Hohenheimer Schätze: Henni & Herkules  [15.11.23]

Im Deutschen Landwirtschaftsmuseum stehen zwei prächtige Modelle der einst wichtigsten Rinderrasse Deutschlands, dem schwarzbunten Niederungsrind. Die Tierstatuetten sind unser Objekt des Monats in der Reihe „Hohenheimer Schätze“.

 

Die Museen und wissenschaftlichen Sammlungen der Uni Hohenheim sind wahre Schatzkammern. In der Reihe „Hohenheimer Schätze“ präsentiert die Redaktion regelmäßig besondere Objekt auf Instagram und im Online-Kurier.

„Im 19. Jahrhundert war das Deutsche Schwarzbunde Niederungsrind die wichtigste Rinderrasse in den nördlichen Gebieten des deutschen Reichs“, erklärt Frank Emmerich vom Deutschen Landwirtschaftsmuseum. Bekannt waren die Schwarzbunden nicht nur für ihre gute Milchleistung, sondern auch dafür, hervorragende Mastergebisse zu erzielen. Diese Eigenschaft machte sie zu idealen Zweinutzungsrindern – sowohl für Milch als auch für Fleisch.

Die Bedeutung der Schwarzbunten nahm in den 1960er Jahren jedoch ab. Da sich die Preise für Rindfleisch und Milchprodukte zugunsten der Milch verschoben hatten, wurde der Ruf nach Rindern mit einer höheren Milchleistung lauter. Um die Milchleistung möglichst schnell zu steigern, wurde die Genetik von Holstein-Friesian-Rinder aus den USA importiert. Im Gegensatz zum Niederungsrind ist diese Rasse deutlich auf die Milchproduktion ausgelegt. Die Holstein Friesians verdrängten die Niederungsrinder allmählich. Heute ist sie die häufigste Milchviehrasse – nicht nur in Deutschland sondern weltweit.

Henni und Herkules vor Ort Besuchen

Verein will die Schwarzbunten vor dem Aussterben bewahren

Von den einst so wichtigen Schwarzbunten Niederungsrindern sind heute nur wenige Bestände übriggeblieben – die Rasse gilt als vom Aussterben bedroht. Da die Schwarzbunden Niederungsrinder über Jahrhunderte in Deutschland gehalten wurden, sind sie sehr gut an das hiesige Klima und die Pflanzen angepasst. So können die Tiere auch geringwertige Pflanzen optimal verwerten. Durch seine ruhige Art sei das Niederungsrind zudem umgänglicher als die Hollstein-Friesian-Rinder, wodurch es geringere Trittschäden gebe.

Um die Rasse vor dem völligen Verschwinden zu retten, wurde 1989 der Verein zur Erhaltung des Deutschen schwarzbunten Niederungsrindes gegründet. Der Verein erfasst und registriert vorhandene Niederungsrinder, vermittelt Tiere und züchtet entsprechende Bullen. Außerdem betreibt er Informationsarbeit zur Rasse.

Anschauungsmaterial wird zum Museumsobjekt

Die beiden Modelle Henni und Herkules dienten einst als Anschauungsmaterial in der landwirtschaftlichen Ausbildung. Dank ihrer detailgetreuen Darstellung halfen sie dabei, angehenden Landwirten und Rinderzüchtern zu zeigen, wie eine gesunde Kuh, ein Euter und andere Merkmale aussehen sollten. Erst kürzlich ließ das Deutsche Landwirtschaftsmuseum die Statuetten nach Originalvorlagen nachfertigen.

„Allerdings gab es damals auch Horror-Modelle“, verrät Frank Emmerich. Die zeigten dann Abweichungen vom Idealtypus, wie etwa schiefe Euter und verformte Körper! Henni und Herkules hingegen sind Mustermodelle für die einst so wichtigen Schwarzbunten.

Text: Hagenau


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