Evidenzbasierte Politik für nachhaltige Ernährungssysteme [08.07.24]
Die Transformation des Ernährungssystems erfordert komplexe politische Entscheidungsprozesse, an denen alle relevanten Akteure beteiligt sein sollten. Trotz der Anstrengungen vieler afrikanischer Länder, eine evidenzbasierte Politik zu fördern, bleibt die personelle Kapazität zur Forschung begrenzt und die Umsetzung von Forschungsergebnissen in Politik eine schwierige Aufgabe mit vielen Hindernissen. Diese Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik ist der Ansatzpunkt für das EU-geförderte internationale Verbundprojekt StEPPFoS mit Beteiligung der Universität Hohenheim.
Afrika steht am Beginn eines tiefgreifenden politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandels. So hat der Kontinent die weltweit am schnellsten wachsende Bevölkerung, die Prognosen zufolge von ca. 1,4 Milliarden Menschen im Jahr 2022 bis 2050 auf ca. 2,5 Milliarden Menschen anwachsen wird. Diese Entwicklung stellt für den Kontinent eine große wirtschaftliche Chance aber auch eine enorme Herausforderung dar.
Nahrungsmittel- und Ernährungssicherheit sowie eine nachhaltige Landwirtschaft (FNSSA) gehören zu den primären politischen Zielen vieler afrikanischer Länder und stehen im Mittelpunkt der internationalen Zusammenarbeit zwischen der Afrikanischen Union (AU) und der Europäischen Union (EU).
Ein zentrales Ziel ist die Transformation des afrikanischen Agrar- und Ernährungssektors und der ländlichen Räume. Denn obwohl Afrika selbst nur wenig zum Klimawandel beiträgt, ist die afrikanische Landwirtschaft stark von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Darin liegt aber auch die Chance, eine nachhaltige Nahrungsmittelproduktion zu etablieren.
Häufig besteht eine deutliche Diskrepanz zwischen den politischen Zielen und den tatsächlichen Ergebnissen der Politik. Das liegt unter anderem daran, dass politische Entscheidungen nicht immer auf der Grundlage anerkannter wissenschaftlicher Erkenntnisse getroffen werden. Eine wissenschaftlich fundierte Politik ist daher der Schlüssel zu einer nachhaltige Transformation des Ernährungssystems.
Ziel des Verbundprojektes StEPPFoS ist es daher, politische Initiativen und Forschungsprojekte im Agrar- und Ernährungssektor auf nationaler und regionaler Ebene in Afrika besser zu koordinieren und zu bündeln. Die Projektpartner wollen dazu beitragen, die Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik zu verbessern. Das Ziel ist die Förderung wissenschaftsbasierte Entscheidungsprozesse und des Erfahrungsaustauschs zur Unterstützung der Agrar- und Handelspolitik und der integrativen Nachhaltigkeitstransformation von Agrar- und Ernährungssystemen in Afrika.
Der Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung von Strategien zur Förderung der wissenschaftlichen Unterstützung der Politikgestaltung und dem Aufbau von wissenschaftlichen Kapazitäten im Bereich der Politikanalyse und -entwicklung. Dafür werden verschiedene Interessengruppen einbezogen und partizipative Methoden entwickelt und angewendet.
Insgesamt sind 18 Organisationen an StEPPFoS beteiligt. Das Projekt wird von der technischen Spitzenorganisation der Afrikanischen Union, dem Forum for Agricultural Research in Africa (FARA), und der European Alliance on Agricultural Knowledge for Development (AGRINATURA) koordiniert. Letztere ist ein Zusammenschluss europäischer Universitäten und Forschungszentren, dem auch die Universität Hohenheim angehört.
Die Europäische Kommission unterstützt das Vorhaben im Rahmen der Partnerschaft zwischen AU und EU mit insgesamt ca. vier Mio. Euro. Davon erhält Dr. Kirsten Boysen-Urban vom Fachgebiet Internationaler Agrarhandel und Welternährungswirtschaft an der Universität Hohenheim für ihre Forschung rund 370.000 Euro. Dies macht das Projekt dort zu einem „Schwergewicht der Forschung“.
Projekt-Steckbrief
- Titel: Strengthening Evidence-Based Policy and Practice for Sustainable Food Systems Under the EU-AU Partnership - StEPPFoS
- Fördersumme: insgesamt rund 4 Mio. Euro, davon 373.139 Euro für die Universität Hohenheim
- Förderinstitution: Europäische Kommission
- Dauer: 1.1.2024 - 31.12.2027
- Koordination: Forum for Agricultural Research in Africa (FARA) und European Alliance on Agricultural Knowledge for Development (AGRINATURA)
- Beteiligte: 18 Institutionen aus Afrika und Europa
Schwergewichte der Forschung
Als „Schwergewichte der Forschung“ gelten herausragende Forschungsprojekte mit einem finanziellen Volumen von mindestens 350.000 Euro bei den Experimental- bzw. 150.000 Euro bei den Sozial- und Gesellschaftswissenschaften.
Kontakt
Dr. Kirsten Boysen-Urban, Universität Hohenheim, Fachgebiet Internationaler Agrarhandel und Welternährungswirtschaft, +49 (0)711 459 23391, kirsten.urban@uni-hohenheim.de