Historische Persönlichkeiten

Vorreiter, Visionäre, Unruhestifter &  kritische Geister: Über mehr als 200 Jahre hinweg haben besondere Persönlichkeiten die Entwicklung Hohenheims entscheidend geprägt, den jeweiligen Zeitgeist zum Ausdruck gebracht oder den Ruf der Universität gemehrt.

Huberta Bronsart von Schellendorf

Pionierin des Ökologischen Landbaus

*9. Oktober 1892 in Bellin (Mecklenburg) | † 18. Juli 1978 in Rottweil

Huberta Bronsart von Schellendorf studiert und promoviert in Heidelberg, bevor sie im Herbst 1919 Assistentin am Botanischen Institut der Landwirtschaftlichen Hochschule in Hohenheim wird. Zudem unterrichtet sie an der in Hohenheim angesiedelten Gartenbauschule. Ihr Vertrag wird 1924 zunächst nicht verlängert, doch kann sie ab 1927 nach Hohenheim zurückkehren. Sie veröffentlicht Artikel zur Bakteriologie und gemeinsam mit Margarete von Wrangell zur Pflanzenernährung. Gleichzeitig setzt sie sich aktiv mit der Rolle von Frauen im wissenschaftlichen Umfeld auseinander und prangerte die Benachteiligung von Studentinnen gegenüber ihren männlichen Kommilitonen an. Mit dem Auslaufen der Drittmittel für ihre Stelle in Hohenheim und der Machtübernahme der Nationalsozialisten kann Huberta Bronsart von Schellendorf ihre wissenschaftliche Karriere nicht weiter fortsetzen. Dennoch veröffentlicht sie weiterhin zahlreiche Schriften zum Gartenbau, wobei entscheidend ist, dass sie ihr Wissen einem breiten Publikum zugänglich macht. Auf diesem Wege wird sie, wenn auch außerhalb einer akademischen Laufbahn, zu einer Pionierin alternativer Gartenbaumethoden.

Zum Seitenanfang

Margarete von Wrangell

Deutschlands 1. Professorin

* 7. Januar 1877 in Moskau | † 21. März 1932 in Hohenheim

Am 1. Januar 1923 wird Margarete Baronesse von Wrangell nicht nur zur ersten Professorin in Hohenheim ernannt – sondern auch zur ersten ordentlichen Professorin an einer deutschen Hochschule überhaupt. Im Vorfeld hat die studierte Agrikulturchemikerin nicht nur mit den Unruhen ihrer Zeit, sondern auch mit der damals frauenfeindlichen Wissenschafts-Umgebung zu kämpfen. Im Fokus ihrer Forschung stehen Untersuchungen zur Phosphordüngung, und bis zu ihrem Tod 1932 leitet sie das Institut für Pflanzenernährung.

1934 wird ein Gedenkstein mit dem wissenschaftlichen Leitspruch der Forscherin aufgestellt: „Ich lebte mit den Pflanzen. Ich legte das Ohr an den Boden und es schien mir, als seien die Pflanzen froh, etwas über die Geheimnisse des Wachstums erzählen zu können“.

Das Margarete von Wrangell-Habilitationsprogramm ist nach ihr benannt.

Zum Seitenanfang

Teijiro Yamamoto

Hohenheimer Student, japanischer Agronom, Unternehmer, Parlamentarier und Minister, Handels- und Landwirtschaftsminister in Japan

* 10. Februar 1870 in Mano (heutiges Sado / Japan) | † 14. Dezember 1937 in Tokio

Der adelige Yamamoto studiert von 1887 bis 1893 an der Landwirtschaftlichen Akademie Hohenheim Landwirtschaft und promoviert 1894 an der Universität Leipzig. Zurück in Japan ist er als Geschäftsmann am Aufbau der privaten japanischen Zuckerindustrie und der Modernisierung der Landwirtschaft beteiligt. Als Mitglied des Abgeordnetenhauses von 1904 bis 1936 und als Landwirtschaftsminister wirkt er auf den Abbau feudaler landwirtschaftlicher Produktionsstrukturen hin und fördert die Modernisierung der Landwirtschaft mit dem Ziel der Selbstversorgung Japans. Er bleibt zeitlebens – auch als Präsident des Deutsch-Japanischen Vereins (ab 1929) – eng mit Deutschland verbunden. Hochgeehrt stirbt er 1937 in Tokio.

