Wiesenbewohner des Monats

Die Gemeine Keulenwespe  [07.12.22]

Foto: Joachim Holstein

Artenvielfalt vor der Haustür schützen: An Nisthilfen für Wildbienen mit Hohlräumen sitzen manchmal ab April sehr schlanke, lang gestreckte, etwa einen Zentimeter lange „Wespen“: schwarz mit kleinen gelben Flecken. Hier handelt es sich nicht um Wildbienen, sondern um einen Parasiten von Wildbienen: die Gemeine Keulenwespe (Monosapyga clavicornis). Der Name „Keulenwespe“ rührt übrigens von den am Ende keulenartig verdickten Fühlerenden der Männchen. Einmal im Monat präsentiert die Uni Hohenheim in Kooperation mit der Bunten Wiese Stuttgart interessante Fakten zu Tieren, Pflanzen oder Pilzen, die auf bunten Wiesen anzutreffen sind.

 

Die Weibchen (am Ende des Abdomens mittig ein weiterer gelber Fleck, bei den Männchen ist er weißlich gefärbt) warten auf der Nisthilfe auf Wildbienen, die einen Hohlraum in Holz mit Eiern und Proviant (Pollen und Nektar) bestücken: Bevor die Wildbiene den Hohlraum bspw. mit einem Lehmpfropfen verschließt, legt die Keulenwespe ein eigenes Ei dazu.

 In der verschlossenen Brutzelle schlüpft die Wespenlarve früher als die Wildbienenlarve, saugt das Bienenei aus und ernährt sich dann von den Vorräten. Nach mehreren Häutungen und dem Puppenstadium schlüpft die erwachsene Keulenwespe und arbeitet sich durch den Verschluss der Zelle nach außen.

Die Männchen bleiben nach dem Schlupf in der Nähe der Nisthilfen und begatten die Weibchen sofort nach deren Schlupf.

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Brutparatisen mit regulatorischer Funktion

Es kann übrigens vorkommen, dass nicht nur ein Keulenwespen-Ei sondern sogar mehrere in einer Zelle der Wildbienen abgelegt wird. Dann kämpfen die geschlüpften Keulenwespenlarven mit ihren dolchartigen Kiefern (Mandibeln), bis nur noch eine überlebt.

Keulenwespen überwintern als erwachsenes Insekt und sind von April bis Juli aktiv. Und auch sie brauchen ein reiches Blütenangebot in ihrem Umfeld, da sie sich - wie die Wildbienen - von Blütennektar ernähren.

Am Ende fragen sich solte Besitzer*innen einer Wildbienennisthilfe, ob man die Wildbienen vor den Parasiten schützen kann... Allerdings ist dieser Parasitismus ein natürlicher Vorgang und falls wirklich die Population der Wildbienen in der Nisthilfe zusammen bricht, wird folgerichtig auch die Population der Keulenwespen zusammen brechen. Zudem haben Brutparasiten eine wichtige regulatorische Funktion: Sie verhindern, dass sich eine Art übermäßig vermehrt und damit andere Arten verdrängt. Somit leisten auch Brutparasiten - wie die Gemeine Keulenwespe - einen wichtigen Beitrag zum Erhalt unserer Artenvielfalt!

Text: M. Rausch

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