Boeing, Boeing restarted [19.10.22]
Eine Frau, die gleichzeitig mit drei Männern ein Verhältnis hat: Montag und Dienstag mit William, Mittwoch und Donnerstag mit Pierre, Freitag Samstag mit Juan – und am Sonntag hat sie frei. Mit „Boeing, Boeing restarted“ bringt die Hohenheimer Theatergruppe ein Stück auf die Bühne, in der sich eine Frau etwas nimmt, was bisher nur für männliche Hauptfiguren als normal galt. Bei der Generalprobe gibt Regisseur Jürgen von Bülow dem Online-Kurier einen Blick hinter die Kulissen. Zwischen Lichttest und Requisiten verrät er, dass sich das Publikum auf einige Lacher freuen darf und plaudert über die aktuellen Schwierigkeiten im Kulturbetrieb. Premiere: Freitag, 21. Oktober 2022, 20 Uhr. Weitere Termine: 22. /24. /26. /29. Oktober 2022, jeweils um 20 Uhr.
Bernadette ist Chefredakteurin eines Modejournals in Frankfurt. Eines Tages bekommt die charmante Junggesellin Besuch von ihrer Freundin Patrizia aus der schwäbischen Provinz. Und prompt muss diese ihr aus einer brenzligen Situationen helfen. Denn Bernadette ist mit drei Herren gleichzeitig verlobt, von denen sich natürlich jeder für den Einzigen hält.
Wie das möglich ist? Nun, alle drei Bräutigame sind Piloten und treffen normalerweise an unterschiedlichen Tagen bei Bernadette ein. Doch eines Tages kommt Unordnung in die Flugpläne…
„Auf einmal sind alle Männer gleichzeitig da. Und das Publikum bekommt eine humorvolle Anleitung, wie man sich das Leben schwer macht“, sagt Regisseur Jürgen von Bülow schmunzelnd. Seit Anfang des Jahres probt er mit der Hohenheimer Theatergruppe das Stück „Boeing Boeing restarted“ von Marc Camoletti.
Aufführungen Boeing Boeing restartet |
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Premiere am Freitag, 21. Oktober 2022, 20 Uhr |
Das Stück behandelt eine moralische Frage – mit viel Humor
„Das Stück ist eine Retourkutsche für die berühmte Originalfassung, in der ein Mann drei Frauen gleichzeitig dated“, erklärt Jürgen von Bülow. Die Gruppe hat das Stück ausgesucht, weil sie mit einer Ungeheuerlichkeit aufräumen will: Dass sich ein Mann in Filmen, Theaterstücken oder Romanen nahezu alles erlauben kann, wohingegen es für weibliche Hauptfiguren noch immer viele Tabus gibt.
„Reicht denn ein Partner im Leben? Oder sollte man doch mehrere haben? Das ist ein sehr moralisches Thema, das in dem Stück humorvoll hinterfragt wird“, führt von Bülow aus. „Dafür versetzen wir Bernadette in krassen emotionalen und organisatorischen Stress. Aber so, dass sich das Publikum dabei gut unterhalten fühlt.“ Lachend ergänzt er: „Wer sich den Stress machen will, kann sich vielleicht etwas abgucken – viel Vergnügen!“
Die Entscheidung für eine heitere Komödie fällte die Theatergruppe dieses Jahr sehr bewusst. „Wir leben in einer Welt voller Krisen. Mit unseren Theateraufführungen möchten wir dem Publikum einen schönen, unbeschwerten Abend bereiten, an dem man einfach mal lachen und sich in den Pause bei einem Getränk unterhalten kann. Eine angenehme Abwechslung zum ernsten Alltag“, so von Bülow.
Hinter jedem Stück steckt Kreativität, Spaß und harte Arbeit
Während Regisseur von Bülow über das Stück erzählt, laufen auf und hinter der Bühne im Euroforum die letzten Vorbereitungen für die Generalprobe: Das Ensemble gibt sich gegenseitig Schminktipps, stellt flackerndes Licht ein und perfektioniert das Bühnenbild. „Wir sind eine kleine Gruppe und machen alles selbst“, erklärt der Regisseur. Mit sechs Mitgliedern ist das Ensemble in diesem Jahr eher klein. „Obwohl das Interesse am Anfang groß war, sind viele kurzfristig abgesprungen und wir mussten umplanen.“
Das übrige Ensemble ist dafür umso enger zusammengewachsen. „Wir haben mehrere Monate gemeinsam an dem Stück gearbeitet, waren sogar für ein Probewochenende in Tübingen“, verrät der Regisseur. „Wenn man zusammen kreativ ist, wächst man zusammen. Das ist das Schöne im Laientheater.“
Geprobt wird in der Regel einmal in der Woche im Katharinasaal im Euroforum, kurz vor den Aufführungen etwas häufiger. „Am Anfang legen wir mit den Rollen und Positionen ein grobes Gerüst fest. Dann fangen wir an, das Stück entspannt durchzuspielen“, erklärt Jürgen von Bülow. „Wir gehen immer wieder Szene für Szene durch, probieren aus, geben Feedback. Vor Publikum spielen wir erst, wenn alle zufrieden sind und sich wohlfühlen.“
Das sei oft harte Arbeit. Die lohnt sich für ihn aber, wenn er sieht, wie sich das Stück und die Schauspieler:innen langsam entwickeln. Dabei helfen dem Regisseur Erfahrung und Fingerspitzengefühl: Seit 22 Jahren ist er Teil der Hohenheimer Theatergruppe. Insgesamt hat er über 70 Stücke an unzähligen Bühnen inszeniert. „Das Wichtiste am Laientheater ist, dass es allen Mitgliedern Spaß macht“, sagt er.
Lust mitzumachen? |
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Alle, die Interesse am Theater haben, sind in der Theatergruppe willkommen – ob als Schauspieler:in, Techniker:in oder Helfer:in hinter der Bühne.
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Nach dem Stück ist vor dem Stück
Für Boeing Boeing restarted sind fünf Aufführungen im Euroforum vorgesehen: Freitag, 21.10., Samstag, 22.10., Montag, 24.10., Mittwoch, 26.10. und Samstag, 29.10 2022, jeweils um 20 Uhr.
Im neuen Jahr geht’s dann mit dem nächsten Stück weiter. Die Vorbereitungen beginnen in der Regel im Winter. Die Aufführungen sind für Mai oder Juni geplant. Jürgen von Bülow lädt alle Interessierten schon jetzt herzlich ein, mitzumachen: „Alle, die Interesse am Laientheater haben, können sich jederzeit bei uns melden. Gerne auch persönlich nach den Aufführungen an der Uni Hohenheim, darüber würde ich mich sehr freuen.“
Einen Hinweis will Jürgen von Bülow noch loswerden: „In diesem Jahr hat sich eine neues Theater-Ensemble gegründet, das ebenfalls an der Uni Hohenheim spielt. Unsere langjährige Mitspielerin und Mitregisseurin Christine Binder hat eine eigene Inszenierung auf die Beine gestellt. Einige Schauspieler:innen kommen auch von der Uni. Das Stück ‚Sprengsätze‘ lief bereits im Dreigroschentheater und wird im November ebenfalls im Euroforum aufgeführt.“ Wen das Stück ebenfalls interessiert, findet hier weitere Informationen
Text: Hagenau