Lehre im Rampenlicht  [18.11.22]

Let’s talk about teaching! Unter diesem Motto findet am 2. Dezember der erste Tag der Lehre an der Uni Hohenheim statt. Unter anderem stehen die Verleihung des Lehrpreises, Impuls-Workshops und eine Podiumsdiskussion auf dem Programm. Doch auch der ungezwungene Austausch soll nicht zu kurz kommen. Neben den Lehrenden selbst sind auch Studierende und interessierte Beschäftigte aus anderen Bereichen herzlich eingeladen. Warum sie die Teilnahme wärmstens empfiehlt und welche großen Zukunftsfragen die Uni Hohenheim in puncto Lehre aktuell bewegen, berichtet die Prorektorin für Lehre, Prof. Dr. Korinna Huber, beim Kaffee mit dem Online-Kurier.


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Frau Huber, der Tag der Lehre soll künftig jedes Jahr an der Uni Hohenheim stattfinden. Spricht man mit dem Organisationsteam, spürt man, wieviel Herzblut in das Projekt fließt. Was genau können wir erwarten?


Mit dem Tag der Lehre machen wir sichtbar, wie groß der Stellenwert ist, den wir guter Lehre an der Uni Hohenheim zumessen. Unter anderem rücken wir deshalb auch den Hohenheimer Lehrpreis ab sofort noch stärker ins Rampenlicht als in vergangenen Jahren.

Lebendig wird der Tag vor allem durch die Lehrenden selbst. Denn Austausch und Diskussion stehen im Mittelpunkt. Herzlich eingeladen sind dazu auch alle, die Lehre organisieren und weiterentwickeln. Und ganz ausdrücklich natürlich auch unsere Studierenden! Denn sie sind es, für die wir Lehre machen. Wenn wir Studiengänge und Lehrformate weiterentwickeln wollen, brauchen wir dringend auch die studentische Perspektive.

Der Tag der Lehre soll in lockerer, kommunikativer Atmosphäre stattfinden. Sehr wichtig war uns deshalb auch die Wahl der Moderation. Und wir sind sehr glücklich, dass wir den bekannten Wissenschaftsjournalisten und Bildungs-Blogger Jan-Martin Wiarda dafür gewinnen konnten, der u.a. bekannt ist durch Beiträge für Die Zeit, die Süddeutsche Zeitung, Brand Eins, die Financial Times Deutschland und den Tagesspiegel.

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Der Tag beginnt mit einer Talk-Runde und der Verleihung des Hohenheimer Lehrpreises. Anschließend finden zwei Wellen Impuls-Workshops statt, die online und zum Teil auch in Präsenz besucht werden können. Welche Themen stehen hier zur Auswahl?

In den Impuls-Workshops geht es insbesondere um Good Practice-Beispiele und aktuelle Fragestellungen. Zum Beispiel: Wie lassen sich qualitativ hochwertige digitale Elemente mit der Präsenzlehre verbinden? Wie gelingt es, Studierende zu aktivieren? Aber auch: Welche Kompetenzen wollen wir unseren Studierenden in Zeiten eines rasanten gesellschaftlichen Wandels mit auf den Weg geben, um sie für die Herausforderungen und den Arbeitsmarkt der Zukunft bestmöglich zu rüsten?

Darüber hinaus sind Workshops auch eine ideale Gelegenheit, unsere vier großen Lehrprojekte aus dem Bereich Digitalisierung kennenzulernen und mit Projektmitarbeiter:innen von DeLLFi, PePP, ABBA und AIDAHO ins Gespräch zu kommen.

Ich persönlich freue mich außerdem sehr, dass die Dekanate aller drei Fakultäten eine gemeinsame Session anbieten werden: Im „Modulkatalog-Café“ geht es um praktische Tipps für die tägliche Arbeit mit HohCampus und dem Vorlesungsverzeichnis sowie konkrete Fragen zur Verankerung geplanter Lehrkonzepte.

Die abschließende Podiumsdiskussion steht unter der Überschrift: „Grenzenlose Flexibilität beim Lehren und Lernen – Wunschdenken oder Zukunft der Universitäten?“ Warum haben Sie sich für dieses Thema entschieden?

Die Corona-Pandemie hat uns vor Augen geführt, wie wichtig der persönliche Austausch zwischen Studierenden und Lehrenden auf dem Campus ist. Ein Studium ist eben viel mehr als reine Wissensvermittlung. Es geht auch darum, die eigene Persönlichkeit zu bilden, Netzwerke zu knüpfen und Inspiration aufzunehmen. Hohenheim hat sich deshalb ganz klar positioniert: Wir wollen auch in Zukunft eine Präsenz-Universität bleiben.

Doch bei allem Zuspruch für diesen Weg bekommen wir seitens der Studierenden auch sehr deutlich den Wunsch nach mehr Flexibilität für ihre Lernsituation gespiegelt. Denn Lebenssituationen und Lerntempo unterscheiden sich von Person zu Person stark. Kinder, ehrenamtliches Engagement, Job, eine Krankheit, Auslandaufenthalte oder Praxisaktivitäten können es erforderlich machen, den Studienverlauf individuell zu gestalten und dem Campus ggfs. auch phasenweise fern zu bleiben.

