Geben Sie doch mal mehr Feedback – mit KI  [28.09.23]

Prüfungen mit 600 Studierenden und mehr? Da bleibt oft nur wenig Zeit, um individuelle Stärken und Schwächen mit Studierenden zu besprechen. Doch das Team um Prof. Dr. Mareike Schoop vom Fachgebiet Wirtschaftsinformatik und Intelligente Systeme hatte eine geniale Idee: Ergänzend zur persönlichen Beratung für Einzelne gibt der eigens entwickelte „ExamBuddy“ mit Hilfe von KI individuelles Feedback und Lerntipps für alle. Finanziert wird das Projekt durch Fördermittel von DeLLFi. Auch Sie wollen die Kompetenzen Ihrer Studierenden mit einem innovativen Digital-Projekt aufs nächste Level bringen? Die aktuelle DeLLFi-Förderrunde (MP2) bietet für Fachgebiete der Fakultät WiSo noch ein letztes Mal die Chance auf finanzielle Unterstützung bis zu 20.000 € und Profi-Feedback.


„In komplexen Anwendungsaufgaben hast Du 88 % der erreichbaren Punkte erzielt, in einfachen Reproduktionsaufgaben jedoch nur 18 %. Du hast ein gutes Gefühl für das Themenfeld und kannst Dein Wissen anwenden, jedoch fehlt Dir oft das fundierte Grundlagenwissen bzw. die fachlich korrekte Sprache dazu. Bearbeite die Lernmaterialien gründlicher, um dieses zu erwerben!“

Nein, dieser Absatz wurde nicht von menschlichen Klausurbetreuer:innen verfasst. So oder so ähnlich kann es klingen, wenn der Hohenheimer ExamBuddy Studierenden mit Hilfe von KI Feedback zu Prüfungsergebnissen gibt. Je nach Umfang und Gestaltung der Klausur kann der schriftliche Bericht des ExamBuddys mehrere Seiten umfassen.

Auch eine gute Idee?

Vom 16.10. – 1.12. 2023 können Lehrende der Fakultät WiSo letztmalig bis zu 20.000 € plus Profi-Unterstützung für digitale Lehrprojekte beantragen. Die Mittel stammen aus dem DeLLFi-Projekt – Maßnahmenpaket 2.

Weitere Informationen zur Antragsstellung werden auf der Fakultätsratssitzung und im Newsletter der Fakultät WiSo bekanntgegeben.

Kontakt für Rückfragen:
frederik.schoettl@uni-hohenheim.de

„Unser ExamBuddy soll die persönliche Beratung nicht ersetzen, sondern ergänzen“, betont Prof. Dr. Mareike Schoop, eine der vier Ideengeber:innen des Pilotprojekts. „Sinnvolle Einsatzmöglichkeiten sehen wir vor allem bei sehr großen Prüfungen, bei denen ausführliche Gespräche aus Zeitgründen auf Einzelfälle beschränkt bleiben müssen.“

Eigene Lernstrategie optimieren

Erfolgreich zum Einsatz kommt der ExamBuddy bisher in der Erstsemester-Klausur „Betriebliches Informationsmanagement“, und in der Zweitsemester-Klausur „Applied Artificial Intelligence“, an denen regelmäßig jeweils 600 Studierende und mehr teilnehmen.

„In den Terminen zur Einsichtnahme nach der Klausur hatten wir uns in der Vergangenheit immer wieder darüber gewundert, dass viele Studierende nur zum Nachrechnen der Punkte kamen, statt die Gelegenheit zu nutzen, um herauszufinden, wo eigentlich ihre Probleme liegen. Eine verpasste Chance, die eigene Lernstrategie für zukünftige Klausuren zu optimieren“, meint Dozent Dr. Bernd Schneider.

Genau hier setzt der ExamBuddy an: Alle Studierende erhalten vor dem Termin der Klausur-Einsicht einen KI-generierten schriftlichen Report, inklusive Lerntipps. So können sich die Studierenden bereits zu Hause in Ruhe mit möglichen Lernschwächen auseinandersetzen und den Termin der Klausureinsicht dann gewinnbringender für sich nutzen.

