Neue Wege in der Therapie von Nahrungsmittelunverträglichkeiten  [20.12.21]

Um weizenabhängige Nahrungsmittelunverträglichkeiten zu erforschen und neue Therapieansätze zu finden, haben sich Forschende der Universität Hohenheim, der Universität zu Lübeck und des Forschungszentrums Borstel sowie des Leibniz-Lungenzentrums zusammengeschlossen. Das Hauptziel des Projekts „ImproviNg DIagnostiCs And ThErapy of Food Hypersensitivity“ (INDICATE-FH) ist es, Diagnostik und Therapie zu verbessern. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Projekt mit rund drei Millionen Euro, wovon die Forschenden in Hohenheim ca. 875.000 Euro erhalten – ein Schwergewicht der Forschung dort.


Nahrungsmittelunverträglichkeiten gehören zu den häufigsten Leiden weltweit und sind mit einer Vielzahl von Einschränkungen für die Betroffenen verbunden. Gerade die Unterscheidung von Nahrungsmittelintoleranz, Nahrungsmittelallergie und ihre Abgrenzung zum sogenannten Reizdarmsyndrom bereitet im Alltag große Schwierigkeiten. Entsprechend ungenau und damit ineffektiv sind die derzeit verfügbaren diagnostischen und therapeutischen Ansätze. Dies führt zu einer großen Frustration sowohl bei Patientinnen und Patienten als auch bei Behandelnden.

„Es ist erschreckend, dass inzwischen etwa ein Drittel der europäischen Bevölkerung über Nahrungsmittelunverträglichkeiten klagt und oft unklar ist, was dahintersteckt“, beschreibt Prof. Dr. med. Stephan C. Bischoff vom Institut für Ernährungsmedizin der Universität Hohenheim das Ausmaß des Problems. „Es fehlen vor allem spezifische Biomarker und praxistaugliche Diagnoseverfahren, die für eine effiziente Diagnostik unabdingbar sind.“

Zusammen mit drei anderen Hohenheimer Wissenschaftler:innen und Kolleg:innen aus Lübeck und Borstel will er Abhilfe schaffen und neue Erkenntnissen gewinnen, die zu einem besseren Verständnis von Nahrungsmittelunverträglichkeiten und zu effektiven Interventionskonzepten führen: Unter dem Titel INDICATE-FH haben sich Forschende aus den Bereichen Allergologie, Gastroenterologie, Ernährungsmedizin, Naturwissenschaften und Informatik zu einem interdisziplinären Konsortium zusammengeschlossen. Gemeinsam wollen sie die Diagnostik von Patient:innen insbesondere mit Weizen-vermittelten Nahrungsmittelintoleranzen und ihre Abgrenzung zum Reizdarmsyndrom verbessern.

Der Fokus der Universität Hohenheim liegt dabei auf der Identifizierung von neuen Biomarkern, die eine Unterscheidung zwischen Weizensensitivität und anderen Krankheitsbildern erlauben. Weiterhin beschäftigen sich die Forschenden mit der Rolle des Dünndarmmikrobioms bei der Nicht-Zöliakie-basierten Weizenhypersensitivität. Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse soll Patient:innen zukünftig eine spezifischere, weniger belastende Ernährungstherapie angeboten werden können.


Eckdaten des Projekts:

  • Projekttitel: ImproviNg DIagnostiCs And ThErapy of Food Hypersensitivity - INDICATE-FH
  • Fördersumme: rund 3. Mio. Euro; davon Anteil für Hohenheim: ca. 876.425 Euro
  • Projektdauer: 1.7.2021 – 30.6.2024
  • Konsortium: Universität zu Lübeck, Universität Hohenheim, Forschungszentrums Borstel, Leibniz-Lungenzentrum, Perfood (Startup für ernährungsbasierte digitale Gesundheitsanwendungen), Deutsche Zöliakie Gesellschaft e. V. (DZG)
  • Koordinator: Prof. Dr. Christian Sina, Direktor des Instituts für Ernährungsmedizin am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein und der Universität zu Lübeck
    Stellvertretender Koordinator: Prof. Dr. med. Stephan C. Bischoff

Kontakt
Prof. Dr. med. Stephan Bischoff, Universität Hohenheim, Fachgebiet Ernährungsmedizin / Prävention und Genderforschung, +49 (0)711 459-24100, bischoff.stephan@uni-hohenheim.de

Schwergewichte der Forschung

Als „Schwergewichte der Forschung“ gelten herausragende Forschungsprojekte mit einem finanziellen Volumen von mindestens 350.000 Euro bei den Experimental- bzw. 150.000 Euro bei den Sozial- und Gesellschaftswissenschaften.


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