Freiräume für die Forschung

Zeit und Freiheit für 150.000 €   [20.12.16]

Anschauen darf er sie schon - in den Händen halten wird Thilo Streck seine Auszeichnung erst morgen. | Bildquelle: Universität Hohenheim.

Vielleicht wird es sogar ein Exzellenz-Cluster: In der Forschung setzt die Uni Hohenheim Kurs auf die großen, prestigeträchtigen Verbundprojekte. Dabei bekommt sie jetzt Unterstützung: Mit 150.000 € schafft die Gips-Schüle-Stiftung neue „Freiräume für die Forschung“. Die will Professor Thilo Streck nutzen, um einen aussichtsreichen Forschungsantrag zum Thema Klimawandel auf den Weg zu bringen.


Morgen eröffnen sich Tilo Streck ganz neue Freiräume: Dann bekommt er für 150.000 € Zeit geschenkt. Zeit und personelle Unterstützung. Um Anträge vorzubereiten, zu schreiben und für die Uni ein ganz großes Forschungsprojekt einzuwerben.


Möglich macht’s eine neue Auszeichnung: Unter dem Motto „Freiräume für Forschung“ finanziert die Stuttgarter Gips-Schüle-Stiftung Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern Entlastungen, um ganz konzentriert große Forschungsprojekte vorzubereiten.

Bis 2021 will die Stiftung die Auszeichnung jedes Jahr neu vergeben. Mit 150.000 € Dotierung – und ohne speziell vorgegebenen Verwendungszweck. Personen, die eine Förderung erhalten, können zum Beispiel eine Vertretung einstellen, um sich ganz aufs Antragschreiben zu konzentrieren. Oder, so plant es Biogeophysiker Streck, sich gleich dabei Unterstützung holen.


Preisverleihung: Mittwoch, 21.12. um 15 Uhr im Balkonsaal

Hohenheim & Exzellenz-Strategie

Bei der Exzellenz-Strategie versucht die Uni mit insgesamt 3 Bausteinen zu punkten:

  • Exzellenz-Cluster
  • Förderprogramm Innovative Hochschule
  • Programm zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses

[Artikel zum Thema vom 11.11.16]


Plan A: Exzellenz-Cluster in der Exzellenz-Strategie

Die neue Exzellenz-Strategie des Bundes kommt der Uni bei ihren Forschungsambitionen gerade recht. Chancen rechnet man sich in Hohenheim bei den sogenannten Exzellenz-Clustern aus. Oder, wie Streck es formuliert: „Wir wollen hier ein dickes Ding an Land ziehen."


Um sich in der Förderlinie
Exzellenz-Cluster" zu bewerben, müssen mindestens  25 Forschende aus verschiedenen Disziplinen zusammenarbeiten. Dafür sei Streck als Sprecher der DFG-Forschergruppe „Regionaler Klimawandel“ gut aufgestellt, bescheinigt ihm Rektor Stephan Dabbert: „Die kritische Masse ist dank der Forschergruppe vorhanden. Die Mitglieder sind motiviert. Die nötige Vorarbeit ist geleistet.“

Das Problem: die Konkurrenz um den begehrten Status als Exzellenz-Cluster ist groß – fast 200 Anträge werden um einen der 45-50 Plätze buhlen. Bestehende Cluster aus der bisherigen Förderphase (Exzelleninitiative) starten mit Vorsprung. „Ich schätze, dass wir eine 10%-Chance haben“, meint Streck.

Plan B: ein Sonderforschungsbereich

Doch auch wenn die Bewerbung als Exzellenz-Cluster keinen Erfolg hat, will Hohenheim auf diesen Forschungsansatz setzen. „Wir haben hier ein Spezialthema, auf dem wir sehr gut sind und das keine andere Universität in Deutschland so umfassend bearbeiten kann wie wir“, begründet Rektor Dabbert.

Aktuell ausgeschrieben: Freiräume 2017

Vom 1. bis 27. Januar 2017 können Uniangehörige die nächste Kandidatin oder den nächsten Kandidaten für das Programm „Freiräume für die Forschung 2017“ vorschlagen. Die endgültige Auswahl trifft eine dreiköpfige Jury aus Rektor, Prorektor für Forschung und einem Vertreter der Gips-Schüle-Stiftung (aktuell: Prof. Dr. Peter Frankenberg, Wissenschaftsminister von BaWü a.D. und Aufsichtsratsmitglied der Stiftung). 

Mehr Informationen zum Programm.


Die Idee ist älter als die Exzellenzstrategie des Bundes. Und sie hört nicht bei ihr auf. Ein zweiter Ansatz ist, den Schwerpunkt zu einem Sonderforschungsbereich auszubauen. „In Hohenheim haben wir unterdurchschnittlich viele Verbundprojekte. Das schmälert wiederum unsere Chancen, neue große Forschungsprojekte zu bekommen. Aus dieser Abwärtsspirale müssen wir ausbrechen“, so der Rektor.


Das Programm “Freiräume für die Forschung“ haben Rektorat und Gips-Schüle-Stiftung deshalb speziell für die Uni Hohenheim designed: „In vielen Gesprächen mit Forschern bekam ich die Antwort, dass die vielen Belastungen durch Lehre und andere Verpflichtungen das größte Hindernis für Forschungsanträge seien. Zusammen mit dem Fundraising habe ich deshalb einen Ausweg gesucht.“


Ausgezeichneter Forschungsschwerpunkt: Klimawandel

Strecks Forschergruppe „Regionaler Klimawandel“ hat die Stiftung auch mit ihrem interdisziplinären Ansatz beeindruckt: Die Forschenden nähern sich dem Thema Klimawandel aus unterschiedlichen Perspektiven und betrachten Wechselwirkungen zwischen Klima, Pflanzenbewuchs und Reaktion der Landwirte auf neue Bedingungen.

Daraus entwickeln sie Computermodelle, die nicht nur solche wenig beachteten Faktoren wie menschliches Verhalten mit einbeziehen. Sie bilden regionale Klimaveränderungen auch wesentlich genauer und detaillierter ab als bisherige Modelle.

Text: Barsch / Klebs

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