Leiterin der Hohenheimer Graduiertenakademie im Interview

Ein Kaffee mit… Dr. Lisa Becker  [22.03.17]

Dr. Lisa Becker | Bild: Uni Hohenheim / Leonhardmair

Die Hohenheimer Graduiertenakademie ist die neue zentrale Anlaufstelle für Promovierende bei allen Fragen, die über die fachliche Betreuung hinausgehen. Wichtige Ziele der neuen Einrichtung: das Promotionsverfahren in Hohenheim optimieren und mehr maßgeschneiderte Serviceangebote für Doktorandinnen und Doktoranden auf den Weg bringen. Der Online-Kurier hat die Leiterin, Dr. Lisa Becker, zum Kaffee getroffen.

 


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Frau Becker, ich habe gerade Ihr Schild im Treppenhaus gesehen – das ist ja wirklich riesig! Damit dürfte die Graduiertenakademie kaum zu verfehlen sein…

(lacht)

Wir wollen sichtbar sein! Das große Schild war sozusagen eine der ersten Kommunikationsmaßnahmen und wurde schon angeschafft bevor ich meine Stelle in Hohenheim angetreten habe.

Zwar kommen unsere Besucher aus zwei Richtungen – und damit nicht automatisch an den dem großen Schild vorbei – es ist aber auf jeden Fall ein echter Vorteil, dass unser 5-köpfiges Team hier im Brandflügel tatsächlich auch räumlich zusammensitzt.

Angesichts des Raumengpasses an der Uni ist das keine Selbstverständlichkeit. Für uns ist es jedoch sehr wichtig: Denn der Leitgedanke der zentralen Graduiertenakademie ist, dass sich die Promovierenden künftig das Umherirren zwischen verschiedenen Anlaufstellen sparen können und alle Ansprechpersonen an einem Ort vorfinden, die für die Orientierung im Verfahren zuständig sind. Die fachlichen Betreuung und Qualifizierung findet natürlich auch weiterhin an den Instituten statt.

Wann haben Sie die neue Stelle in Hohenheim angetreten und was hat Sie an der Ausschreibung gereizt?

Ich bin seit 1. Oktober 2016 an der Uni Hohenheim. Nach beruflichen Stationen in den Bereichen Stipendien, Wissenschaft und Forschung habe ich zuletzt das vom Kultusministerium Baden-Württemberg geförderte Landesnetzwerk Weiterbildungsberatung koordiniert.

Da es auch in der Graduiertenakademie zu meinen Aufgaben gehören wird, Qualifizierungsangebote auf den Weg zu bringen, war das ein schöner Anknüpfungspunkt.

Meine eigene Promotion an der Uni Tübingen habe ich als tolle, bereichernde Zeit der persönlichen Weiterentwicklung erlebt. Voraussetzung für eine solche positive Erfahrung ist natürlich, dass die äußeren Rahmenbedingungen stimmen. Dazu möchte ich als Leiterin der neuen Graduiertenakademie sehr gerne einen Beitrag leisten!

Haben Sie den Eindruck, die Graduiertenakademie und ihre Angebote sind in Hohenheim inzwischen schon gut bekannt?

Diese Bekanntheit zu erreichen, ist natürlich unser Anspruch. Allerdings sind wir in den ersten Monaten bewusst noch nicht in die Informationsoffensive gegangen, da zuerst eine Menge organisatorischer Aufgaben anstanden.

Einer der beiden Hauptaufgaben der Graduiertenakademie ist es ja, das Promotionsverfahren in Hohenheim zu optimieren und für die Promovierenden so transparent wie möglich zu gestalten. Viele Verwaltungsaufgaben, die bisher an verschiedenen Stellen an den Fakultäten erledigt wurden, sind nun an der Graduiertenakademie angesiedelt, bzw. sollen künftig an sie übergehen. Deshalb war bzw. ist ein erster wichtiger Arbeitsschritt die entsprechende Verwaltungsumstellung.

Um herauszufinden, wie wir Abläufe künftig verbessern können, war es für mich  wichtig, zunächst alle Bereiche und Akteure kennenzulernen. Besonders interessiert mich, welche jeweiligen Wünsche und Erwartungen sie an die neue Einrichtung haben. Diese versuche ich so gut wie möglich einzubeziehen, damit die Reformen auch tatsächlich an den richtigen Punkten ansetzen. Inzwischen sind wir dabei schon einige wichtige Schritte weiter.

In den kommenden Monaten wollen wir in einen weiteren großen Aufgabenbereich einsteigen: den Ausbau von Service-Angeboten für Promovierende. Eine erste Maßnahme in diesem Zusammenhang ist die Aktualisierung unseres Info-Portals für Promovierende. Die aktuelle Fassung der Website soll in Kürze online gehen.

