BMBF: Carbon sequestration, biodiversity and social structures in Southern Amazonia: models and implementation of carbon-optimized land management strategies

Status
abgeschlossen
Projektbeginn
01.06.2011
Projektende
30.09.2016
Projekt-Homepage
www.carbiocial.de
Schlagworte
Brasilien, Klimaänderung, Landnutzung, Modellbildung, MP-MAS, Nachhaltigkeit
Beschreibung

Landnutzung, Landnutzungsänderungen und Entwaldung sind in Brasilien für fast 80% der nationalen Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Das Ausmaß und die Skala dieser Landnutzungs­änderungen lässt sich wohl am besten aus dem Flugzeugfenster beim Überflug über Mato Grosso, dem drittgrößten Bundesstaat Brasiliens, erahnen. Innerhalb weniger Jahrzehnte ist hier aus „unproduktivem“ Busch-Land eine weiträumige, hoch­mechanisierte und globalisierte Landwirtschaft entstanden, die ein Viertel der Mais-, ein Drittel der Sojabohnen- und die Hälfte der Baumwoll-Anbauflächen Brasiliens umfasst. Des Weiteren wird in Mato Grosso etwa ein Achtel des brasilianischen Rinderbestandes gehalten. Bei der COP 15-Konferenz 2009 in Kopenhagen kündigte Brasilien an, knapp 40% der Treibhausgas-Emissionen einsparen und dies vor allem in der Landwirtschaft umsetzen zu wollen. Zu diesem Zweck wurden in den letzten Jahren spezielle Förderprogramme aufgelegt, die einen raschen Übergang auf kohlenstoffarme Landbewirtschaftungsformen (sogenannte integrierte Systeme sowie Weidelandverbesserungen) ermöglichen sollen. In welchem Maße die gegenwärtigen Förder­programme in Mato Grosso wirksam sind und welche anderen Strategien für eine „bodensparende“ Intensivierung der Agrarproduktion bestehen, wurde in Teilprojekt 12 mit einem agrarwissenschaftlichen Methodenmix näher untersucht.

Zunächst wurden umfangreiche Fokus­gruppen- und Betriebs­befragungen durchgeführt und die komplexe Entscheidungs­situation im Bereich integrierter Bewirtschaftungssysteme und Weideland­aufwertung sehr detailliert erfasst. Die gewonnenen Daten wurden anschließend mit statistischen Methoden ausgewertet und der weiteren Modellierung in bioökonomischen Simulationsmodellen zugänglich gemacht. Die Parametrisierung und Szenarienformulierung der Simulationsmodelle wurde zusammen mit brasilianischen Forschungspartnern und Experten aus berufsständischen Landwirtschafts­organisationen vorgenommen.

In Bezug auf die bioökonomischen Simulationsergebnisse zu klimarelevanten Politik­maßnahmen der brasilianischen Regierung lässt sich zusammenfassend Folgendes sagen: Obwohl die Konditionen für die Gewährung von Umstellungskrediten für integrierte Produktionssysteme aus finanzieller Sicht für Landwirte sehr günstig sind, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur eine zurückhaltende Übernahme von kohlenstoffarmen Systemen zu verzeichnen. Neben der räumlichen Agglomeration von Betriebsaktivitäten spielen vor allem auch institutionelle Arrangements z.B. auf den Boden­pachtmärkten sowie nicht-wirtschaftliche, kulturelle Aspekte der Betriebsleiter eine große Rolle. Vor diesem Hintergrund dürfte der Abbau von bürokratischen Hürden bei der Kreditbeantragung sowie mehr Anwendungs­forschung mit Demonstrationsversuchen entscheidend für den weiteren Erfolg im Hinblick auf die angekündigten brasilianischen Emissionsreduktionsziele sein.

Der in SP12 erstellte Betriebsdatensatz sowie die räumlich-ökonometrischen Landnutzungs­analysen dürften zum gegenwärtigen Zeitpunkt die umfassendste regionale Daten­grundlage in Brasilien darstellen. Die Forschungsarbeit des Teilprojekts liefert damit einen erstmaligen Überblick über Anwendung und Verbreitung von integrierten Produktions­systemen in Mato Grosso und fand bereits Eingang in verschiedene Projekte und Studien von EMPRAPA, IFAD und der University of California – Berkeley.

Beteiligte Personen

  • Prof. Dr. G. Gerold, Universität Göttingen

Beteiligte Einrichtungen

Weitere Informationen

Förderer

Publikationen im Rahmen des Projekts