Ein Kaffee mit…

Promovierenden-Vertretung im Interview  [15.09.17]

Nadja Reinhardt, Hannah Helfrich und Felix Sattler gehören dem aktuellen Vorstand des Hohenheimer Promovierendenkonvents an. Bild: Uni Hohenheim | Leonhardmair

Seit zweieinhalb Jahren werden die Belange der Hohenheimer Doktorandinnen und Doktoranden durch ein Promovierendenkonvent vertreten. Wie sich die neue Einrichtung bewährt und welche Themen den wissenschaftlichen Nachwuchs beschäftigen berichten die Vorstandsmitglieder Nadja Reinhardt, Hannah Helfrich und Felix Sattler beim Kaffee mit dem Online-Kurier. Die nächste Vollversammlung aller Hohenheimer Promovierenden findet am 28. September, 17 Uhr, im Hörsaal 1 statt.


Das Hohenheimer Promovierendenkonvent ist noch eine relativ neue Einrichtung. Wie läuft es nach zweieinhalb Jahren?

Nadja Reinhardt: Das ist eine gute Frage. Wir haben in den vergangenen Monaten auf jeden Fall mehrere Events ausgerichtet, die gut angenommen wurden – und zur Vernetzung der Promovierenden beigetragen haben.

Sehr gut lief z.B. der erste Hohenheimer Doktorandentag im Schloss. Ähnlich wie bei einer wissenschaftlichen Konferenz haben sich Promovierende aller drei Fakultäten mit Postern gegenseitig ihre Forschungsthemen präsentiert. Im Anschluss gab es eine spannende Podiumsdiskussion, über mögliche Karrierewege und die Frage: Was nutzt der „Dr.“ vor dem Namen tatsächlich?

Hannah Helfrich:  Auch unser Grillfest vor der TMS hatte regen Zulauf. Gelegenheiten wie diese sind wichtig, um miteinander ins Gespräch zu kommen. Denn es zeigt sich, dass viele Doktorandinnen und Doktoranden unabhängig vom Fach vor ganz ähnlichen Herausforderungen stehen.

Wir vom Vorstand des Promovierendenkonvents sehen uns übrigens ebenfalls als eine erste Anlaufstelle bei Fragen und Problemen rund um die Promotion. Bei Detailfragen helfen wir, die richtige Ansprechperson zu finden.

Felix Sattler: Außerdem konnten wir die Stimme der Promovierenden in verschiedenen Uni-Gremien wie den Fakultätsräten oder dem Senat einbringen. Wir stehen darüber hinaus in Kontakt mit dem landesweiten Forum der Promotionskonvente in Baden-Württemberg.

Und nicht zuletzt tauschen wir uns mit der neuen Hohenheimer Graduiertenakademie aus. Hier können wir u.a. einbringen, welche Bedürfnisse Promovierenden an die neue Service-Einrichtung haben.

Es klingt, als schwingt bei all dem trotzdem noch ein „aber“ mit…

Hannah Helfrich:  Wir sind uns ehrlich gesagt, nicht ganz sicher, ob wirklich alle Doktorandinnen und Doktoranden wissen, dass es uns gibt. Es gibt ca. 1000 Promovierende in Hohenheim. Auf der letzten Vollversammlung waren wir… 15.

Zum Teil ist die Teilnehmerzahl sicher auch der Tatsache geschuldet, dass man während der Promotion häufig sehr eingespannt ist – gerade wenn man neben der Dissertation auch Lehrveranstaltungen betreut.

Nadja Reinhardt: Wir haben allerdings auch ein Problem mit der Kommunikation: Es gibt leider immer noch keinen offiziellen E-Mail-Verteiler, um alle Hohenheimer Promovierenden flächendeckend zu erreichen. Die Graduiertenakademie arbeitet daran. Es gibt aber offenbar noch technische Probleme mit dem Verwaltungssystem DOCATA, das vor einigen Jahren eingeführt wurde.

Wir hoffen, dass sich hier bald etwas tut. Wir nutzen derweil einen manuell erstellten Verteiler, eine ILIAS- und eine Facebook-Gruppe, über die wir alle Termine, z.B. auch unsere monatlichen Stammtische, bekannt machen. Aber so erreichen wir sicherlich nicht jeden.

Wir möchten deshalb auch auf diesem Weg sehr herzlich dazu einladen, auf unserer Seite vorbeizuschauen, sich in den Verteiler einzutragen oder in die ILIAS- bzw. Facebook-Gruppe beizutreten.

Zum Thema

Vollversammlung Promovierendenkonvent:

  • 28. September, 17 Uhr, Hörsaal 1

Kontakt & Infos:


Die nächste Vollversammlung steht übrigens am 28. September an. Und den nächsten Doktorandenstammtisch werden wir Anfang Oktober auf unserer Facebook-Seite bekannt geben.

Worum geht es?


Felix Sattler:
Wir wählen unseren neuen Vorstand. Da die jetzigen Vorstandsmitglieder alle auf das Ende der Dissertation zusteuern, möchten die meisten von uns das Amt gerne an die nächste Generation weitergeben.

An dieser Stelle deshalb auch ein Appell: Wir brauchen dringend Kandidatinnen und Kandidaten – vor allem aus der Fakultät N! Man kann sich bei der Vollversammlung ganz spontan aufstellen lassen.

