Land fordert Unis zum Energiesparen auf  [03.08.22]

Alle gesellschaftlichen Bereiche sind in der Pflicht, ihren Beitrag für die Bewältigung der Energiekrise zu leisten – so ein Fazit des Krisengipfels Gas vom 25. Juli. Auch die Uni ist aufgefordert, einem 5-Punkte-Plan des Landes zu folgen und wo möglich, Gas und Strom einzusparen. Gefragt ist dabei auch die aktive Mitwirkung der Beschäftigten. An einer Sache will die Uni-Leitung hingegen nicht rütteln: Lehrveranstaltungen sollen im Wintersemester wie geplant auf dem Campus stattfinden. Präsenz-Lehre habe neben der Bewältigung der Energiekrise allerhöchste Priorität, betont Kanzlerin Dr. Katrin Scheffer.


Welche größeren und kleineren Energiesparmaßnahmen lassen sich kurz- und mittelfristig umsetzen? Wie kann die Versorgungssicherheit im Winter sichergestellt werden? Welche Vorbereitungen müssen für den unwahrscheinlichen Ernstfall getroffen werden, dass der Campus im Winter nicht mehr ausreichend mit Energie versorgt werden kann?

Mit diesen und weiteren Fragen befasst sich eine neue Task Force um Kanzlerin Dr. Katrin Scheffer, die seit drei Wochen regelmäßig zusammenkommt und u.a. Expertise aus den Bereichen Gebäude, Technik, Beschaffung, Finanzen, Arbeitssicherheit und Kommunikation bündelt.

„Die gute Nachricht: Anders als viele andere Einrichtungen sind wir technisch in der Lage unseren Heizbetrieb komplett von Gas auf Öl umzustellen. Außerdem haben wir unsere Heizöl-Tanks in den vergangenen Monaten vollständig gefüllt. Allerdings ist auch Heizöl teuer und die weitere Beschaffung stellt uns im Moment noch vor Herausforderungen. Doch wir sind optimistisch, dass wir auf diesem Weg zumindest die Versorgungssicherheit im Winter gewährleisten können“, so Kanzlerin Dr. Katrin Scheffer.

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Energiesparen als gesamtgesellschaftliche Aufgabe


Für die Uni selbst geht es um Mehrkosten im Millionenbereich. Denn der Campus hat den Stromverbrauch einer Kleinstadt und noch immer ist unklar, in welchem Umfang das Land für gestiegene Energiekosten aufkommen wird (Mehr zum Thema im Interview mit Kanzlerin Dr. Katrin Scheffer 8.7.22)

Zugleich ist die Uni als öffentliche Einrichtung in der Pflicht, ihren Teil zum gesamtgesellschaftlichen Ziel beizutragen, einen Gas-Mangel im Winter abzuwenden. Eine konkrete Richtschnur dafür gibt nun ein 5-Punkte-Plan des Landes vor, der im Anschluss an den Krisengipfel Gas vom 25. Juli erarbeitet wurde.

„Viele der geforderten Maßnahmen verfolgen wir an der Uni Hohenheim schon länger, da sie auch im Hinblick auf unsere Klimaziele notwendig sind. Zusätzlich gilt es jetzt, alle Kräfte zu mobilisieren, um auch kurzfristig maximal mögliche Einsparungen zu erzielen. Dabei sind wir auf die aktive Mitwirkung aller Beschäftigten angewiesen“, betont die Kanzlerin.


Energiescouts nehmen Arbeit auf

Unter anderem sollen in den kommenden Wochen ehemalige Hygiene-Helfer als Energie-Scouts auf dem Campus zum Einsatz kommen. Ihre Aufgabe: Gebäude begehen, Energiespar-Potenziale identifizieren und mit Beschäftigten ins Gespräch kommen. Lassen sich z.B. weniger stark genutzt Kühl- und Gefrierschränke zusammenlegen? Laufen Warmwasserboiler unnötig? Sind Belüftungsanlagen richtig eingestellt? Aufkleber an Heizungen, Fenstern, Lichtschaltern und Geräten sollen im Alltag zusätzlich als Erinnerungshilfe dienen.

Unter dem Motto „Gemeinsam achtsam: Energiesparen an der Uni“ sollen Beschäftigte und Studierende in den kommenden Monaten kontinuierlich zum Thema informiert werden. Unter anderem ist in der Reihe „Hohenheim LIVE“ am 24. Oktober eine Diskussionsveranstaltung mit Kanzlerin und Rektor geplant.


Rückkehr zur Online-Lehre steht nicht zur Debatte

Eine Empfehlung des 5-Punkte-Plans sieht die Hohenheimer Kanzlerin hingegen skeptisch: „Eine Ausweitung der Home-Office-Zeiten würde vermutlich nur sehr bedingt zur Entschärfung der Lage beitragen, da wir den Energieverbrauch damit ja in die Privathaushalte verlagern. Eine solche Maßnahme ließe sich auch nicht kurzfristig verordnen, sondern müsste vom Personalrat mitgetragen werden.“

Nicht zur Debatte steht aus Sicht der Uni-Leitung insbesondere eine Rückkehr zur Online-Lehre: „Zweieinhalb Jahre Pandemie haben uns gezeigt, wie unverzichtbar Lehrveranstaltungen in Präsenz und der unmittelbare Austausch zwischen Lehrenden und Studierenden sind. Wir setzen deshalb alles daran, dass das Wintersemester wie geplant auf dem Campus stattfinden kann. Präsenz-Lehre hat für uns auch in der Energiekrise allerhöchste Priorität“, betont Scheffer.

Prüfen will die Uni hingegen, ob Veranstaltungen in Randzeiten in wenigen Gebäuden konzentriert werden können, um andere Gebäude früher schließen zu können und durch ausgedehntere Nachtabsenkung Energie zu sparen. Komplette Gebäude bzw. Gebäudeteile herunterzufahren ließe sich allerdings nur schwer umsetzen und könnte im Zweifel auch größere Schäden etwa durch Schimmelbildung nach sich ziehen.

Neben kurzfristigen Maßnahmen arbeitet die Uni Hohenheim auch an einer längerfristigen Energie-Strategie, die in den neuen Struktur- und Entwicklungsplan Eingang finden soll. Zentrale Punkte will die Uni bis Ende des Jahres in einem Energie- und Klimaschutz-Konzept zusammenfassen.

Text: Leonhardmair


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