Erster Fakultätstag Agrarwissenschaft

Networking statt Bubble  [28.06.23]

In Kürze präsentiert sich die Uni beim Tag der offenen Tür der Öffentlichkeit. Doch mal ehrlich: Wie gut wissen wir eigentlich selbst Bescheid, was jenseits unseres Instituts oder unserer Einrichtung läuft? Dabei ist Vernetzung das A und O – zum Beispiel, wenn es darum geht, erfolgreich Forschungsgelder einzuwerben oder Studienangebote weiterzuentwickeln. Die Fakultät Agrarwissenschaft hat für den internen Austausch ein neues Format erprobt. Dekan Prof. Dr. Ralf Vögele berichtet über den ersten Fakultätstag und welche Herausforderungen die Fakultät aktuell beschäftigen.


Moment mal, ist heute etwa schon Tag der offenen Tür? Diesen Eindruck hätte man am vergangenen Freitag auf dem Standort Heidfeldhof der Versuchsstation Agrarwissenschaften gewinnen können, wo sich rund 350 Personen über aktuelle Forschungsprojekte informierten, plauderten und sich schließlich zu einer geselligen Hocketse einfanden.

Tatsächlich handelt sich hier aber nicht um auswärtige Gäste, sondern Angehörige der Fakultät Agrarwissenschaft: Von Profs über Postdocs, Promovierende und Beschäftigte der Institute bis hin zu Studierenden, die aktuell ihre Abschlussarbeit schreiben.

Fachgebiete lernen sich kennen

Die Initiative geht auf fünf junge Forschende zurück. Die ursprüngliche Idee: Eine interne Tagung, um sich innerhalb der Fakultät besser kennenzulernen und Anknüpfungspunkte für gemeinsame Forschungsprojekte zu finden. Denn bei 11 Instituten und 51 Fachgebieten ist Networking nicht nur für Neulinge relevant.

Sommerfest

Das Sommerfest bietet Gelegenheit zur Würdigung von frisch Promovierten. Bild: Fakultät A

„Im Fakultätsvorstand waren wir für den Vorschlag offen“, berichtet Dekan Prof. Dr. Ralf Vögele. „Doch warum eigentlich eine Poster-Präsentation, wenn wir uns Versuche auch nebenan auf dem Feld live anschauen können? Und wenn wir schon mal alle beisammen sind: Warum nicht das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden? Das soziale Miteinander kam in der Pandemie ohnehin viel zu kurz.“

Es formierte sich ein zwölfköpfiges Orga-Team und die Idee entwickelte sich im Lauf eines knappen Jahres immer weiter.

U.a. auf dem Programm standen Führungen zum Land-Atmosphäre Feedback Observatorium (LAFO), zum NOcsPS-Systemversuch, der auf ein Anbausystem ohne chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel abzielt, die Demonstration einer insektenfreundlichen Mähtechnik und weitere Punkte. Das anschließende Sommerfest bot außerdem Gelegenheit zur Würdigung frisch promovierter Nachwuchswissenschaftler:innen.

„Die Idee des Fakultätstags ging aus meiner Sicht voll auf“, freut sich Vögele. „Die Versuchsstation trägt erheblich zu unserem internationalen Renommee bei, doch längst nicht alle an der Fakultät haben bei ihrer täglichen Arbeit Berührungspunkte mit dieser Einrichtung. Bei den Führungen haben sich auch sehr viele informelle Gespräche ergeben. Selbst ich als Dekan habe noch viel Neues über die Projekte der Kolleg:innen erfahren. Ohne die tatkräftige Unterstützung durch unsere Versuchsstation und auch durch die Fachschaft wäre der Event allerdings nicht realisierbar gewesen.“

Feldversuche

Feldversuche mit Führungen vor Ort kennenlernen. Bild: Fakultät A

Weniger Studierende mit familiärem Bezug zur Landwirtschaft

Ob Klimaschutz, Biodiversität, Ernährungssicherung oder nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit: Landwirtschaft ist ein wichtiger Schlüsselsektor, um die großen Probleme unserer Zeit in Angriff zu nehmen. Dazu leistet die Forschung der Fakultät Agrarwissenschaften wichtige Beiträge, was sich seit vielen Jahren auch in Spitzen-Ergebnissen bei internationalen Rankings niederschlägt.

Dennoch steht die Fakultät auch vor Herausforderungen. Denn die Zahl der Studienanfänger:innen geht seit einigen Jahren merklich zurück.

„Aus Befragungen wissen wir, dass früher deutlich mehr Studierende zu uns kamen, die einen familiären Bezug zur Landwirtschaft haben, etwa mit dem Ziel den elterlichen Hof zu übernehmen. Dieser Anteil hat über die Jahre stark abgenommen. Wir müssen uns deshalb auf neue Zielgruppen einstellen und noch deutlicher machen, dass agrarwissenschaftliche Studiengänge für eine sehr breite Palette an Berufsfeldern qualifizieren“, so Vögele.

Die Fakultät will das Profil der Studienangebote dazu in den kommenden Jahren weiter schärfen. Unter anderem laufen die Vorbereitungen für einen neuen Masterstudiengang „Agriculture – Environment – Society“, der das Spannungsfeld zwischen landwirtschaftlicher Produktion, Biodiversität und nachhaltiger Entwicklung thematisiert.

Weiterhin regen Zulauf genießen die englischsprachigen Masterstudiengänge bei internationalen Studierenden, insbesondere aus Entwicklungs- und Schwellenländern. Die Fakultät will dieser Nachfrage künftig u.a. mit einem ersten englischsprachigen Bachelor-Studiengang Rechnung tragen.

Für den Dekan sind die aktuellen Entwicklungen ein Grund mehr den Austausch innerhalb der Fakultät zu intensivieren. „Unser erster gemeinsamer Fakultätstag Agrarwissenschaften war aus meiner Sicht ein voller Erfolg und wir planen bereits eine Wiederholung im kommenden Jahr“, so Vögele.

Text: Leonhardmair

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