Hannah Helfrich: 
Viele von uns haben das Amt übrigens auch relativ spontan übernommen. Ich glaube niemand hat das bereut. Das Team war toll und der Arbeitsaufwand überschaubar. In erster Linie geht es darum, Termine zu organisieren, die Stimme der Doktoranden in Gremien oder bei anderen Anfragen zu vertreten – und eine Ansprechperson für andere Promovierende zu sein.

Im Herbst 2016 hat die neue Hohenheimer Graduiertenakademie ihre Arbeit aufgenommen, die neue zentrale Service-Stelle für Promovierende. Wie zufrieden seid ihr?

Felix Sattler: Der Ansatz, den die Uni mit dieser Einrichtung verfolgt, ist auf jeden Fall genau richtig. Es ist wichtig, dass Promovierende eine zentrale und kompetente Anlaufstelle haben, dass Bürokratie abgebaut wird und dass die Promotionsverfahren an der Uni Hohenheim vereinheitlicht werden.

Das Team der Graduiertenakademie ist engagiert und dem Promovierendenkonvent gegenüber sehr aufgeschlossen. Beispielsweise hatten wir einen gemeinsamen Stand am Dies academicus.

Gleichzeitig sehen wir aber auch, dass es für die neue Einrichtung noch viel zu tun gibt und sich einiges auch noch einspielen muss.

Beispielsweise gibt es inzwischen eine zentrale Anlaufstelle bei Fragen zur Promotionsordnung, statt verschiedenen Ansprechpartnern an den einzelnen Fakultäten. Möglicherweise wäre hier jedoch in der Übergangsphase mehr personelle Kapazität notwendig, solange keine einheitliche Rahmenpromotionsordnung existiert. Da zumeist mehrere verschiedene Fassungen der einzelnen Promotionsordnungen existieren, kann die Beratung im Einzelfall kompliziert sein.

Auch die Vernetzung zwischen der Graduiertenakademie und anderen Stellen funktioniert noch nicht in jedem Fall reibungslos und Promovierende erhalten mitunter unterschiedliche Informationen.

Hier wird sich im zweiten Jahr der Graduiertenakademie sicherlich noch einiges tun. Uns ist dabei natürlich auch bewusst, dass einige Projekte, wie z.B. die Einführung einer einheitlichen Rahmenpromotionsordnung, einen längeren Atem benötigen.

Stichwort: Hochschulpolitik. Ministerin Theresia Bauer hat eine Überarbeitung des Landeshochschulgesetzes angekündigt. Ein Punkt betrifft dabei auch die Promovierenden. Sie sollen künftig eine eigene Statusgruppe an der Uni bilden, neben Studierenden und akademischen Beschäftigten. Was haltet ihr davon?

Nadja Reinhardt:
Auf den ersten Blick mag das positiv erschienen. Ehrlich gesagt, gibt es für uns dabei aber sehr viele Fragezeichen.

Bislang können sich Promovierende als Studierende an der Uni einschreiben, müssen dies aber nicht tun. Wenn Sie eingeschrieben sind müssen sie den Semesterbeitrag bezahlen, profitieren aber auch von allen Vorteilen, z.B. vom StudiTicket oder vom vergünstigten Mensa-Essen.

Unsere Sorge ist, dass diese Vorteile wegfallen. Bisher hat das Ministerium nicht erklärt, was die Reform im Einzelnen bedeutet. Auch unsere direkte Nachfrage zum Thema wurde bislang nicht beantwortet. Das macht uns skeptisch.

Welche hochschulpolitischen Themen beschäftigen Euch noch?


Hannah Helfrich:  Ein großes Thema sind natürlich nach wie vor Stellen und Karrieremöglichkeiten im wissenschaftlichen Bereich.

Trotz des neuen Landesfinanzierungsvertrags haben sich die Perspektiven für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Grunde nicht verbessert. Außerhalb der Professur gibt es so gut wie keine Möglichkeiten, langfristig an der Uni zu bleiben. Stellen für Akademische Räte beispielsweise sind eine absolute Ausnahme. Das ist sehr frustrierend und auch für das akademische System nicht förderlich. Ein Ausweg scheint hier bislang nicht in Sicht.

Nadja Reinhardt: Mehr Bewegung gibt es bei den Professuren. Dass viele Unis, wie auch Hohenheim, verstärkt auf Juniorprofessuren setzen, um einen neuen Karriereweg zu etablieren, halten wir vom Ansatz her für gut. Doch das Konzept muss im Einzelfall auch wirklich zu Ende gedacht sein.

Aus unserer Sicht ist es eine zwingende Grundvoraussetzung, dass Juniorprofessorinnen und -professoren nach erfolgreicher Evaluation auch tatsächlich auf Dauerprofessuren übernommen werden. Außerdem benötigen sie eine faire Ausstattung ihres Lehrstuhls, damit sie zum wissenschaftlichen Arbeiten kommen und nicht nur mit Administration beschäftigt sind. Das alles sollte wiederum nicht zu Lasten anderer Fachbereiche gehen.

Felix Sattler: Das Forum der Promotionskonvente in Baden-Württemberg hat übrigens anlässlich der Bundestagswahl eine umfassende Befragung aller Parteien zu diesen und anderen hochschulpolitischen Fragen durchgeführt. Die Ergebnisse haben wir auf unserer Homepage verlinkt!

Wir werden berichten. Vielen Dank für das Gespräch!

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