Verdi fordert 10,5 % mehr für Uni-Beschäftigte  [26.10.23]

10,5 % Inflationsausgleich, mindestens aber 500 € mehr: Mit dieser Kernforderung geht Verdi heute in die Tarifverhandlungen für die Beschäftigten im öffentlich Dienst der Länder. Die Arbeitgeberseite („Tarifgemeinschaft der Länder“, TdL) verweist auf knappe Haushalte und Entlastungsbedarf bei den Kommunen. Warnstreiks in den kommenden Wochen sind daher wahrscheinlich. Auch an der Uni Hohenheim macht sich die Betriebsgruppe Verdi bereit für Aktionen und hofft, dass sich möglichst viele Kolleg:innen anschließen.


Noch vor Weihnachten könnte eine Tariferhöhung für die Uni-Beschäftigten beschlossene Sache sein. Könnte – denn, ob es in den geplanten drei Verhandlungsrunden bis 8. Dezember tatsächlich zu einer Einigung kommt und wie gut sich die Gewerkschaft am Ende mit ihren Forderungen durchsetzen kann, ist derzeit noch völlig offen.

Die Kernforderungen von Verdi, die auch die Beschäftigten der Universitäten betreffen, lauten:

  • 10,5 % mehr Gehalt, mindestens aber 500 €
  • 200 € mehr für Nachwuchskräfte
  • unbefristete Übernahme für Azubis
  • Tarifvertrag für studentische Beschäftigte („Hiwis“)
  • 1 Jahr Laufzeit, um kurzfristig auf die weitere Inflation reagieren zu können


Kommunen als Vorreiter?

Als wichtige Orientierung dient Verdi auch diesmal der Tarifabschluss zwischen Bund und Kommunen. Nach zähen Verhandlungen Anfang des Jahres einigten sich die Tarifparteien im April auf ein deutliches Plus für die Beschäftigten: Neben einer Sonderzahlung in Höhe von 3.000 € steigen die Gehälter um einen Sockelbetrag von 200 € und anschließend um 5,5 %.

Verdi fordert nun, dass auch die Arbeitgeber der Länder in vergleichbarer Größenordnung nachziehen. Ein gewichtiges Argument, neben der Inflation, ist dabei der Fachkräftemangel. Laut Verdi sind derzeit im gesamten öffentlichen Dienst rund 300.000 Stellen unbesetzt. Bleiben die Länder Schlusslicht bei der Bezahlung, könnten sie künftig die Hauptleidtragenden dieser Entwicklung sein.

Erwartungen klaffen auseinander

Ob die Beschäftigten im öffentlichen Dienst der Länder am Ende tatsächlich mit ihren Kolleg:innen in den Kommunen gleichziehen, ist aber noch nicht ausgemacht. Der TdL-Vorsitzende Andreas Dressel dämpfte die Erwartungen bereits im Vorfeld: Bröckelnde Steuereinnahmen und große Aufgaben ließen wenig Spielraum in den Haushalten. Zudem befänden sich die Länder in harten Auseinandersetzungen mit dem Bund über aktuelle Finanzierungsfragen.

Verdi-Vorsitzender Frank Werneke gibt sich hingegen kampfbereit und betont: „Die Erwartungshaltung der Länderbeschäftigten angesichts der teilweise absurden Gehaltsunterschiede im öffentlichen Dienst ist hoch. Ich rate den Länderarbeitgebern dringend: Nehmen Sie diese Erwartung sehr ernst, der Druck und oftmals auch der Frust sind groß. Die Beschäftigten wollen sich nicht abhängen lassen.“

Weitere Verhandlungstermine

  • 2.– 3. November in Potsdam
  • 7.– 8. Dezember in Potsdam

Warnstreiks in Hohenheim möglich

Angesichts der unterschiedlichen Positionen sind Warnstreiks in den kommenden Wochen wahrscheinlich. Auch an der Uni Hohenheim machen sich Beschäftigte für Aktionen bereit, sollte sich in der ersten Verhandlungsrunde zu wenig bewegen.

Karin Bühler von der Betriebsgruppe Verdi hofft, dass sich möglichst viele Kolleg:innen anschließen: „Das Motto von Verdi für diese Tarifrunde lautet: ‚Zusammen geht mehr‘. Das wollen wir gerne auch an der Uni Hohenheim zeigen. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass die Verhandlungen nicht einfach werden. Aber alle, die bereit sind, uns bei Warnstreiks zu unterstützen, bringen Rückenwind und tragen dazu bei, dass Verdi am Ende ein bestmögliches Ergebnis erzielen kann.“

Die Forderungen der Gewerkschaft hält sie für mehr als berechtigt: „Wir leisten an der Uni Hohenheim sehr gute Arbeit und brauchen jetzt dringend einen Ausgleich für die steigenden Preise in allen Bereichen. Außerdem muss die Uni konkurrenzfähig bleiben, damit wir im Wettbewerb um begehrte Fachkräfte nicht noch weiter ins Hintertreffen geraten und freie Stellen auch besetzt werden können.“

Rund 2,5 Millionen Menschen betroffen

Verdi vertritt in den aktuellen Verhandlungen laut eigenen Angaben rund 1,2 Millionen Tarifbeschäftigte. Hinzu kommen rund 1,3 Millionen Beamt:innen, auf die ein Abschluss üblicherweise übertragen wird. Dazu zählen neben den Beschäftigten an den Universitäten u.a. auch Lehrer:innen, Ärzt:innen an den Unikliniken sowie Beschäftigte im Strafvollzug oder im Justizwesen.

Text: Leonhardmair


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