Zum Seitenanfang

Carl Fruwirth

Professor für Pflanzenbau, herausragender Fachvertreter auf dem Gebiet der Pflanzenproduktionslehre

* 31. August 1862 in Wien | † 21. Juli 1930 in Baden (Niederösterreich)

Carl Fruwirth studiert an der Hochschule für Bodenkultur und an der Universität Wien. 1892 habilitiert er sich an der Hochschule für Bodenkultur, 1897 folgt Fruwirth dem Ruf als ordentlicher Professor für Pflanzenbau an die Landwirtschaftliche Akademie Hohenheim. Seine Spezialgebiete sind Pflanzenproduktionslehre, Pflanzenzüchtung, Geschichte der Landwirtschaft und landwirtschaftliche Maschinenkunde. Auf ihn geht die 1905 gegründete königliche württembergische Landessaatzuchtanstalt in Hohenheim zurück. So kann er in kurzer Zeit eine funktionsfähige private Pflanzenzüchtung in Württemberg mit Sortenprüfungen und Saatgutanerkennung aufbauen. 1907 kehrt Fruwirth nach Österreich, an die Technische Hochschule in Wien, zurück. Fruwirths wissenschaftliches Werk ist umfangreich und vielseitig. Er ist jedoch nicht nur Saatgutexperte und Pflanzenzüchter, sondern gilt zugleich als einer der kompetentesten Pflanzenbauwissenschaftler seiner Zeit.

Die Fruwirthstraße in Stuttgart-Hohenheim ist nach ihm benannt.

Zum Seitenanfang

Ferdinand Cohen-Blind

Hohenheimer Studierender, Bismarck-Attentäter

* 25. März 1844 in Mannheim  | † 8. Mai 1866 in Berlin

Ferdinand Cohen-Blind, ein Kind von Anhängern der Badischen Revolution 1848/49, muss nach dem Scheitern der Revolution mit seinen Eltern fliehen. Er kehrt 1862 aus dem Londoner Exil nach Deutschland zurück und studiert zunächst als Gasthörer an der Universität Tübingen. Ab 1864 studiert er – mit vorzüglichen Leistungen – ordentlich an der Land- und Forstwirtschaftlichen Akademie Hohenheim.

Nach Abschluss seines Hohenheimer Studiums reift bei ihm im Frühjahr 1866 der Entschluss, sich dem vom preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck betriebenen „Bruderkrieg“ (Preußen gegen den Deutschen Bund bzw. Österreich) um die Vorherrschaft in Deutschland mit letzter Konsequenz entgegen stellen zu müssen. Er schießt am 7. Mai 1866 'Unter den Linden' in Berlin auf offener Straße auf den preußischen Ministerpräsidenten von Bismarck.

Von Bismarck überlebt mit geprellten Rippen. Cohen-Blind nimmt sich in der Nacht nach dem Attentat im Gefängnis das Leben. Nach seinem Tod wird Ferdinand Cohen-Blind zum Symbol für den von Preußen bedrohten liberalen Süden Deutschlands: In Schwaben wird er als „zweiter Wilhelm Tell“ gefeiert.

Zum Seitenanfang

Emil von Wolff

Professor für Chemie und Agrikulturchemie
Direktor der Landwirtschaftlichen Akademie Hohenheim 1882-84

* 30. August 1818 in Flensburg  | † 26. November 1896 in Stuttgart

Emil Wolff studiert in Kiel, Berlin und Halle und baut ab 1851 die weltweit erste staatliche landwirtschaftliche Versuchsstation in Leipzig-Möckern auf. 1853 folgt der Agrikulturchemiker dem Ruf an die königliche württembergische Akademie der Land- und Forstwirtschaft zu Hohenheim. Er forscht und lehrt in Hohenheim 40 Jahre lang (1854 bis 1894). 1865 gelingt ihm die Einrichtung der landwirtschaftlichen Versuchsstation in Hohenheim. Neben Justus von Liebig (1803 - 1873) prägt er in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts maßgeblich die Entwicklung der Pflanzen- und Tierernährung Mitteleuropas. Wolff stirbt im Alter von 78 Jahren in Stuttgart.

Die Emil-Wolff-Straße in Stuttgart-Hohenheim ist nach ihm benannt.

Zum Seitenanfang

Johann Nepomuk Hubert v. Schwerz

Der Gründungsdirektor Hohenheims

* 11. Juni 1759 in Koblenz  | † 11. Dezember 1844 in Koblenz

Johann Nepomuk Hubert von Schwerz gilt als der Hauptvertreter der empirisch-rationellen Schule der Landwirtschaftslehre. Sein umfangreiches landwirtschaftliches Wissen hat er sich im Selbststudium angeeignet und auf vielen Studienreisen vertieft. Auf den Vorschlag von Albrecht Daniel Thaer tritt er 1816 in preußische Dienste und steigt zum preußischen Regierungsrat auf. 1818 ernennt ihn König Wilhelm I. von Württemberg zum ersten Direktor der neuen württembergischen landwirtschaftlichen Lehranstalt in Hohenheim, die er am 20. November 1818 feierlich eröffnet. 1828 legt Schwerz sein Amt als Direktor der Hohenheimer Anstalt nieder. Die letzten Jahre seines Lebens verbringt er in seiner Geburtsstadt Koblenz, wo er im Alter von 85 Jahren stirbt.