Welche neuen Angebote für Promovierende sind geplant?

Im Wesentlichen denken wir in drei Richtungen: fächerübergreifende Weiterbildungs- bzw. Softskill-Seminare, Vernetzung und Beratung.

Uns ist dabei sehr bewusst, dass Promovierende allgemein wenig Zeit haben. Unser oberstes Ziel ist es deshalb, Angebote zu schaffen, die wirklich einen Nerv treffen und maßgeschneidert für die Zielgruppe sind. Wir wollen deshalb bei der Einführung neuer Angebote insbesondere auch einen Austausch mit dem Promovierendenkonvent pflegen.

Information und Beratung zu formalen Angelegenheiten der Promotion bieten wir ja bereits an. Darüber hinaus stelle ich mir vor, dass wir zukünftig auch zu spezielleren Fragen, wie z.B. Finanzierungsmöglichkeiten, eine offene Sprechstunde anbieten.

Einen weiteren thematischen Schwerpunkt sehe ich vor allem darin, Doktorandinnen und Doktoranden auf den Übergang ins Berufsleben vorzubereiten.  Die Wissenschaft selbst bietet nur für wenige Promovierende eine dauerhafte Berufsperspektive. Diese Ausgangssituation sollte man realistisch einschätzen – und deshalb schon während der Promotion über den Tellerrand des Universitätsbetriebs hinausschauen.

Wie kann die Graduiertenakademie bei dieser Orientierung helfen?

Um dies zu unterstützen werden wir z.B. überfachliche Qualifizierungsangebote zu Karriereplanung, Managementkompetenzen und Kommunikation in die Programmplanung einbeziehen. Das A und O ist jedoch, dass sich Promovierende möglichst früh ganz grundsätzlich mit der Frage beschäftigen: Wo will ich eigentlich hin?

Ich glaube, dass es in diesem Zusammenhang sehr wertvoll ist, mit Personen ins Gespräch zu kommen, die schon einen Schritt weiter sind. Wir wollen deshalb Veranstaltungen mit Promovierten organisieren, die bereits im Berufsleben stehen oder als Postdocs weiterhin an der Uni arbeiten.

Auch der fachübergreifende Austausch von Doktorandinnen und Doktoranden untereinander kann bei der Orientierung helfen. Man kommt auf diese Weise automatisch ins Gespräch über mögliche Berufswege. Fachfremden Personen zu erklären, woran man gerade arbeitet und forscht, ist darüber hinaus eine gute Übung, die einem z.B. bei späteren Bewerbungsgesprächen hilft.

Als Graduiertenakademie unterstützen wir deshalb Vernetzungs-Aktivitäten des Promovierendenkonvents, wie z.B. den Hohenheimer Doktorandentag. Darüber hinaus wollen wir gern neue Formate anregen. Denkbar ist z.B. ein Lunch-Roulette für Promovierende, bei dem Partner für ein gemeinsames Mittagessen in der Mensa zufällig ausgelost werden.

Sie haben angesprochen, dass die Graduiertenakademie auch Konzepte erarbeiten soll, um die Rahmenbedingungen der Promotion in Hohenheim mittelfristig weiterzuentwickeln. Um welche Themen geht es dabei?


Eine Leitfrage ist z.B.: Was kann die Universität tun, um die Qualität der fachlichen Betreuung weiter zu verbessern?

Grundsätzlich hängt sehr viel von dem individuellen Verhältnis zwischen dem bzw. der Promovierenden und der jeweiligen Betreuungsperson ab. Es gibt deshalb die Überlegung, zusätzlich ein individuelles Mentorat einzuführen, zu dem neben dem Doktorvater bzw. der Doktormutter zwei weitere Wissenschaftler gehören. Dieses Mentorat soll als beratendes Gremium für Promovierende und Betreuende dienen.

Eine weitere Idee ist die Auslobung eines Promotionsbetreuungspreises für besonders engagierte Doktorväter und –mütter. Dies könnte Anreize setzen und dazu beitragen, das Thema Doktorandenbetreuung in Hohenheim generell mehr in den Fokus zu rücken.

Ein anderes Thema, das uns beschäftigen wird, ist die angedachte Einführung einer einheitlichen Rahmenpromotionsordnung für alle drei Fakultäten. Dies wäre ein wichtiger Schritt, um die Promotionsprozesse universitätsweit einheitlicher und transparenter zu gestalten.

Wir werden berichten! Vielen Dank für das Gespräch!

Interview: Leonhardmair

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