StuWe-Chefin im Interview - Teil II: Wohnheime [27.11.24]
Ein erschwingliches Zimmer in Uni-Nähe: Davon träumen die meisten Studierenden. Doch der Wohnungsmarkt ist extrem angespannt. Unverzichtbar deshalb: Die Wohnheime des Studierendenwerks Tübingen-Hohenheim. Beim "Coffee to go" mit der Redaktion berichtet die neue Geschäftsführerin Edith Hein über die aktuelle Situation, Bau-Projekte und Herausforderungen.
Seit Dezember 2023 ist Edith Hein neue Geschäftsführerin des Studierendenwerks Tübingen-Hohenheim. Im ersten Teil unseres Interviews haben wir mit ihr hinter die Kulissen der Mensa geschaut, Fragen von Studierenden beantwortet (Instagram-Story) und über weitere Aufgaben des Studierendenwerks gesprochen.
Interview - Teil II: Wohnheime
Frau Hein, Wohnen ist ein extrem wichtiges Thema für Studierende. Können Sie einen kurzen Überblick geben, welche Angebote das Studierendenwerk am Standort Hohenheim bietet?
An der Uni Hohenheim betreiben wir 7 Wohnheimkomplexe, mit 1214 Plätzen. Überwiegend handelt es sich um WG-Zimmer. Wir haben aber auch 262 Einzel-Apartments. Die Miete liegt je nach Größe bei ca. 250 bis 450 Euro.
Unser Stolz ist der neue Gebäudekomplex in der Egilolfstraße 41-45 direkt neben der Sportanlage, den wir 2019 in Betrieb genommen haben.
Es gibt aber auch Wohnheime, die schon erheblich in die Jahre gekommen sind. In der Schwerzstraße haben wir beispielsweise einen Gebäudebestand aus den 1970er-Jahren. Hier haben schon zahlreiche Studierenden-Generationen gewohnt und gefeiert. Das hat Spuren hinterlassen. Wir haben deshalb 13,3 Mio. Euro in die Hand genommen, um die Wohnheime dort einer umfassenden Sanierung zu unterziehen. Die Bauarbeiten in der Schwerzstraße 3 und 2 sind bereits abgeschlossen. A propos Schwerzstraße, im letzten Frühjahr überraschte mich eine ungewöhnliche Meldung: "Achtung, wir haben noch zahlreiche Zimmer frei!" lacht. Ja, das war im März 2024 unmittelbar nach dem Abschluss der Sanierung des Wohnheims Schwerzstraße 2. Damals konnten wir auf einen Schlag gut 100 Plätze vergeben. Die meisten Studiengänge starten ja erst im Wintersemester. Es gab also nur wenig Studierende, die gerade neu an die Uni Hohenheim gekommen waren. Deshalb hatten wir ausnahmsweise mehr Plätze als Interessierte. Doch dieses „Problem“ hat sich sehr schnell in Luft aufgelöst. |
Zum Start des Wintersemesters 2024/25 war die Nachfrage wieder extrem hoch. Auf 460 freie Plätze erreichten uns mehr als doppelt so viele Bewerbungen. Schließlich mussten wir die Warteliste schließen.
Es ist zu erwarten, dass sich die Situation im kommenden Jahr übergangsweise sogar noch einmal zuspitzt. Denn in der Schwerzstraße 1 und 1A wie auch in unserem Wohnheim im Chausseefeld stehen dringend notwendige Sanierungen bevor.
Das heißt, während der Bauarbeiten werden uns vorrübergehend noch einmal 150 Plätze fehlen. Im Anschluss sind die Wohnheime dafür dann aber wieder in einem guten Zustand.
Und außerdem gibt es Pläne für neues Wohnheim, richtig?
Genau. In der Fruwirthstraße entsteht nächstes Jahr ein Neubau mit 126 Plätzen in drei Gebäuden. Der Baugrund befindet sich gegenüber vom Verfügungsgebäude und grenzt an die Erdhügelhäuser an. Wir hoffen, dass die Bagger ab Frühjahr 2025 rollen.
Tatsächlich ist das Projekt für uns ein ziemlicher Kraftakt, da die Baukosten in den letzten Jahren geradezu explodiert sind.
Auch behördliche Auflagen haben uns erheblich ausgebremst. Da wir nicht riskieren wollten, durch ökologische Gutachten weitere Zeit zu verlieren, haben wir vorsorglich sogar ein Eidechsenquartier als ökologische Ausgleichsfläche mit eingeplant.
Umso mehr freuen wir uns, dass es nun endlich losgehen kann!
Hinter den Kulissen der Mensa |
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Das sind gute Aussichten. Tatsächlich hatte sich bei etlichen Studierenden in den letzten Jahren ja auch schon einiger Unmut aufgestaut.