Aus Sicht von Professorin Schoop geht dieses Konzept voll auf: „Unserer Wahrnehmung nach kommen viele Studierende jetzt mit einer anderen Einstellung zu uns und nutzen die kostbare Zeit tatsächlich, um herauszufinden, warum sie Punkte ‚verschenkt‘ haben. Die Studierenden stellen auch viel häufiger fachliche Fragen oder erkundigen sich nach ergänzenden Lernmaterialien.“

Blick hinter die Kulissen

Kick off-Termin: Projekte, die im Wintersemester eine DeLLFi-Förderung erhalten, werden am 4. Oktober, 14 - 16 Uhr, via Zoom uni-öffentlich vorgestellt. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Es ist keine Anmeldung erforderlich

Zoom-Link

Meeting-ID: 649 0421 1183
Kenncode: d0tA5B

DeLLFi gibt Freiraum und inspirierende Einblicke

Das Beispiel zeigt, wie der Einsatz digitaler Tools Kompetenzen von Studierenden fördern kann. Genau darum geht es im Maßnahmenpaket 2 des Hohenheimer Digitalisierungsprojekts DeLLFi.

Lehrende, die Ideen für innovative Lehrprojekte haben, können, sich in der letzten Förderrunde noch einmal um Fördermittel bis 20.000 € bewerben. Zusätzlich geben Digitalcoaches bei Bedarf didaktische Beratung und Feedback. Projektideen für das Sommersemester 2024 können vom16. Oktober bis 1. Dezember 2023 eingereicht werden. Förderzeitraum: Januar bis Ende Juni 2024.

„DeLLFi hat uns den notwendigen Freiraum verschafft, damit aus einer Idee Wirklichkeit werden konnte“, freut sich Professorin Mareike Schoop. „Wir befinden uns aktuell bereits in der dritten Förderphase. Nach den ersten erfolgreichen Einsätzen an unserem Fachgebiet wollen wir den ExamBuddy jetzt fit für weitere Klausuren machen, sodass künftig auch andere Hohenheimer Fachgebiete das Tool für eigene Lehrveranstaltungen nutzen können.“

Dr. Schneider kann DeLLFi nur wärmstens empfehlen: „Was DeLLFi für mich besonders macht, ist der inspirierende Austausch zwischen den verschiedenen Förderprojekten. Unter anderem ermöglichen Kick off-Termine spannende Einblicke hinter die Kulissen – noch bevor die Projekte umgesetzt werden. Anschließend ist es spannend zu sehen, was aus den einzelnen Projekten wird.“

Der nächste Kick Off-Termin für die im Wintersemester 23/24 geförderten Projekte findet am 4. Oktober (14 - 16 Uhr) via Zoom statt. Interessierte aller Fakultäten sind herzlich eingeladen, unabhängig davon, ob sie derzeit selbst an einem geförderten Projekt arbeiten.

Mehr erfahren

Lehrentwicklungsprojekt DeLLFi ("Digitalisierung entlang Lehren, Lernen und Forschen integrieren")

Zeitersparnis durch ExamBuddy?

Die notwendige Expertise für die technische Entwicklung des ExamBuddys bringt Doktorand Stefan Ullman mit, der sich seit seiner Masterarbeit intensiv mit Chatbot-Systemen beschäftigt und als Absolvent der Wirtschaftspädagogik zugleich über einen didaktischen Background verfügt.

„Damit der ExamBuddy qualifiziertes und für Studierende ermutigendes Feedback geben kann, muss er zuvor nicht nur mit fachlichen Inhalten gefüttert werden, sondern vor allem mit dem geballten Beratungswissens der Betreuungspersonen“, erläutert Ullmann. „Außerdem müssen die Lehrenden alle Klausuraufgaben vorab nach verschiedenen Kriterien klassifizieren – z.B. nach Themenfeld, Anforderungsbereich, Aufgabentyp etc.“

Eine Zeitersparnis bringt der ExamBuddy den Lehrenden also nicht unbedingt, insbesondere bei den ersten Einsätzen. Das bestätigt auch Dr. Muhammed Kaya, der den ExamBuddy mitentwickelt hat und ihn im Sommersemester erstmals in seiner Vorlesung „Applied Artificial Intelligence“ eingesetzt hat.

„Die Anpassung des ExamBuddy für eine neue Klausur ist durchaus etwas anspruchsvoll. Zusätzlich kann es notwendig werden, Lernmaterialien zur Vorlesung zu überarbeiten oder neu zu erstellen. Zeitersparnis für die Lehrenden ist aber auch nicht das Ziel unseres Projekts. Mit dem ExamBuddy wollen wir einen echten Mehrwert für die Studierenden schaffen, der sich auf die Qualität des Lernens auswirkt und hoffentlich zu besseren Prüfungsergebnissen führt – und zu sinkenden Durchfallquoten“, so Dr. Kaya.

Text: Leonhardmair


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