Die Schwerzstraße in Stuttgart-Hohenheim ist nach ihm benannt.

Zum Seitenanfang

König Wilhelm I. von Württemberg und Katharina Pawlowna

Die Gründer der späteren Universität

König Wilhelm I. von Württemberg:
* 27. September 1781 in Lüben / Schlesien | † 25. Juni 1864 in Cannstatt

Katharina Pawlowna:
* 21. Mai 1788 Zarskoje Selo  | † 9. Januar 1819 in Stuttgart

1816/17 sehen sich die gerade erst auf den württembergischen Thron gelangten Wilhelm I. von Württemberg und seine Frau, die Zarentochter Katharina Pawlowna, mit einer Hungerkatastrophe konfrontiert – und reagieren sofort. 1817 gründet Katharina verschiedene Einrichtungen, die der Soforthilfe dienen. Wilhelm strebt darüber hinaus die langfristige wirtschaftliche Stärkung Württembergs an. Ein zentraler landwirtschaftlicher Verein entsteht, das Landwirtschaftliche Hauptfest wird eingerichtet und am 20. November 1818 wird die landwirtschaftliche Unterrichts-, Versuchs- und Musteranstalt Hohenheim gegründet, aus der später die Universität Hohenheim hervorgeht. Nur wenige Monate später stirbt Katharina am 9. Januar 1819 überraschend. König Wilhelm I. regiert 48 Jahre lang und wandelt in dieser Zeit Württemberg von einem zurückgebliebenen Agrarstaat zu einem Verfassungsstaat um. Als Wilhelm I. auf Schloss Rosenstein in Cannstatt 1864 stirbt steht sein Königreich bereits an der Schwelle zur Industrialisierung.

Zum Seitenanfang

Herzog Carl Eugen und Franziska von Hohenheim

Die Erbauer von Hohenheim

Carl Eugen:
* 11. Februar 1728 in Brüssel | † 24. Oktober 1793 in Hohenheim

Franziska:
* 10. Januar 1748 in Adelsmannfelden | † 1. Januar 1811 in Kirchheim/Teck

Der als despotischer Fürst berüchtigte Herzog Carl Eugen von Württemberg lässt nicht nur Schlösser wie das Neue Schloss in Stuttgart, die Solitude oder Monrepos bauen. Er betreibt auch eine segensreiche Infrastruktur- und Bildungspolitik.

Seine Geliebte und spätere Ehefrau Franziska erhält 1772 das Gut mit einem Barockschlösschen in Hohenheim zur Nutzung. Ab 1776 bauen Carl Eugen und Franziska über diesem Schlösschen schrittweise das heutige Schloss Hohenheim, dem Mittelpunkt des Hohenheimer Unicampus. 1793 stirbt Herzog Carl Eugen dort im noch unvollendeten Prunkbau.

Franziska muss nach seinem Tod Hohenheim verlassen und bezieht im Januar 1795 Schloss Kirchheim. Dort stirbt sie am 1. Januar 1811 nach längerer Krankheit.

Zum Seitenanfang

Paracelsus

Humanist und Arzt mit Hohenheimer Wurzeln

* 1493/1494 in Maria Einsiedeln | † 24. September 1541 in Salzburg

Paracelsus ist wohl der bekannteste Hohenheimer. Geboren als Theophrast von Hohenheim, nennt sich der Arzt, Pharmazeut, Naturforscher und Theologe seit 1529 Paracelsus.

Das Geschlecht der Bombaste von Hohenheim lebt zu Paracelsus Zeit in Riet bei Vaihingen Enz. Paracelsus selbst ist nie in Hohenheim gewesen. Sein Wanderleben führt ihn durch ganz Europa. Er ist äußerst streitbar, seine vehementen Angriffe auf die zeitgenössischen Gelehrten öffnen teilweise die Tore zur neuzeitlichen Wissenschaft. Seine umfangreichen Werke inspirieren Forscherinnen und Literaten bis heute. Am 24. September 1541 verstirbt Paracelsus im Alter von 47 Jahren in Salzburg.

Ein Denkmal im botanischen Garten der Universität Hohenheim erinnert an Theophrast von Hohenheim.

Zum Seitenanfang

Kontakt

Universitätsarchiv (786)
Dr. Regina Wick (Leitung)

Schloss Hohenheim
Speisemeistereiflügel
70599 Stuttgart

 

Telefon
+49 (0)711 459 22119

E-Mail

 

Öffnungszeiten Archiv
Mo - Do: 9:00 - 13:00 Uhr
Fr: 9:00 - 12:15 Uhr