eine ermutigende Jahresaktivität zurückblicken. Im Fokus stand die Planung, Konzeption sowie die Interview- und Fotophase für ein Porträtbuch über 15 Vorbildunternehmerinnen. Davon sind 14 Absolventinnen der Universität Hohenheim, darunter unter anderem die Landtagspräsidentin von Baden-Württemberg Muhterem Aras, Dr. Antje von Dewitz von der Vaude GmbH sowie Amelie Vermeer und Julia Piechotta von Spoontainable. Einige der Interviews finden sich auch auf der Homepage www.entrepreneurin.eu
Unterstützung für Corona-bedingte Härtefalle
Mit Beginn der Corona-Pandemie Anfang 2020 zeichnete sich bei einigen Wissenschaftlerinnen mit Klein- und Grundschulkindern eine Verzögerung ihres wissenschaftlichen Abschlusses ab. Diese Frauen in zumeist befristeten Stellen bzw. durch auslaufende Stipendien finanziert, konnten im Homeoffice bei gleichzeitiger häuslicher Kinderbetreuung nicht so effektiv arbeiten wie an der Universität, so dass ihre wissenschaftliche Tätigkeit stark eingeschränkt war.
Um hier Abhilfe zu schaffen wurde beim Projektträger des Professorinnenprogramms III, dessen Schwerpunkt auf der Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen liegt, eine Umwidmung von Maßnahmen beantragt. So konnte die Möglichkeit geschaffen werden, befristete Stellen für Nachwuchswissenschaftlerinnen mit Kindergarten- oder Grundschulkindern für einen Zeitraum von ca. drei Monaten zu verlängern. Insgesamt wurden so vier Wissenschaftlerinnen in der Endphase ihrer Promotion unterstützt. Eine Wissenschaftlerin hat mittlerweile bereits erfolgreich ihre Dissertation abgeschlossen und eine weitere ihr Verfahren eröffnet.
Zudem konnte ein bestehender Ausfallfonds der Universität erweitert werden. Damit können Wissenschaftlerinnen, bei denen im familiären Umfeld ein coronabedingter Betreuungsengpass von Kindern auftritt, Unterstützung beim massiv erhöhten Umfang der digitalen Lehrtätigkeit durch geprüfte wissenschaftliche Hilfskräfte beantragen.
Audit Familiengerechte Hochschule – Neues Qualitätssiegel für langjähriges Engagement
Im Jahr 2020 ist die Universität Hohenheim bereits zum sechsten Mal als familiengerechte Hochschule auditiert worden. Als erste Universität in Baden-Württemberg trägt sie nun ein Dauerzertifikat. „Dass unsere Anstrengungen auf diese Weise honoriert wurden, freut uns sehr. Das neue Zertifikatslogo mit goldener Schärpe demonstriert auch für Außenstehende unser langjähriges Engagement“, sagt Prof. Dr. Mackenstedt.
Text: Stuhlemmer