Landwirtschaftliche Reststoffe mit Potenzial  [08.12.22]

Wie kann man Reststoffe aus der Landwirtschaft und der Landschaftspflege in Baden-Württemberg im Sinne der Bioökonomie am besten nutzen? Mit dieser Frage beschäftigen sich Forschende im neuen Verbundprojekt ReBioBW unter Leitung von Jun.-Prof. Dr. Franziska Schünemann vom Fachgebiet Bioökonomie der Universität Hohenheim. Das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (MLR) fördert das Vorhaben mit rund 630.000 Euro, davon gut 475.000 Euro für die Universität Hohenheim.


Ein Ziel der Bioökonomie ist es, fossile Rohstoffe durch nachwachsende Ressourcen zu ersetzen und eine klimaneutrale Wirtschaftsweise zu erreichen. Um eine Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion zu vermeiden, stehen dabei vor allem landwirtschaftliche Reststoffe im Fokus.

Doch welches Potenzial verbirgt sich hier wirklich? Wie viel Reststoffe sind tatsächlich vorhanden und wie werden sie bisher genutzt? Wie viel kann durch neue Technologien aus bestehenden Stoffströmen herausgeholt und zu neuen Stoffen für die Industrie umgewandelt zu werden? Wie kann man dies nachhaltig umsetzen und zugleich die Nährstoffkreisläufe beachten? Welche Chancen ergeben sich aus der Reststoff-Nutzung für neue regionale Wertschöpfungsketten im ländlichen Raum?

Viele Fragen, mit denen sich Forschende im Verbundprojekt ReBioBW beschäftigen. Ziel des gemeinsam mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) durchgeführten Vorhabens ist eine ganzheitliche Analyse des Potenzials, das in der Nutzung von Reststoffen aus der Landwirtschaft und der Landschaftspflege für die Bioökonomie in Baden-Württemberg liegt. Jun.-Prof. Dr. Schünemann und ihr Mitarbeiter Marius Boesino werden dabei an der Universität Hohenheim von drei Arbeitsgruppen sowie der Core Facility Hohenheim unterstützt.

Eine großangelegte repräsentative Umfrage unter landwirtschaftlichen Betrieben in Baden-Württemberg soll zunächst Aufschluss über die aktuelle Verwendung der Reststoffe geben. Unter Federführung von Dr. Evelyn Reinmuth vom Fachgebiet Nachwachsende Rohstoffe werden zudem in einer Informationskampagne die zukünftigen bioökonomischen Möglichkeiten in der Landwirtschaft vorgestellt.

Diese Maßnahmen werden durch eine Umfrage unter den Verarbeiter:innen von landwirtschaftlichen Roh- und Reststoffen ergänzt. Denn die Forschenden möchten verstehen, wie die Umsetzung in der Praxis vorangetrieben werden kann. Gleichzeitig wollen sie Wissenslücken bei den Beteiligten schließen und über neue Verwertungswege entlang der Wertschöpfungskette landwirtschaftlicher Reststoffe informieren. Deshalb werden auch diese Erhebungen von einer Informationskampagne begleitet, die auf den Lehrmaterialien für landwirtschaftliche Fachschulen aus dem ebenfalls vom MLR geförderten Projekt BLITZ (Bioökonomie für die Landwirt:innen der Zukunft) aufbaut.

Alle so gewonnenen Erkenntnisse fließen dann in ein mathematisches Modell ein, das mit einem landwirtschaftlichen Betriebsmodell gekoppelt wird. Prof. Dr. Christian Lippert und Dr. Tatjana Krimly vom Fachgebiet Produktionstheorie und Ressourcenökonomie im Agrarbereich übernehmen die betriebswirtschaftliche Bewertung der Reststoffe. Aber auch der Einfluss wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und politischer Treiber soll berücksichtigt werden. Die Forschenden erfassen dafür in einem Modell sowohl die lokale Produktion und Verwendung von Biomasse als auch den Import und Export. So können sie letztendlich die ökologischen und ökonomischen Effekte der Reststoffnutzung und zukünftige Potenziale abschätzen.

Eckdaten des Projekts

  • Projekttitel: Potenziale landwirtschaftlicher Reststoffe für die Bioökonomie in Baden-Württemberg – ReBioBW
  • Fördersumme: 631.666 Euro, davon 476.835 Euro für die Universität Hohenheim
  • Förderinstitution: Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (MLR)
  • Projektdauer: 6.9.2022 – 31.8.2025
  • Webseite: rebiobw.uni-hohenheim.de 
    LinkedIn: www.linkedin.com/company/rebiobw/ 
    Webseite BLITZ: biooekonomie-bw.uni-hohenheim.de/blitz
  • Projektbeteiligte: Jun.-Prof. Dr. Franziska Schünemann (Leitung),
    Projektpartner: Raphael Heck und Andreas Rudi, Institut für Industriebetriebslehre und industrielle Produktion (IIP), KIT Karlsruhe

Kontakt

Jun.-Prof. Dr. Franziska Schünemann, Fachgebiet Bioökonomie, Universität Hohenheim, +49 (0)711 459 24500, f.schuenemann@uni-hohenheim.de

Dr. Evelyn Reinmuth, Fachgebiet Nachwachsende Rohstoffe in der Bioökonomie | Geschäftsstelle Bioökonomie Hohenheim, +49 (0)711 459 22852, Evelyn_Reinmuth@uni-hohenheim.de


Schwergewichte der Forschung

Als „Schwergewichte der Forschung“ gelten herausragende Forschungsprojekte mit einem finanziellen Volumen von mindestens 350.000 Euro bei den Experimental- bzw. 150.000 Euro bei den Sozial- und Gesellschaftswissenschaften.


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