Bluesky, Threads & Mastodon als Alternativen
Uni legt X-Account still [13.01.25]
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Bild: Mojahid Mottakin - stock.adobe.com
Ausge-X-t: Seit Januar befindet sich der X-Account der Uni Hohenheim in ruhendem Status. Als Alternative will die Uni Bluesky, Threads und Mastodon testen. Auch andere Hochschulen in Stuttgart haben vergleichbare Pläne.
#NoMoreInteraction: „Der Verlust einer sachorientierten, faktenbasierten Diskussionskultur, befeuert auch durch veränderte Algorithmen, sind die Gründe, warum wir uns heute nach 15 Jahren von X zurückziehen.“ Mit diesem Abschieds-Post legte die Universität Hohenheim heute ihren Account offiziell still.
Ganz löschen wird die Uni ihren Account noch nicht: „Wir wollen mitbekommen, wie über die Uni und ihre Angehörigen auf X kommuniziert wird. Und wir wollen Uniangehörigen, die Opfer von unsachgemäßen Angriffen werden, im Notfall auf X zur Seite stehen“, begründet Corinna Schmid, Social Media Managerin der Uni Hohenheim, das Vorgehen.
In gravierenden Konflikt-Fällen kooperiere die Universität Hohenheim außerdem mit dem Scicomm-Support. Die Organisation unterstützt und berät Wissenschaftler:innen und Wissenschaftskommunikator:innen bei Angriffen und unsachlichen Konflikten in der Wissenschaftskommunikation.
Entscheidung für den Abschied von X
Die Universitätsleitung begründet den Abschied von X sowohl werteorientiert als auch pragmatisch: „Im Gegensatz zum früheren Twitter ist X inzwischen kein Ort mehr, an dem sachbezogene Diskussionen geführt werden. Außerdem nehmen demokratieverletzende Initiativen auf X stetig zu – dies steht im Widerspruch zu unseren Werten als Universität“, erklärt Caroline Ruiner, Prorektorin für Digitale Transformation und Nachhaltigkeit.
„Bei X beobachten wir seit der Übernahme von Twitter durch Elon Musk eine stagnierende Zahl von gut 4.600 Followern. Dagegen hat sich z.B. unsere LinkedIn-Präsenz rasant weiterentwickelt und erreicht derzeit über 40.000 Follower. Schon aus Kosten-Nutzen-Gründen stellt sich bei X deshalb die Frage, ob sich die Ressourcen nicht anderswo sinnvoller einsetzen lassen“, ergänzt Kanzlerin Katrin Scheffer.
Die Ressourcen der Uni Hohenheim für ihre zentrale Social-Media-Arbeit sind begrenzt. Betreut werden X, Facebook deutsch und Facebook englisch, LinkedIn, Instagram, YouTube und Mastodon. Die TikTok-Posts stammen bisher vor allem von der Stabsstelle für Marketing und Veranstaltungen.
Künftig will die Uni zusätzlich
Bluesky und
Threads testen. Zur Betreuung der Social Media-Kanäle gehört auch die kontinuierliche Überwachung und Moderation der Kommentare sowie die Beantwortung von Direct Messages.
Twitter als älteste Social Media-Präsenz der Uni Dabei war Twitter die erste Plattform, auf der die Uni Hohenheim Präsenz zeigte. Von 2010 bis 2022 stieg die Zahl der Follower kontinuierlich. „Aus Unirat und Unibund bekamen wir das Feedback, dass viele Freunde und Förderer Twitter nutzten, um über die Erfolge der Uni Hohenheim auf dem Laufenden zu bleiben“, berichtet Schmid.
Auch in der politischen Kommunikation zeigten Twitter und X durchaus Wirkung: weite Verbreitung fanden zum Beispiel die Nachrichten rund um den Gipfel der G7-Agrarminister in Hohenheim 2022. Auch beim Thema Hochschulfinanzierungsvertrag 2024 posteten die Universitäten ihren Protest auf X und ernteten vielfältige Reaktionen.