Letztes Jahr berichtete die Stuttgarter Zeitung über gravierende Probleme in den Hohenheimer Wohnheimen: Wasserrohrbrüche, Schimmel und eine unbesetzte Notfall-Hotline...
Die Vorfälle haben sich vor meiner Zeit abgespielt. Mir stellt sich die Sache so dar, dass hier mehrere Probleme zusammenkamen.
Die wiederholten Wasserrohrbrüche in der Schwerzstraße waren in der Tat ein massives Problem. Grund hierfür waren die veralteten Leitungen. Mit der anstehenden Sanierung der Schwerzstraße 1 und 1A wird das Thema endgültig der Vergangenheit angehören.
Durch die Bauarbeiten in der Schwerzstraße 2 kam es im vergangenen Jahr aber phasenweise leider sogar nochmal verstärkt zu Wasserrohrbrüchen. Das war eine echte Belastung für die Bewohner:innen, die wir sehr bedauern.
Und wenn am Wochenende dann auch noch die Notfall-Hotline nicht erreichbar ist, ist der Frust natürlich vorprogrammiert...
Absolut. Das hätte so nicht passieren dürfen. Eine Notfall-Nummer muss 24/7 erreichbar sein. Das Studierendwerk hat damals auch Konsequenzen gezogen und den Dienstleister gewechselt, mit dem wir zusammenarbeiten.
Es ist für mich nicht ganz einfach, die Dinge vor meiner Zeit liegen, rückblickend zu bewerten. Mein Ansatz in einer solchen Situation wäre aber: Aktiv den Dialog mit den Bewohner:innen suchen, Transparenz schaffen und versuchen, bestmöglich auf ihre Probleme einzugehen.
Neben den Wasserrohrbrüchen beklagten sich die Studierenden auch über Schimmelbefall. Betroffen ist insbesondere das Wohnheim Chausseestraße. Das Studierendenwerk hatte unter den Bewohner:innen damals eine Schimmel-Abfrage gestellt. Was wurde daraus?
Es hat sich herausgestellt, dass das Problem komplexer ist als gedacht. Es geht nicht nur um oberflächliche Schimmelflecken, die sich mit Chlorreiniger bekämpfen lassen. Sondern wir haben es mit einem massiven Feuchtigkeitsproblem im Gebäude zu tun. Einzelne Zimmer mussten wir deshalb sperren.
Wir wollen dieses Problem nun so schnell wie möglich in den Griff bekommen. Das geht nur im Zuge einer Generalsanierung. Die Planungen dafür laufen im Moment auf Hochtouren. Die Bauarbeiten werden aller Voraussicht nach 2026 beginnen.
Einige Studierende haben uns damals berichtet, dass sie das Gefühl haben, mit ihren Problemen beim Studierendenwerk kein Gehör zu finden. Deshalb haben sich am Ende an die Zeitung gewendet.
Das höre ich nicht gerne. Ich möchte an dieser Stelle umgekehrt aber auch an die Studierenden appellieren: bitte nutzen Sie unsere bestehenden Kommunikationswege. Trotz der hohen Unzufriedenheit kamen damals offenbar nur sehr wenige Beschwerden direkt bei unseren Mitarbeiter:innen an.
Die erste und wichtigste Anlaufstelle sind die Hausmeister. Mängel können außerdem niederschwellig über ein Online–Formular gemeldet werden. Wir bitten hier jedoch um etwas Geduld. Wenn die Reaktion länger dauert, heißt das nicht, dass ein Anliegen ins Leere läuft. Oftmals braucht es leider eine geraume Zeit, um Fachfirmen für Reparaturarbeiten zu finden.
Sollten die Hausmeister nicht erreichbar sein oder Probleme nicht gelöst werden können, steht auch die Wohnheimverwaltung als Anlaufstelle bereit. Es gibt persönliche Sprechzeiten und auch der Kontakt per E-Mail ist möglich.
Ich bin fest überzeugt, dass sich so die allermeisten Anliegen lösen lassen. Sollten Studierende trotzdem in einer Situation einmal den Eindruck haben, nicht weiterzukommen, können sie sich natürlich auch direkt an mein Büro (Geschäftsführung) wenden.
Mir ist wichtig, dass sich Studierende in unseren Wohnheimen wohlfühlen. Es gibt viele Herausforderungen. Aber wir kommen auch Schritt für Schritt voran. Und ich bin zuversichtlich, dass wir die Situation mit den anstehenden Bau- und Sanierungsprojekten noch einmal deutlich verbessern können.
Wir werden berichten. Vielen Dank für das Gespräch!
Interview: Leonhardmair