Er denkt pflanzliche Lebensmittel neu [17.02.23]
Vom Lebensmittel-3D-Druck über alternative Proteine bis zu Backwaren und klassischen Obst- und Gemüseprodukten: Die Forschung von Prof. Dr. Mario Jekle schlägt eine Brücke von der Vergangenheit in die Zukunft. Seit August 2021 leitet er das Fachgebiet Pflanzliche Lebensmittel an der Universität Hohenheim.
Sein Ziel: Leckere, gesunde und nachhaltige Lebensmittel, die zur Sicherung der globalen Ernährung beitragen. Ihn begeistert die Interdisziplinarität in- und außerhalb der Fakultät, die an der Uni Hohenheim gegeben sei. Und auch, dass seine Alma Mater Nachhaltigkeit nicht nur erforscht und lehrt, sondern lebt.
Herr Jekle, Ihr Fachgebiet ist Pflanzliche Lebensmittel. Was fasziniert Sie daran?
Mich begeistert die gesamte Bandbreite von Lebensmitteln. Pflanzliche Lebensmittel sind dabei besonders spannend, mit vielen traditionellen Lebensmitteln und neuen Entwicklungen in der Gegenwart.
Hinweis der Redaktion |
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Seit Beginn der Corona-Pandemie war es zeitlich nicht mehr möglich, die traditionellen Willkommensinterviews mit neuen Profs durchzuführen. Nun wird dies in Form einer Serie mit schriftlichen Fragebögen nachgeholt. |
Daneben forschen wir an bisher ungedachten Lebensmittelqualitäten und -eigenschaften. Wir versuchen dabei die Zusammenhänge zwischen den Rohstoffqualitäten, Prozessen und den Endprodukten aufzuklären, um über Designmechanismen und die Struktur ein Reverse Engineering der Lebensmittelqualitäten zu erreichen. Wir können und müssen dabei sehr interdisziplinär denken und handeln, das bereichert ungemein. Dabei gibt es jeden Tag Neues zu entdecken und anzuwenden.
Mit welchen Forschungsthemen beschäftigen Sie sich denn im Augenblick?
Wir versuchen Lösungsstrategien für die Sicherung der globalen Ernährung zu erarbeiten. Das stellt eine zentrale, gesellschaftlich wie politisch hochaktuelle Herausforderung der Menschheit dar.
Kernthema des Fachgebiets ist die Fraktionierung pflanzlicher Inhaltsstoffe und Biopolymere sowie deren Strukturierung und Funktionalisierung – immer in einem nachhaltigen und bioökonomischen Kontext. Damit kann ich ein Reverse Bio Engineering betreiben, d.h. Qualitäten unterschiedlichster Art wissensbasiert erstellen.
Applikationsschwerpunkte sind 3D/4D Food Printing, Funktionalisierung von alternativen Proteinen sowie die Texturierung von Lebensmitteln wie Ersatzprodukte, aber auch klassische Obst- und Gemüseprodukte sowie getreidebasierte Lebensmittel, wie Backwaren.
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Warum gerade Hohenheim?
Die Universität Hohenheim, meine Alma Mater, lebt schon längst die neue Farm-to-Fork-Strategie der EU. Diese setzt auf ein nachhaltiges und wirtschaftlich tragfähiges Land- und Ernährungssystem basierend auf Innovation und digitaler Technik. Nicht nur die vorhandene Expertise im Kollegium des Instituts Lebensmittelwissenschaft und Biotechnologie begeistert mich, auch die Möglichkeiten innerhalb und außerhalb der Fakultät ermöglichen eine immense Interdisziplinarität und Komplementarität.
Zu all dem waren die Offenheit und der Kooperationswille im Kollegium einer der überzeugendsten Gründe für Hohenheim – dies hat sich bis heute vollständig bestätigt und hat bereits zu erfolgreichen Kooperationen geführt.
Verraten Sie uns Ihren Lieblingsort auf dem Campus?
Der insgeheime Food Court der Universität – der Innenhof des Instituts für Lebensmittelwissenschaften und Biotechnologie. Ein Ort der Begegnung und des Wissensaustauschs – elementar für unsere Universität.
Was bedeutet für Sie gute Lehre?
Exzellente bzw. erfolgreiche Lehre ist erkennbar, wenn wir durch unseren Input und unsere Methoden kritische, selbstreflektierende und lösungsorientierte Studierende als Diskussionspartner:innen haben.
Fachgebiet Pflanzliche Lebensmittel |
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Seit 1.8.2021 leitet Prof. Dr. Mario Jekle das Fachgebiet Pflanzliche Lebensmittel. Die Bezeichnung änderte sich von „Technologie und Analytik pflanzlicher Lebensmittel“, nachdem sein Vorgänger in den Ruhestand trat. mehr |
Unsere Aufgabe ist die Vermittlung von Fachwissen und dessen Anwendung mittels einer wissenschaftlichen und wenn immer nötig auch pragmatischen Herangehensweise. Unser effizientester Multiplikator ist ein motivierender Umgang mit den Studierenden.
Haben Sie einen Tipp für ein erfolgreiches Studium?
Fragen Sie einfach mal Ihre Dozierenden, warum Sie den momentanen Stoff gerade lernen sollen und wie Sie die Inhalte weiterbringen können. Wenn Sie das erfassen, macht das Lernen Spaß und Sinn. Versuchen Sie immer einen inneren Antrieb zu finden. Und zur Not gilt auch mal „Augen zu und durch“. Durch das Studium öffnen sich so viele Türen für Sie, es lohnt sich! Und vergessen Sie nicht die Zeit „neben“ dem Studium!
Herzlichen Dank, Herr Jekle!
Interview: Elsner