#joinmastodon : Uni wirbt seit 2022 für X-AlternativeGleichzeitig beobachtete auch die Uni Hohenheim, wie Twitter bzw. X unter Elon Musk zunehmend verrohte. Seit Herbst 2022 baute die Uni Hohenheim deshalb die Präsenz auf der X-Alternative
Mastodon aus. Mit #joinmastodon wirbt sie bei fast jedem Post auf X für den Umstieg auf das alternative Netzwerk.
Der Erfolg der Dauerwerbung blieb bisher mäßig: „Im Herbst 2022 gewannen wir 200 Follower hinzu – unser bisher größter, aber auch einziger Abonnent:innen-Sprung auf Mastodon. Die breit geführte Diskussion um den Verlust an faktenorientierter Diskussion und die demokratieverachtenden Tendenzen bei X haben sicher auch Einfluss auf unsere Community“, erläutert Schmid.
Daher hofft sie, dass die Entscheidung zum X-Aussteig der Wechselwilligkeit vieler Uniangehöriger, Freunde und Förderer neuen Schub verleiht. BlueSky ist Twitter so ähnlich, dass der Wechsel problemlos erfolgen sollte. Threads ist in jedem Instagram-Account bereit enthalten. Mit Mastodon muss man sich zwar kurz auseinandersetzen, dafür ist es für alle, denen Datenschutz besonders am Herzen liegt, sicher die spannendste Alternative“. (s. Kasten „so geht Mastodon“)
Diskussion pro/contra X gewinnt 2024 an DynamikSeit 2024 steht das Thema X mindestens einmal im Monat als TOP auf der Besprechungsliste der Stabsstelle für Pressearbeit, Interne Kommunikation und Social Media (Stabsstelle PR).
Mit Musks weltweiter Unterstützung rechtspopulistischer bis rechtsextremer Strömungen und der daraus folgenden Veränderungen der Diskussionskultur und des Klimas auf X stieg 2024 auch die Intensität der Diskussion in der Öffentlichkeit und in Fachverbänden. So z.B. in der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), dem Bundesverband Hochschulkommunikation (BVHKom) oder dem Bundesverband der Kommunikatoren.
Im Frühjahr 2024 kündigte der damalige Rektor Stephan Dabbert entnervt seinen X-Privataccount, da er ihm „nichts als schlechte Laune“ bereite. Vergangenen Freitag verließen rund 60 Universitäten X demonstrativ mit einer gemeinsamen Erklärung.
Gute Argumente dafür und dagegen„Das Problem ist, dass es bei der Entscheidung für oder gegen die Nutzung von X keinen Königsweg gibt“, fasst Dorothea Elsner als Co-Leiterin der Stabsstelle PR die Diskussion zusammen. „Für beide Entscheidungen gibt es sehr gute Argumente und darauf sehr gute Gegenargumente und so fort“, ergänzt Co-Leiter Florian Klebs
So konnten sich auch HRK und BVHKom bislang zu keiner eindeutigen Empfehlung durchringen: Nach ausführlicher Diskussion überließen sie die Entscheidung ihren Mitgliedern.
„Auf dem kleinen Dienstweg hatten wir erfahren, dass andere Hochschulen in Stuttgart zum Jahresbeginn genauso verfahren wollen wie wir in Hohenheim“, berichtet Social Media Managerin Schmid.
Für die Privat-Accounts einzelner Uni-Angehöriger hat die Entscheidung der Uni Hohenheim jedoch keine Auswirkungen: Ob jemand X nutzen oder den Dienst verlassen wolle, bleibt jeder und jedem natürlich selbst überlassen.
Tipps für Wechselwillige- Das Tool „Fedifinder“ hilft nach dem Umzug Twitter-Kontakte auf Mastodon zu finden und ihnen dort mit einem Schlag zu folgen.
- Das Verzeichnis „Academics on Maston“ enthält eine Sammlung von kuratierten Listen von Wissenschaftler:innen nach Disziplin, die auf Mastodon vertreten sind.
Text: Klebs
Die Social Media-Kanäle der Uni Hohenheim im Überblick
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