Kostbare Gewürze aus dem Hohenheimer Herbarium [10.12.23]
Advent, Advent, das zweite Lichtlein brennt! Wir nutzen die Adventszeit, um ein bisschen über die Tradition unserer Weihnachtsbäckerei zu lernen. Das Hohenheimer Herbarium ist dafür der perfekte Ort: Hier lagern kostbare Belege aller wichtigen Gewürze für leckeres Weihnachtsgebäck. Anhand der Belege erklärt Kuratorin Rhinaixa Duque-Thüs die Geschichte unserer süßen Tradition.
Zimt, Muskat, Pfeffer, Fenchel, Koriander, Anis, Vanille - für den vorweihnachtlichen Besuch im Hohenheimer Herbarium hat Kuratorin Dr. Rhinaixa Duque-Thüs Belege aller wichtigen Gewürze für die klassische Weihnachtsbäckerei aus dem Herbarium zusammengesucht. Das „Kronjuwel“ unter ihnen in der roten Mappe: Ein Typus-Beleg einer Gewürznelke aus Indien.
Diese Belege sind nicht nur für Botaniker:innen wertvolle Schätze – sie lehren uns auch einiges über unsere Backtradition in der Weihnachtszeit. „Angefangen hat die Lebkuchen Backtradition im Mittelalter“, erklärt Dr. Rhinaixa Duque-Thüs. „In Nürnberg begannen Mönche damit, zum Fastenbrechen Honigkuchen mit Gewürzen zu verfeinern.“
Indien, Ägypten, Zentralamerika … die Gewürze für unsere Lebkuchen kommen aus aller Welt. „Nürnberg lag am Schnittpunkt der alten Salz- und Handelsstraßen aus den Orient Richtung Süden, daher waren die Gewürze dort verfügbar“, erklärt die Kuratorin. Die Gewürze kamen zuerst aus Asien, später wurde Teil davon, Kakao und Zucker aus den Kolonien importiert und waren in Europa begehrte Luxusgüter. Der lukrative Handel hielt die kolonialen Strukturen lange Zeit aufrecht, sie wirken bis heute nach.
Doch zwischen den Belegen für die Weihnachtsbäckerei findet man auch die heimische Zuckerrübe! Und das haben wir Napoleon zu verdanken! „Die napoleonischen Kriege führten zu einem Mangel an Luxusgütern in Europa“, so Duque-Thüs. Und dazu gehörte auch Zucker. Doch die Not machte erfinderisch: Damit der süße Zahn nicht leidet, entwickelte der schlesische Chemiker Franz Carl Achard eine Technik, um Zucker aus Futterrüben herzustellen…
Wir sehen: Geschichte kann nicht nur spannend und lehrreich, sondern auch ganz schön lecker sein. Trotzdem ist nicht alles Zuckerguss, was glänzt. Dass unsere Traditionen teilweise auf kolonialer Ausbeutung gründen, lässt sich nicht ändern. Heute können wir für die Weihnachtsbäckerei aber glücklicherweise auf Fair-Trade-Produkte zurückgreifen – dann müssen wir auch nicht die kostbaren Gewürze aus dem Herbarium klauen.
Text: Hagenau