Uni bereitet sich auf Geflüchtete vor  [12.04.22]

Das Ausmaß der Zerstörung in der Ukraine ist bisher kaum absehbar. Feststeht bereits jetzt: Auch mehrere Universitäten sind dem Erdboden gleich. Die Hochschulen in Deutschland erklären sich solidarisch. Auch Hohenheim bereitet sich darauf vor, geflüchtete Studierende und Forschende zu integrieren. Um ihnen in finanziellen Notlagen besser weiterhelfen zu können, hofft die Uni u.a. auf private Spenden.


„Die Bilder, die uns in diesen Tagen aus der Ukraine erreichen, erschüttern zutiefst. Für die Universitäten steht jetzt mehr denn je außer Frage, dass wir geflüchteten Studierenden und Forschenden so gut es geht helfen möchten, ihr Studium bzw. ihre wissenschaftliche Arbeit fortzusetzen“, erklärt Prof. Dr. Andreas Pyka, Prorektor für Internationalisierung.

Die Hochschulrektorenkonferenz und der DAAD rechnen damit, dass bis zu 100.000 geflüchtete ukrainische Studierende und Forschende an den deutschen Hochschulen ankommen könnten. Heruntergerechnet auf die Uni Hohenheim wären dies ca. 200-500 Personen. Ob diese Zahl tatsächlich realistisch ist und wie lange die geflüchteten Menschen bleiben werden, ist derzeit jedoch ungewiss. Denn wie lange der Krieg dauert und wie sich die Lage an den Unis in der Ukraine entwickelt kann niemand vorhersagen.

„Da mehrere Universitäten komplett zerstört sind, ist denkbar, dass nicht nur Einzelpersonen, sondern ganze Kohorten, z.B. Studiengänge, Unterstützung und institutionellen Anschluss benötigen“, erklärt Prof. Dr. Pyka. „Wenn diese Prognosen eintreffen, sind wir nicht nur auf Solidarität der gesamten Universität, sondern auch auf Hilfsprogramme der Politik angewiesen.“

Ruhe vor dem Sturm

Für viele Menschen, die vor dem Krieg geflohen sind, stehen in den ersten Tagen Fragen der Unterkunft und Registrierung, medizinische Versorgung, der Kontakt zu Angehörigen oder die Schule für Kinder im Vordergrund. An den Universitäten herrscht derweil noch so etwas wie die angespannte Ruhe vor dem großen Sturm. Bislang gibt es in Hohenheim zwar einige Anfragen, aber erst eine Person, die tatsächlich an einem Institut aufgenommen wurde.

„Wir gehen davon aus, dass uns konkrete Anfragen erst mit einer gewissen Zeitverzögerung erreichen. Denn beim DAAD und in Baden-Württemberg soll jeweils eine zentrale Anlaufstelle mit Erstinformationen für alle geflüchtete Studierende und Forschende eingerichtet werden. Seitens der Uni Hohenheim steigen wir in die Beratung ein, wenn es konkret um Zulassung und Einschreibung geht“, so Franziska Schenk, Leiterin des Akademischen Auslandsamtes an der Uni Hohenheim.

Forschende aus der Ukraine können sich direkt an die Uni wenden. Hier ist die fachliche Passung entscheidend. „Einige Fachgebiete und Institute in Hohenheim haben sich bereits Gedanken gemacht, wie sie geflüchtete Forschende und Doktoranden einbinden können“, berichtet Schenk und empfiehlt, freie Forschungsplätze z.B. auf der Seite der Alexander von Humboldt-Stiftung zu veröffentlichen.

Hilfsfonds für Studierende und Forschende

Dass die Anfragen kommen, dürfte allerdings nur eine Frage der Zeit sein, ist Schenk überzeugt. Das Akademische Auslandsamt bereitet sich deshalb darauf vor, kurzfristig wieder Sprachkurse zur Studienvorbereitung zu organisieren. Außerdem hat die Uni eine Website zur Ukraine-Krise eingerichtet, die alle wichtigen Anlaufstellen und Informationen bündelt.

Unter anderem stellt die Uni Hohenheim akut einen Nothilfefonds für immatrikulierte Studierende und Doktoranden bereit, die aufgrund des Krieges in der Ukraine in finanzielle Notlage geraten sind. Dieser soll auf geflüchtete Studierende und Forschende ausgeweitet werden.

„Wir denken hier natürlich in erster Linie an ukrainische Studierende und Forschende, die geflüchtet sind oder bereits vorher an der Uni eingeschrieben waren und nun nicht mehr zurückkehren können. Prinzipiell würden wir auch gerne Studierenden anderer Nationalitäten helfen, die in der Ukraine studiert haben. Doch bislang gewährt Deutschland in diesen Fällen keinen Asyl-Status. Nicht ausgeschlossen ist außerdem, dass auch russische Studierende und Promovierende, die hier in Hohenheim studieren bzw. forschen, Probleme bekommen, wenn sie dem Regime Putins kritisch gegenüberstehen. Auch sie wollen wir in schwierigen Situationen nicht allein lassen“, so Prof. Dr. Pyka.

Uni hofft auf Spenden

Gespeist wird der Hilfsfonds aus Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst (MWK), der Baden-Württemberg-Stiftung und des Deutschen Akademischen Austausch Diensts (DAAD). Bislang könnte davon jedoch nur einer vergleichsweisen kleinen Zahl an Personen geholfen werden. Deshalb hofft die Universität nun auch auf private Spenden. Die Universitätsstiftung hat dazu ein Spendenkonto eingerichtet.

  • Kontoverbindung: Hohenheimer Universitätsstiftung
  • IBAN: DE70 6009 0700 0328 7000 02
  • Verwendungszweck: Ukrainekrieg Notfallfonds + Anschrift des Spenders/der Spenderin

Text: Leonhardmair


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