Die Schwarz-Erle  [17.03.23]

Ihr Name ist Programm, denn die schwärzliche Rinde der Schwarz-Erle wurde früher zum Schwarzfärben verwendet. Eine weitere Besonderheit ist die rötliche Färbung, die ihr Holz kurz nach dem Schlagen annimmt und an Blut erinnert. Die Hohenheimer Gärten präsentieren die Schwarz-Erle (Alnus glutinosa (L.) GAERTN) als botanisches Highlight im Monat März.


Bei uns gibt es keine Baumart die staunasse Böden so gut toleriert wie die Schwarz-Erle. Ihre Rinde dunkelt im Alter nach, daher wird sie Schwarz-Erle genannt.

Das Verbreitungsgebiet der Schwarz-Erle erstreckt sich über ganz Europa, sie kommt aber auch in Asien und Afrika vor. Dort wo die Monatsmitteltemperaturen mehr als ein halbes Jahr unter null Grad Celsius liegen endet im Norden die Verbreitung. Im Norden Skandinaviens und auf Island ist die Schwarz-Erle jedoch nicht zu finden.

Sie gedeiht in tiefen Lagen sowie Mittelgebirgslagen und man findet sie in den Zentralalpen bis in 1800 m Höhe. Nasse, sumpfige und zeitweilig überschwemmte Orte stellen ihr optimale Bedingungen zum Wachsen dar.  Anderen Bäumen ist sie konkurrenzfähig und dominiert somit bei dem Erlen-Bachauenwald, dem Erlen-Sumpfwald und dem Erlen-Buchwald.

Gefürchteter Heuschnupfen-Auslöser

Die Schwarz-Erle ist ein sommergrüner Laubbaum, wird bis zu 25 m hoch und kann einen Stammdurchmesser von bis zu 1 m haben. Ihr vergleichsweise niedriges Höchstalter von 120 Jahren, ihr rasches Wachstum und das hohe Lichtbedürfnis junger Bäume weisen die Art als Pionierbaumart aus.

Sie besitzt ein tiefgehendes Herzwurzelsystem. Über auffallend große Poren, die sogenannten Lentizellen, am Stammfuß werden die Wurzeln auch unter Wasser mit Sauerstoff versorgt. Durch eine Symbiose mit sogenannten Strahlenpilzen der Gattung Frankia können Erlen Stickstoff direkt aus der Luft fixieren. Dies ermöglicht ihnen die Besiedlung nährstoffarmer Flächen, im Gegenzug gibt der Baum Kohlenhydrate ab.

Lange vor dem Blattaustrieb blühen die Kätzchen deren Pollen als Heuschnupfenauslöser gefürchtet sind. Bereits im Spätsommer des Vorjahres werden männliche, bis zu 10 cm lange Blütenkätzchen gebildet. Hier ist die Verwandtschaft zu den Birkengewächsen, Betulaceae erkennbar. Meist stehen drei bis fünf angeordnete männliche Kätzchen zusammen und bilden so den Gesamtblütenstand.

An dessen Basis befinden sich drei bis fünf traubig angeordnete, etwa 5 mm lange weibliche Kätzchen.

Venedig auf Erlenpfosten

Später bilden sich die dunkelgrün glänzenden Blätter, die im jungen Zustand klebrig = lat. glutinosa sind. Sie werden bis zu 9 cm lang und bis zu 7 cm breit. Sie stehen wechselständig, sind verkehrt-eiförmig bis rundlich geformt und schwach gesägt. Sie fallen ungefärbt im Herbst ab.

Die Tragblätter und die vier Vorblätter der weiblichen Blüten verwachsen beim Heranreifen der Früchte zu fünfteiligen Schuppen. Diese Früchte sind 1,5 bis 1,8 cm lange Zapfen, welche sonst bei Laubbäumen untypisch sind. Es werden je drei braune, abgeflachte, einsamige Nussfrüchte, je Schuppe gebildet. Diese werden zwischen einem und zwei Millimeter groß und werden von Wind und Wasser verbreitet. Ihr Tausendkorngewicht liegt bei 1,4 g. Die hellbraunen Samen reifen ab September und fallen bis zum Frühjahr aus.

Frisch geschlagenes Erlenholz färbt sich an der Luft tief gelbrot und dunkelt noch etwas nach. Im Wasser saugt sich das Holz voll und wird hart wie Eichenholz, daher werden Wasser- und Brunnenrohre aus dem Holz erstellt. Venedig soll fast zur Hälfte auf Eichen- und Erlenpfosten stehen.

Aufgrund seiner guten Bearbeitbarkeit und seinem guten Stehvermögen ist das Holz vielseitig einsetzbar. Gleichermaßen als Massivholz sowie als Furnier findet sie Verwendung für Küchenmöbel, Büromöbel, Wohnzimmer- und Schlafzimmermöbel.

Schwarze Tinte aus Erlenzapfen

Traditionell wurde die Erls als Färberbaum eingesetzt. Bekannt war das Schwarz der Borke. Aus Erlenzapfen ließ sich schwarze Tinte herstellen. Als Heilmittel spielt die Erle keine Rolle.

Dass Erlen nach dem Fällen bluten sorgte für schaurige Geschichten rund um die Baumart. Sie wuchs in Mooren und düsteren Erlenbrüchen. Der Erlkönig von Johann Gottfried Herder beruht auf einem Übersetzungsfehler, er übersetzte das dänische Wort „ellerkonge“ mit Erlkönig und nicht korrekterweise mit Elfenkönig.

Sie wurde erstmals beschrieben vom deutschen Botaniker und Naturhistoriker Joseph Gärtner (1732-1791).

Text: R. Gliniars, R. Bäßler, A. M. Steiner
Fotos: A M. Steiner



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