Think Tanks für Studium & Lehre



Mitdenken erwünscht: Seit Juni beschäftigen sich vier AGs der Initiative „Strategie Lehre 2030“ mit der Weiterentwicklung von Studium & Lehre. Weitere interessierte Lehre und Studierende sind herzliche eingeladen, sich anzuschließen.

Wunschdenken – oder Zukunft: Wie lautet Ihre Antwort? Sollte Hohenheim den Bedürfnissen der Studierenden stärker Rechnung tragen?

Das Anliegen der Studierenden ist für mich auf jeden Fall sehr gut nachvollziehbar. Und tatsächlich eröffnet die Digitalisierung ja auch vielfältige spannende Möglichkeiten, die es erlauben, Präsenz-Einheiten und digitale Elemente auf hohem didaktisch Niveau miteinander zu verbinden.

Allerdings kommt es dabei ganz stark auf die Umsetzung an. Digitale Elemente dürfen auf keinen Fall zu Anonymität führen und sie dürfen Studierende nicht dazu einladen, sich zurückzulehnen. Im Gegenteil: Digitale Formate erfordern sogar ein besonders hohes Maß an Eigenständigkeit. Darauf müssen wir die Studierenden zunächst vorbereiten.

Nebenbei bemerkt: Alles beim Alten zu belassen, können wir uns schlicht und ergreifend gar nicht leisten. Denn die Konkurrenz schläft nicht. Auch andere Universitäten sind mit Hochdruck dabei, ihre Studienangebote weiterzuentwickeln und ins digitale Zeitalter zu überführen. Wenn wir im Wettbewerb bestehen wollen, müssen wir die Bedürfnisse der Studierenden also sogar sehr ernst nehmen.

Während der Pandemie sind viele digitale Angebot auf die Schnelle im Krisenmodus entstanden. Wir sollten das nicht einfach so fortschreiben, sondern brauchen jetzt ein gutes gemeinsames Konzept. Genau daran arbeiten wir seit einem Jahr mit unserer Strategieinitiative „Lehre 2030“.

In welche Richtung könnte die Entwicklung denn gehen?

Während der zurückliegenden Semester haben wir festgestellt, dass fortgeschrittene Studierende deutlich besser mit der Online-Lehre zurechtkamen als Studierende, die am Anfang ihres Bachelorstudiums standen. Das bestätigt für mich eine ganz grundlegende pädagogische Erkenntnis: Auch das Lernen selbst muss man erst mal lernen.

Es erscheint deshalb sinnvoll, Studiengänge so aufzubauen, dass sie mit einer intensiven Präsenzphase beginnen, in der sich Studierende und Lehrende zunächst kennenlernen. Studierende können sich in dieser Phase mit allem vertraut machen, was für das Studium wichtig ist. Im zweiten Teil des Studiums kann das Lernen dann flexibler gestaltet werden, z.B. mit Formaten wie Blended Learning.

Während der anfänglichen Präsenzphase ist es außerdem sehr wichtig, Studierenden Techniken an die Hand geben, die sie befähigen, eigenständig neue Themen zu erschließen, Quellen kritisch auszuwerten, problemorientierte Fragestellungen zu entwickeln und forschend zu bearbeiten.

Als Universität tun wir übrigens sehr gut daran, den Fokus frühzeitig auf solche Kompetenzen zu legen, denn sie sind auch für das wissenschaftliche Arbeiten grundlegend. Gleichzeitig sind diese Schlüsselkompetenzen in der Arbeitswelt extrem nachgefragt und zeichnen Universitäts-Absolvent:innen gegenüber den Absolvent:innen anderer Hochschularten in besonderer Weise aus.

Uni mitgestalten

Wie wollen wir 2030 an der Uni Hohenheim forschen, lehren und lernen?

Weitere partizipative Formate

Austausch zu diesem und weiteren Themen findet nicht nur am Tag der Lehre statt. Sie haben eben die Strategieinitiative „Lehre 2030“ erwähnt. Was hat es damit auf sich?


Als verhältnismäßig kleine Uni haben wir eine große Chance: Wir können uns über Fakultätsgrenzen hinweg vernetzen und gemeinsam Weichen für künftige Entwicklungen stellen. Auf diese Weise können wir durchdachte Lösungen finden, mit denen wir uns positiv von Massen-Universitäten abheben.
 
Aktuell haben vier AGs ihre Arbeit aufgenommen, die sich mit den Themen Campus der Zukunft, Stundenplanung, Strukturentwicklung der Studiengänge und dem Studiengangsmanagement befassen. Engagierte Lehrende und Studierenden sind jeder Zeit herzlich eingeladen, sich anzuschließen. Weitere AGs sollen Schritt für Schritt hinzukommen.

Ausgangspunkt für die AGs ist das Strategiepapier „Lehre 2030“, das aktuell vom Kernteam der Initiative vorbereitet wird. Es fließen dabei u. a. auch Impulse aus unterschiedlichen partizipativen Formaten wie Creative Workshops und einer Synthetron-Debatte ein, die im letzten Jahr stattgefunden haben. Aufgabe der AGs ist es nun, das Strategiepapier mit Leben zu füllen und über die Zeit auch dynamisch weiterzuentwickeln.

Wir werden berichten. Vielen Dank für das Gespräch!


Interview: Leonhardmair


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