Der Virginische Wacholder [21.01.22]
Zierpflanze, Gewürz, Zutat für Gin oder Räucherwerk: Der Virginische Wacholder ist vielseitig. Außerdem gilt der robuste Strauch als eine Art, die dem Klimawandel trotzen könnte. Die Hohenheimer Gärten präsentieren Juniperus virginiana L. in der Reihe „Was blüht“ im Monat Januar.
Seine Heimat ist das östliche Nord-Amerika. Im Naturstandort wächst er meist in Mischwäldern zusammen mit Kiefern- und Eichenarten, zum Teil auch im Reinbestand. In Küstennähe wächst die Varietät silicicola. Er ist äußerst frost- und hitzetolerant. Seit 1664 wird er in Europa angepflanzt.
Außerhalb der Wälder gilt er in Nordamerika als invasiv, d.h. er besiedelt brachliegende Flächen, wächst entlang von Straßen oder in Prärien und verdrängt etablierte Arten. Durch periodisch wiederkehrende Brände wurde die Ausbreitung der leicht brennbaren Art natürlicherweise verhindert, die Feuer werden heute durch zunehmende menschliche Besiedlung unterdrückt.
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Höchstalter über 900 Jahre
Der strauchige bis baumförmige Virginische Wacholder wird bis zu 20 m hoch, unter optimalen Bedingungen bis zu 40 m, bei einem Stammdurchmesser von 1 m. Sein Höchstalter liegt bei über 900 Jahren. Der schlanke Stamm hat eine auffallend rötlich-braune Rinde, die in Streifen abblättert. Durch seine Pfahlwurzel ist er stand- und windsicher. Die jungen Nadeln sind hart und spitz, und werden mit der Zeit weich glatt und schuppenartig.
Von März bis Mai bilden sich Pollenzapfen auf den männlichen Bäumen und fleischige, 3-7 mm große Beerenzapfen auf den weiblichen. Letztere sind zur Reifezeit im September-November kugelig, blaubereift und enthalten je ein bis drei Samen. Sie werden durch Vögel verbreitet.
In Nordamerika ist der Wacholder Zwischenwirt für Gymnosporangium juniperi-virginianae, einen Apfelrost. In Europa wird er auch vom Birnengitterrost, Gymnosporangium sabinae befallen. Beides sind wirtswechselnde Pilze, die im Sommer auf Apfel- bzw. Birnenbäumen und im Winter als orangefarbene, gummi- bis gallertartige Auswüchse auf dem Wacholder ansiedeln.
Gin, Gewürz, Tee…
Aus den eigentlich giftigen Beerenzapfen wird nach Brennen Gin hergestellt. Sie dienen zudem nach Kochen als Gewürz in verschiedenen Speisen. Tees aus den Nadeln, die ätherische Öle enthalten, helfen bei Erkältungssymptomen.
Das Kernholz besitzt eine violette bis hellgelbe Maserung. Das Holz ist dauerhaft und eignet sich für die Nutzung im Außenbereich. Der intensive Duft des Holzes vertreibt Motten. Die Ureinwohner Amerikas räucherten mit dem Holz bei Heilungszeremonien. Es wird für Böden, in der Kunsttischlerei und für Möbel verwendet. Die Firma Faber Castell pflanzte 1870 80.000 Jungpflanzen in Deutschland zur Bleistiftherstellung, daher auch der Name Bleistiftzeder.
Juniperus virginiana gehört zur Ordnung der Koniferen, Coniferales und zur Familie der Zypressengewächse, Cupressaceae. Zu Zeiten vom Beschreiber der Art, dem schwedischen Naturforscher Carl von Linné (1707-1778), wurde der gesamte Südosten der USA Virginia genannt, daher der Artname. Der Gattungsname Juniperus ist der klassische lateinische Name für Wacholder.
Text: R. Gliniars, R. Bäßler, F. Hezinger, A. M. Steiner
Fotos: A. M. Steiner