Azubi-Vertretung im Interview [22.10.21]
An der Uni Hohenheim kann man nicht nur studieren, sondern hat auch vielfältige Möglichkeiten, eine Berufsausbildung zu machen. Davon sollte man ruhig etwas mehr mitbekommen, finden Anastasija Plavanjac und Philipp Kompalla. Als Vorsitzende der neuen Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) wollen sie den Hohenheimer Azubis eine Stimme geben, für mehr Austausch sorgen und bei Fragen und Problemen weiterhelfen. Der Online-Kurier hat sie in ihrem neuen Büro im Wollgrasweg 49 auf einen Kaffee besucht.
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Philipp, Anastasija, wie viele Azubis gibt es an der Uni Hohenheim eigentlich? Und wo arbeiten sie?
Philipp: Wir sind ca. 30, Tendenz steigend. Rund die Hälfte macht ihre Ausbildung im Agrar-Bereich, z.B. als Landwirt:in oder als Tierwirt:in auf dem Unteren Lindenhof bzw. dem Meiereihof.
Anastasija: Man kann aber auch in vielen anderen Einrichtungen an der Uni eine Ausbildung machen: z.B. in der Molkerei, als Laborant:in in der Biologie, als Kauffrau bzw. Kaufmann für Büromanagement in der Verwaltung oder als Fachinformatiker:in im KIM. Ich selbst mache meine Ausbildung zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste in der Bibliothek.
Kontakt JAV |
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Ganz schön breitgefächert. Viele Uni-Angehörige wussten bisher wahrscheinlich nicht einmal, dass man der Uni Hohenheim überhaupt eine Ausbildung machen kann.
Philipp: Ja… diesen Eindruck haben wir tatsächlich auch manchmal. Klar, verglichen mit den Studierenden sind wir nur eine sehr kleine Gruppe. Aber die Uni ist eben vielfältiger als man denkt – und auch wir sind ein wichtiger Teil davon! Als Jugend- und Auszubildendenvertretung wollen wir dazu beitragen, dass man etwas mehr von den Azubis mitbekommt.
Anastasija: Vor allem wollen wir aber die Azubis untereinander in Kontakt zu bringen. Denn je nachdem, in welchem Bereich man arbeitet, kann man sich schnell etwas allein auf weiter Flur vorkommen. Dabei gibt es eigentlich ja ziemlich viele von uns, nur eben etwas verstreut. Man muss voneinander wissen.
Um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken, wollen wir künftig neben Vollversammlungen z.B. auch Events wie Azubi-Grillen oder ähnliches organisieren. Wir haben auch einen eigenen Instagram-Account gestartet.
Gab es bisher denn eigentlich gar keine JAV in Hohenheim?
Philipp: Seit längerem nicht mehr. Es fühlt sich deshalb so an, als müssten wir alles komplett neu aufbauen. Allein ein Zimmer und eine Einrichtungsnummer zu bekommen, war schon eine echte Challenge. An dieser Stelle ganz lieben Dank an Frau Engel vom Verwaltungsbüro des Personalrats, die uns wahnsinnig gut unterstützt.
Anastasija: Ich habe zum ersten Mal in der Berufsschule von der JAV gehört und fand das gleich ziemlich cool, weil ich mir in meiner Anfangszeit in Hohenheim genauso so eine Anlaufstelle gewünscht hätte.
In der Bibliothek bin ich zwar jeden Tag von Gleichaltrigen umgeben. Da sie hier studierenden und ich hier arbeite, kommt man aber logischerweise nicht so in den Austausch wie mit andere Azubis.
Lustigerweise lag kurz darauf ein Schreiben des Personalrats zum Thema auf meinem Schreibtisch. Ich dachte mir: Irgendjemand muss das ja mal in die Hand nehmen, also habe ich eine virtuelle Info-Veranstaltung besucht und mich aufstellen lassen.
Philipp, du bist selbst gar kein Azubi mehr, oder? Was ist deine Motivation, in der JAV aktiv zu sein?
Philipp: Genau, ich habe meine Ausbildung als Staudengärtner in einem privaten Betrieb hinter mir.
Danach habe ich meinen Traumjob hier in den Hohenheimer Gärten gefunden. Ich hatte eigentlich von Anfang an vor, mich irgendwann in der Personalvertretung zu engagieren. Dann sprach mich meine Kollegin Frau Bühler an, ob ich mir vorstellen könnte, gleich den ersten Schritt zu machen und für die JAV zu kandidieren. Ich fühle mich den Azubis ja immer noch sehr verbunden und finde es extrem wichtig, dass auch junge Leute eine Stimme bekommen. Also habe ich ja gesagt.
Außerdem will ich mich gerne dafür einsetzen, dass das Angebot an Ausbildungsplätzen in Hohenheim noch erweitert wird. Ich selbst hätte z.B. sehr gerne auch schon meine Ausbildung hier gemacht. Ich bin einfach ein kleiner Botaniker – und da gibt es keinen besseren Arbeitsplatz als einen botanischen Garten. Bisher gibt es diese Möglichkeit noch nicht. Ich will deshalb gerne etwas Überzeugungsarbeit bei den Kolleg:innen leisten.
Anastasija: Wir sind ehrlich gesagt super froh, dass wir Philipp im JAV-Team haben. Er hat schon etwas mehr Erfahrung und kann nochmal eine andere Perspektive beisteuern. Es hat aber auch ganz praktische Vorteile: Als Azubis sind wir ja immer wieder für mehrere Tage am Stück an der Berufsschule. Wenn in der Zwischenzeit ein dringendes JAV-Thema ansteht, kann ggfs. Philipp einspringen.
Was genau sind eigentlich die Aufgaben JAV, neben der Vernetzung der Azubis? Seid ihr so etwas wie der Personalrat für die Auszubildenden?
Anastasija: Vielleicht kann man das ganz grob vergleichen. Wir arbeiten jedenfalls sehr eng mit dem Personalrat zusammen. Immer wenn es dort um Themen geht, die Azubis betreffen, werden wir eingebunden und haben dann auch Stimmrecht. Also z.B. bei Einstellungen, Kündigungen, Abmahnungen etc. Uns ist beispielsweise sehr wichtig, dass bei Bewerbungsverfahren niemand auf Grund des Geschlechts oder der Herkunft benachteiligt wird.
Philipp: Wir wachen aber auch über die Einhaltung des Jugendarbeitsschutzgesetzes. Überstunden dürfen z.B. in der Ausbildung nicht überhandnehmen. Aber auch, wenn es irgendwelche anderen Probleme oder Beratungsdarf gibt, sind wir für die Azubis Ansprechpartner Nr. 1. Beispielsweise wenn der Chef mit der Wahl der Berufsschule nicht einverstanden ist – oder niedrige Tätigkeiten wie Kaffeekochen etc. immer nur auf Azubis abgewälzt werden.
Als JAV können wir aber auch aktiv Dinge ins Rollen bringen. Beispielsweise treibt viele Hohenheimer Azubis die Frage um, ob sie nach erfolgreichem Abschluss von der Uni übernommen werden. Ideal wäre es, wenn alle, die das möchten, zumindest noch für eine gewisse Zeit einen Anschlussvertrag an der Uni erhalten könnten. Bisher ist das vor allem Glückssache: Je nachdem, ob zufällig gerade eine passende Stelle frei ist. Als JAV möchten wir gerne mit der Uni ins Gespräch kommen, wie sich an dieser Stelle etwas verbessern lässt.
Natürlich greifen wir auch gern weitere Themen auf, die Azubis an uns herantragen.
Wir werden berichten. Vielen Dank für das Gespräch!
Interview: Leonhardmair