Insektenschonend mähen in der Landwirtschaft  [07.07.22]

Landwirtschaftliche Mähverfahren insektenschonender zu gestalten, ist das Ziel eines neuen Schwergewichts der Forschung an der Universität Hohenheim. Der Tierökologe Prof. Dr. Johannes Steidle erhält für sein Teilprojekt innerhalb des Kooperationsprojektes „Entwicklung und Evaluierung insekten- und spinnenfreundlicher Mähtechniken als Beitrag zu einer nachhaltigen Form der landwirtschaftlichen Grünlandnutzung“ (InsectMow) knapp 650.000 Euro Fördergelder vom Bundesamt für Naturschutz (BfN). Er kooperiert in dem Projekt mit dem Hohenheimer Agrartechniker Prof. Dr. Stefan Böttinger und der Universität Tübingen.


Für das Insektensterben gibt es, neben bekannten Ursachen wie Strukturarmut von Agrarflächen, hohem Pestizideinsatz und übermäßiger Düngung, noch einen weiteren, bislang zu wenig beachteten Grund mit vermutlich großer Bedeutung: Bis zu 80 Prozent der Insekten werden beim Mähen von Grünland und der Weiterverarbeitung des Mähgutes getötet. Bei bis zu fünf Mahden pro Jahr über viele Jahre hinweg muss dies unweigerlich zu einem massiven Rückgang von Insekten auf landwirtschaftlich genutztem Grünland führen.

Deswegen gehen im Projekt InsectMow Forschende der Frage nach, wie Mähverfahren insektenschonender gestaltet werden können. Eine zentrale Idee sind vor dem Mähgerät angebrachte Insektenscheuchen. Dazu kommen Veränderungen am Mähwerk selber, die das Aufsaugen von Insekten vom Boden vermindern. Erkenntnisse aus virtuellen Versuchen fließen dabei in den Bau von Prototypen ein, die die Forschenden im praktischen Einsatz auf Flächen der Universität testen und deren Auswirkungen auf die Fauna ermitteln.

Durch Umstellung auf eine insektenschonende Mähtechnik soll eine wesentliche Ursache des Insektensterbens ohne größere finanzielle Einbußen für die Landwirte ausgeschaltet werden. Kooperationen mit einem führenden Mähgerätehersteller sowie der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft DLG e.V. stellen sicher, dass die Neuentwicklung Eingang in den Markt findet sowie ein Nachhaltigkeitslabel für insektenschonende Mähtechnik entwickelt wird.

Das Projekt im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit gefördert.

Eckdaten des Projekts

  • Projekttitel: Entwicklung und Evaluierung insekten- und spinnenfreundlicher Mähtechniken als Beitrag zu einer nachhaltigen Form der landwirtschaftlichen Grünlandnutzung - InsectMow
  • Fördersumme: 648.077 Euro (Universität Hohenheim), gesamt: 897.598 Euro
  • Fördergeber: Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMU)
  • Projektdauer: 1.9.2021-31.8.2025
  • Projektpartner: Universität Tübingen, Mähgerätehersteller Claas Saulgau GmbH, DLG-Prüfstelle Groß-Umstadt. Koordination: Prof. Dr. Johannes Steidle
  • Website


Kontakt

Prof. Dr. Johannes Steidle, Universität Hohenheim, Fachgebiet Chemische Ökologie , +49 (0)711 459 23667, jsteidle@uni-hohenheim.de


Schwergewichte der Forschung

Als „Schwergewichte der Forschung“ gelten herausragende Forschungsprojekte mit einem finanziellen Volumen von mindestens 350.000 Euro bei den Experimental- bzw. 150.000 Euro bei den Sozial- und Gesellschaftswissenschaften.


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